Fall Peggy: Auch bei Freispruch keine Entlassung von Ulvi K

Es ist einer der rätselhaftesten Kriminalfälle in Deutschland: Seit 13 Jahren gibt es keine Spur von Peggy – das Mädchen ist wie vom Erdboden verschluckt. Die Ermittler gingen sogar Hinweisen von Hellsehern nach.
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2004 wurde Ulvi K. in einem Indizienprozess wegen Mordes an der seit 2001 verschwundenen Peggy verurteilt. Das Wiederaufnahmeverfahren beginnt am 10. April.
dpa 2004 wurde Ulvi K. in einem Indizienprozess wegen Mordes an der seit 2001 verschwundenen Peggy verurteilt. Das Wiederaufnahmeverfahren beginnt am 10. April.

Bayreuth – Am 7. Mai 2001 verschwand die neunjährige Schülerin Peggy im oberfränkischen Lichtenberg spurlos. Am 30. April 2004 wurde der geistig Behinderte Ulvi K. wegen Mordes an dem Kind zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Die Leiche des Mädchens wurde aber nie gefunden. Nun wird der Prozess neu aufgerollt – und es gibt viele Fragen.

Weshalb wird der Fall Peggy nach zehn Jahren neu aufgerollt?

Das Landgericht Bayreuth ordnete die Wiederaufnahme des Verfahrens aus zweierlei Gründen an: Ein wichtiger Belastungszeuge räumte im September 2010 ein, falsch ausgesagt zu haben. Er hatte 2004 behauptet, Ulvi K. habe ihm den Mord an Peggy gestanden. Beim damaligen Prozess war außerdem nicht bekannt, dass die Ermittler eine Tathergangshypothese erstellt hatten – sie war dem späteren Geständnis von Ulvi K. verblüffend ähnlich.

Lesen Sie hier: Fall Peggy: Gab es unzulässige Absprachen?

Wie und weshalb soll Ulvi K. die kleine Peggy getötet haben?

Das Gericht war davon überzeugt, dass der Gastwirtsohn die Schülerin zunächst auf einem Feldweg verfolgte und ihr dann so lange Mund und Nase zuhielt, bis sie sich nicht mehr rührte. Mit diesem Mord habe er einen vier Tage zuvor begangenen sexuellen Missbrauch an Peggy vertuschen wollen, heißt es im Urteil.

Warum gibt es Zweifel an dieser Version?

Ulvi K.'s Betreuerin Gudrun Rödel führt ins Feld, dass er wegen seines enormen Körpergewichts gar nicht in der Lage gewesen wäre, dem Mädchen hinterherzurennen. Außerdem müsste ein geistig Behinderter das perfekte Verbrechen begangen haben – denn die Leiche von Peggy wurde nie gefunden. Auch Spuren gibt es so gut wie keine.

Welche Behinderung hat Ulvi K.?

Der heute 36-Jährige erlitt im Alter von zweieinhalb Jahren eine Gehirnhautentzündung. Seitdem ist er geistig behindert. Ein Gutachten aus dem Jahr 2003 bescheinigte ihm einen IQ von 67.

 

Lesen Sie hier: Neuer Staatsanwalt im Fall Peggy

 

Wo ist Ulvi K. untergebracht?

Ulvi K. ist in keinem Gefängnis. Wegen exhibitionistischen Handlungen vor Kindern wurde er noch vor seiner Verurteilung im Fall Peggy in eine psychiatrische Einrichtung eingewiesen. Dort befindet er sich noch immer. Seine Freiheitsstrafe wegen Mordes hat er noch nicht angetreten. Sollte Ulvi K. von dem Vorwurf freigesprochen werden, kommt er nicht automatisch aus der Psychiatrie frei.

Stimmt es, dass Ulvi K. und Gustl Mollath befreundet sind?

Ja. Beide waren für einige Zeit in der gleichen psychiatrischen Einrichtung untergebracht und freundeten sich dort an. Vor einigen Wochen trafen sich Ulvi K. und der mittlerweile entlassene Gustl Mollath in Bayreuth auf einen Kaffee.

Wurde bei der Suche nach Peggy tatsächlich auch Hinweisen von Hellsehern nachgegangen?

Die Polizei prüfte jeden Hinweis zunächst auf Plausibilität. Das galt auch für Tipps von Hellsehern. Denn: Der Täter hätte sich als Hellseher ausgeben können, um sich nicht verdächtig zu machen, wie ein Polizeisprecher erklärt.

Lebt Peggy womöglich noch?

Die Unterstützer von Ulvi K. haben diese Theorie immer wieder ins Spiel gebracht. Sie glauben an eine Entführung. Bereits bei den ersten Ermittlungen 2001 und 2002 gaben Zeugen an, ein Auto mit tschechischem Kennzeichen in Lichtenberg gesehen zu haben, in das Peggy eingestiegen sei. Diese Spur führte aber ins Leere.

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