Regensburg: Nein zu "Lady-Zonen" im Stadtbus

Ihm gehe es um das Sicherheitsbedürfnis von Frauen und Mädchen: Der Regensburger Stadtrat Janele schlug vor, abends und nachts "Lady-Zonen" im Stadtbus einzuführen. Sein Antrag wird abgelehnt.
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Christian Janele hatte seinen Antrag schon lange vor den massenhaften sexuellen Übergriffen am Kölner Hauptbahnhof in der Silvesternacht formuliert.
dpa Christian Janele hatte seinen Antrag schon lange vor den massenhaften sexuellen Übergriffen am Kölner Hauptbahnhof in der Silvesternacht formuliert.

Regensburg - Die Geschlechtertrennung bei der nächtlichen Stadtbusfahrt in Regensburg hätte mit pinkfarbenen Markierungen funktionieren können. So zeigt es die Stadtratsfraktion der Christlich-Sozialen Bürger (CSB) mit einer Fotomontage auf ihrer Facebook-Seite. Das sei freilich nur ein Vorschlag, hieß es. Auch eine andere Farbe sei möglich.

Doch egal ob Pink oder andersfarbig: Der Planungsausschuss der oberpfälzischen Stadt lehnte den Vorstoß am Dienstagabend ab. Stadtratsmitglied Christian Janele hatte im Herbst einen Antrag gestellt, mit der er dem Sicherheitsbedürfnis der Bevölkerung Rechnung tragen wollte, wie er sagt.

Seine Idee: Damit Frauen und Mädchen auf dem Nachhauseweg abends oder in der Nacht keine Angst vor Übergriffen haben müssen, sollten sie auf spezielle "Frauen-Taxis" zurückgreifen können. Dort hätte dann eine Frau am Steuer sitzen können, die Kommune hätte einen Zuschuss zum Fahrpreis leisten können.

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In Heidelberg laufe ein ähnliches Projekt schon seit Jahren. Und in den Stadtbussen hätten spezielle "Lady-Zonen" ausgewiesen werden können, in denen sich abends und nachts nur Frauen aufhalten dürften.

Janele hatte seinen Antrag schon lange vor den massenhaften sexuellen Übergriffen am Kölner Hauptbahnhof in der Silvesternacht formuliert. Das ist ihm wichtig. In Gesprächen mit Bürgern sei er auf deren Sicherheitsbedenken aufmerksam geworden, schildert er: "Wie kommt meine Tochter, wie kommt meine Frau abends oder nachts sicher nach Hause?"

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Diese Ängste der Bevölkerung müsse man ernst nehmen. Dass gerade sein Vorschlag zu den "Lady-Zonen" daran erinnern könnte, dass einst etwa in US-Bundesstaaten Schwarze nur bestimmte Bereiche in öffentlichen Bussen nutzen durften, weist Janele zurück. Ihm gehe es allein darum, "dass viele Frauen sich unsicher im Bus fühlen".

Das gelte übrigens auch für Senioren. Markierungen am Boden der Busse seien mit wenig Aufwand anzubringen - und müssten auch nur nachts oder abends ihre Gültigkeit haben. "Tagsüber ist das Thema ja meist nicht so relevant."

Der Regensburger Verkehrsverbund (RVV) hatte schon vor der Ablehnung im Planungsausschuss betont, dass er wenig von dem Vorschlag hält. "Dazu besteht grundsätzlich keine Notwendigkeit, wir haben an dieser Stelle keine Probleme", sagt Geschäftsführer Kai Müller-Eberstein.

Beim Bundesverband der Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe heißt es: "Selbstverständlich können Frauenräume wie Frauentaxis oder -parkplätze eine sinnvolle Maßnahme sein, damit Frauen sich sicherer fühlen im öffentlichen Raum."

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Allerdings weist Sprecherin Katja Grieger auch darauf hin, dass solche Forderungen die Debatte in eine falsche Richtung lenken könnten: "Denn Studien belegen ganz eindeutig, dass die allermeisten Übergriffe im sozialen Nahraum stattfinden und der Tatort oft die Wohnung ist. Es braucht eine gesellschaftliche Gesamtstrategie gegen sexualisierte Gewalt, egal wo sie stattfindet."

Sexuelle Übergriffe in öffentlichen Verkehrsmitteln sind immer wieder ein Thema. So startete Anfang November in Paris das Nahverkehrsunternehmen RATP eine Kampagne, um etwa belästigende Sprüche in Bussen, Metro-Zügen oder Straßenbahnen einzudämmen.

In einer Umfrage hatten 71 Prozent der befragten Frauen angegeben, mindestens einmal Opfer sexueller Belästigung in öffentlichen Verkehrsmitteln geworden zu sein.

Und in Wien hat die Stadtverwaltung Verhaltenstipps für Frauen veröffentlicht: "Wenn Sie an einer Haltestelle warten, kann es sinnvoll sein, mit dem Rücken an der Wand zu stehen oder sich in der Nähe anderer Menschen aufzuhalten."

Ein weiterer Rat: Frauen sollten sich bei nächtlichen Fahrten mit Bus, Straßenbahn oder U-Bahn in die Nähe des Fahrers setzen oder in einen Waggon mit mehreren Fahrgästen.

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