Radler vs. Wanderer - Kleinkrieg in den Bergen

Mountainbiker und Bergwanderer kommen sich immer häufiger ins Gehege. Manche greifen zur Selbstjustiz. Nun sind Nummerntaferl für Fahrräder im Gespräch.
Klaus Wiendl |
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Ob zum Wandern oder Radfahren: Bayerns Berge sind dafür – vor allem in Coronazeiten, wie es scheint – gleichermaßen beliebt. Doch immer öfter kommen sich Sportler in die Quere.
Imago Images 2 Ob zum Wandern oder Radfahren: Bayerns Berge sind dafür – vor allem in Coronazeiten, wie es scheint – gleichermaßen beliebt. Doch immer öfter kommen sich Sportler in die Quere.
Im Rotwandgebirge gilt ein Radfahrverbot.
Florian Bossert 2 Im Rotwandgebirge gilt ein Radfahrverbot.

Miesbach - Die Konflikte eskalieren. Handgreiflichkeiten zwischen Bergradlern und Wanderern beschäftigen zusehends mehr die Polizei. Tatorte sind die Wanderwege. Denn Mountainbiker erwarten heutzutage rasante Abfahrten. Gibt es diese nicht, kommen sie Wanderern, Almbauern und Naturschützern in die Quere.

So wie vor zwei Wochen, als der Gebietsbetreuer des Landratsamts Miesbach, Florian Bossert (35), im Rotwandgebirge einen Biker auf die Schilder mit dem Radfahrverbot aufmerksam machen wollte (AZ berichtete). Dies ignorierte laut Polizei der etwa 65-jährige Biker mit "leicht hervortretendem Bauch" ebenso, wie Bosserts Hinweise.

Doch dann brennen einem zweiten Mountainbiker, auch etwa 65 Jahre alt, die Sicherungen durch. Er fährt direkt auf Bossert zu, der in seiner Dienstkleidung als Amtsperson klar erkennbar ist. Dieser kann nicht ausweichen, die Faust des Bikers trifft seine Brust, er stürzt. Beide Radler machen sich aus dem Staub. Die Polizei ermittelt noch.

Im Rotwandgebirge gilt ein Radfahrverbot.
Im Rotwandgebirge gilt ein Radfahrverbot. © Florian Bossert

Ein Wanderer aus München muss Schmerzensgeld zahlen

Ausermittelt ist dagegen ein Fall vom August 2019 im Alpbachtal am Tegernsee. Ein Wanderer-Paar ging auf der Mitte der Forststraße, als ihm eine Gruppe Biker entgegenkam.

Einem von ihnen schlug der 45-jährige Münchner unvermittelt mit der Faust ins Gesicht. Der 34-jährige Weyarner stürzte vom Rad und verletzte sich schwer.

Das Amtsgericht Miesbach verurteilte den Schläger zu 120 Tagessätzen mit je 80 Euro und zur Zahlung eines Schmerzensgeldes von 2.500 Euro.

Ein Radlfahrer wird im Biergarten "umzingelt und zusammengebrüllt"

Um sein Leben bangte am Vatertag ein Biker am Taubenberg bei Warngau. Michael G. aus dem Landkreis Erding wurde auf einem Feldweg von einem Landwirt mit seinem Bulldog verfolgt. In seiner Not wandte sich der 41-Jährige an einen anderen E-Biker.

Doch der war ein Bekannter des Bauern und verfolgte ihn bis in einen Biergarten, wo einige Leute saßen. Anstatt zu helfen allerdings, so G. zur Polizei, wurde er von einem wütenden Mob "umzingelt und zusammengebrüllt".

Hintergrund ist die steigende Zahl von E-Bikern in den Bergen, gerade jetzt in Corona-Zeiten. Der Freizeitsport "dahoam" führt zu einem Boom bei motorisierten Rädern. Im Tegernseer Tal etwa sind die aktuellen E-Bikes nur nach längeren Wartezeiten lieferbar.

Kommen jetzt die Nummernschilder für Radler ?

Der Radler-Invasion will das Landratsamt Miesbach nun mit Rangern einer "Taskforce Mountainbike" begegnen. Sie soll eine Lösung für eine "friedliche Naturnutzung" finden.

Im Gemeinderat von Schliersee will man darauf allein nicht vertrauen. Ratsmitglied Karl Hiermeyer (PWG) forderte ein "härteres Durchgreifen" und zur Identifikation Nummernschilder für Radler nach Schweizer Vorbild. Sein Kollege Christoph Stöger (Die Schlierseer) schlug Bodycams für die geplanten Ranger vor. Die Ranger sollten, meinte Bürgermeister Franz Schnitzenbaumer (CSU) verschmitzt, "aber gut trainiert und kampferprobt sein".

Lesen Sie hier: Über zwei Promille - Betrunkener Radfahrer (26) auf der A9

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