Peggy-Prozess: Mutter reicht Ulvi K. die Hand
Bewegende Szenen im Gerichtssaal: Peggys Mutter reicht dem wegen Mordes an der Tochter verurteilten Ulvi K. die Hand! Der Fall muss neu aufgerollt werden. Der Prozess hat wieder begonnen.
Bayreuth – Die Mutter der seit 13 Jahren verschwundenen Peggy streckt Ulvi K. die Hand hin! Bewegende Szenen vor Prozessbeginn in Bayreuth! Ulvi kommt, flankiert von seinem Anwalt Michael Euler in den Gerichtssaal und wird sofort von Kameraleuten und Fotografen umringt. Er trägt ein beiges Sacko, dazu eine dunkle Krawatte und lächelt - ein bisschen schüchtern, aber triumphierend. Schließlich hat er zehn Jahre lang auf diesen Tag gewartet, den Tag, an dem der Wiederaufnahmeprozess beginnt, an dessen Ende er vermutlich frei gesprochen wird.
Kurz nach ihm betritt Peggs Mutter Susanne K. den Saal. Die erste Überraschung des Tages: Sie gibt dem Mann, der noch als verurteilter Mörder ihrer Tochter gilt, zur begrüßung die Hand. Sie hat das Haar auberginerot gefärbt - passend zum weinroten Gestell ihrer Brille und wirkt verloren, als sie neben ihrer Anwältin Platz nimmt.
Das Wiederaufnahmeverfahren im Fall Peggy hat am Donnerstag mit schweren Vorwürfen gegen Polizei und Staatsanwaltschaft begonnen. Der Anwalt des angeklagten Ulvi K., Michael Euler, warf der Sonderkommission vor dem Landgericht Bayreuth gravierende Pannen vor. Falschaussagen und fehlerhafte Ermittlungsergebnisse seien nicht erkannt worden. Für Uli K. entlastende Ergebnisse seien auf Nebenakten verteilt worden, ohne dies dem Gericht bei dem Prozess vor zehn Jahren mitzuteilen.
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Der geistig Behinderte Ulvi K. (36) wurde im April 2004 als Mörder des neun Jahre alten Mädchens Peggys zu lebenslanger Haft verurteilt. Eine Leiche wurde aber nie gefunden. Der Fall muss neu aufgerollt werden, weil beim ersten Prozess nicht bekannt war, dass die Ermittler eine Tathergangshypothese angefertigt hatten – sie war dem späteren Geständnis von Ulvi K. verblüffend ähnlich. Zudem widerrief ein wichtiger Belastungszeuge seine Aussage.