Polarlichter in Bayern: Wo müssen Sie hinschauen?
München - Spätestens seit Mai wissen alle in Bayern: Auch im Freistaat sind Polarlichter möglich! Direkt vor der Haustür und wunderschön noch dazu. Im vergangenen Frühjahr bestaunten besonders viele Menschen das Himmelsphänomen, das üblicherweise in nördlichen Ländern auftritt und deswegen auch Nordlicht oder Aurora Borealis genannt wird. In Grün, Pink, Lila, Rosa.
Am ersten Tag des Jahres 2025 haben nun wieder Menschen Polarlichter festgehalten, auch im Freistaat. So hat etwa der Fotograf Stefan Wintermeier im niederbayerischen Sankt Englmar das pinke Spektakel abgelichtet.
Bei Facebook schrieb er zu seinen Bildern: "Der erste Tag des Jahres endete spektakulär. Nach einem schönen Sonnenuntergang zeigten sich um 18.30 Uhr Polarlichter über dem Bayerischen Wald."
Der AZ schreibt er: "In einem kurzen Zeitfenster von circa zehn Minuten sah man sie. Da war ich natürlich überglücklich."
Experte: Ein "anständiger Sonnensturm"
Andere Nutzer posteten Bilder, etwa aus Herzogsreut oder Burghausen unter seinem Beitrag. Auch bei Stuttgart und in Österreich leuchtete der Himmel bunt. Der amerikanische Atmosphärendienst NOAA hatte für den Neujahrstag einen geomagnetischen Sturm der zweithöchsten Stufe G4 gemeldet. Zum Vergleich: Im Mai 2024 war es die höchste Stufe.

Sami Solanki, Direktor am Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung und Leiter der Abteilung Physik der Sonne und der Heliosphäre, sagt am Donnerstag auf AZ-Anfrage, dass es tatsächlich einen "anständigen Sonnensturm" gegeben habe. "Der Kp-Index erreichte einen Wert von 9, was sehr hoch ist und erklärt, warum Polarlichter so weit im Süden sichtbar waren."
Zur Erklärung: Je höher dieser Index ist, desto stärker ist das Erdmagnetfeld gestört und desto höher ist auch die Wahrscheinlichkeit für Polarlichter.
Der Index ist stark angestiegen - und mittlerweile gesunken
Ausgelöst worden sei dies "durch gleich zwei erdgerichtete koronale Massenauswürfe", die Solanki zufolge am 29. Dezember von der Sonne gestartet waren. Gegenwärtig, teilt er am Donnerstagnachmittag mit, sei der Kp-Index auf circa drei zurückgefallen, das bedeute einen eher "normalen" Wert. Auch für die Nacht auf Freitag sei kein Wert über vier vorausgesagt worden. Gleiches gelte für die Nacht auf Samstag, "sodass die Wahrscheinlichkeit für Polarlichter in unseren Breiten sehr gering sind". Er bezieht sich dabei auf Daten der NOAA.

Das Phänomen ist ein kleiner Gruß der Sonne. Einfach erklärt bläst sie geladene Partikel teils in heftigen Schüben ins All. Das bunte Leuchten wird durch geladene Teilchen des Sonnenwindes ausgelöst, die auf die Atmosphäre der Erde treffen.
Die Sonne hat einen elfjährigen Zyklus
Gerade bei Sonneneruptionen werden viele davon ausgestoßen. Wie die Max-Planck-Gesellschaft erklärt, durchläuft die Sonne einen elfjährigen Zyklus. 2024 war eine Phase der maximalen Aktivität.

Bernhard Buchner, Leiter der Volkssternwarte München, fasst für die AZ zusammen: "Sie brauchen einen sehr intensiven Sonnensturm, der sich gerade von der Sonne löst. Zwei, drei Tage später - je nach Geschwindigkeit der Partikel - ist er da."
Wo muss man hinschauen?
Er selbst hat die Polarlichter an Neujahr nicht gesehen. "Leider nicht", auch wenn theoretisch in München die Chance bestand. Man müsse zur richtigen Zeit zum richtigen Bereich am Himmel schauen. "Typischerweise nach Norden."
Zudem müssten die Bedingungen stimmen: Es müsse dunkel sein, das Wetter klar und das Phänomen dürfe nicht gegen vier Uhr morgens auftreten - denn da dürften die meisten schlafen.
"Die Chance besteht auch in der nächsten Woche"
Solanki teilt der AZ mit, wie es weitergehen könnte: "Die Sonne selber bleibt ziemlich aktiv." Insbesondere komme ein größeres aktives Gebiet in den nächsten Tagen in eine Position, von der aus ein Massenauswurf die Erde treffen könnte - unter den richtigen Bedingungen, versteht sich. Er betont: "Dies ist also keine Vorhersage und sagt nur, dass die Chance, Polarlichter zu sehen, auch in der nächsten Woche besteht."
Grundsätzlich ist der Experte optimistisch: "Für 2025 erwarte ich weiterhin ein relativ hohes Niveau der Sonnenaktivität, zum Beispiel recht viele Sonnenflecken auf der Sonne und viele Eruptionen und Massenauswürfe, so dass es nicht ausgeschlossen ist, dass wir auch später in diesem Jahr die Gelegenheit haben werden, in Deutschland Polarlichter zu sehen. Eine Garantie gibt es aber nicht."
"So genau lässt sich die Sonne nicht festnageln"
Buchner von der Volkssternwarte sagt im Gespräch: "Experten gehen davon aus, dass die Nordhemisphäre der Sonne etwas weniger Aktivität gezeigt hat als die Südhemisphäre. Deswegen glaubt man, dass vielleicht das Aktivitäts-Maximum der Nordhemisphäre noch kommen könnte."
Sein Fazit: "Die Chancen stehen im Augenblick noch recht gut, dass noch das ein oder andere Nordlicht zu sehen sein wird." Aber: "So genau lässt sich die Sonne nicht festnageln."
Bernhard Buchner empfiehlt Polarlicht-Fans diese beiden Seiten: spaceweather.com und solarham.com
- Themen: