Nutzen die Energiesparmaßnahmen überhaupt? Nicht einmal die Staatsregierung weiß es
München - Anfang August des vergangenen Jahres beschloss der bayerische Ministerrat einen Fünf-Punkte-Maßnahmenplan zur Senkung des Energieverbrauchs in der Staatsverwaltung. Ob die Maßnahmen wirken, wisse man aber nicht, kritisiert der Sprecher für Energie und Klimaschutz der Grünen im Bayerischen Landtag Martin Stümpfig.

"Erst wird groß rumgetönt und dann nichts getan"
So jedenfalls interpretiert der Grünen-Abgeordnete aus Mittelfranken die Antworten von Bauminister Christian Bernreiter (CSU) auf eine entsprechende parlamentarische Anfrage: "Erst wird groß rumgetönt und dann nichts getan."
Größter Beitrag: Absenkung der Temperatur in öffentlichen Räumen auf 19 Grad
Ziel des Maßnahmenplans der Söder-Regierung ist es, 15 Prozent des freistaatlichen Energieverbrauchs einzusparen. Am meisten trage dazu vermutlich die vom grünen Bundeswirtschafts- und Klimaschutzministerium angeordnete Absenkung der Temperatur in öffentlichen Räumen auf 19 Grad bei, erklärte Stümpfig.
Erst 2024 erfährt man wohl, ob das Sparen klappt
Ob die in Eigenregie auf den Weg gebrachten bayerischen Maßnahmen griffen, wisse man hingegen nicht, weil man deren Wirkung nicht überprüfen wolle.
Um festzustellen, ob im staatlichen Bereich Heiz- und Stromkosten im angestrebten Maße reduziert werden konnten, muss man nach dem Bescheid von Bauminister Bernreiter noch viel Geduld haben: Bis zum 30. Juni eines Jahres würden die Verbrauchs- und Kostendaten des Vorjahres an die Zentralstelle Energie- und Medien Bayern übermittelt.
"Die auf Plausibilität zu prüfenden und zu vervollständigenden Verbrauchswerte liegen deshalb regelmäßig erst zum Jahresbeginn des auf die Meldung folgenden Jahres vor." Demnach wüsste man also erst Anfang 2024, ob und wie weit es mit dem Sparen geklappt hat.
Mehr Homeoffice, weniger Dienstfahrten
Auch bei den Auskünften zu den weiteren Bestandteilen des Maßnahmeplans blieb der Minister überwiegend im Ungefähren. Neben der Senkung der Raumtemperatur, der Prüfung von Heizsystem und der Abschaltung von Außenbeleuchtung sieht der Plan mehr Homeoffice und weniger Dienstfahrten sowie Energie-Schulungen für die Staatsbediensteten vor.
Bernreiter: "Maßnahmen teilweise noch in der Umsetzung"
Stümpfig vermisst Angaben, in wie vielen staatlichen Gebäuden Energiesparmaßnahmen umgesetzt wurden und wo der sogenannte hydraulische Abgleich von Heizungen vorgenommen wurde. Dabei wird für jeden Raum die erforderliche Heizleistung berechnet und die Heizkörper entsprechend justiert. Diese Maßnahmen, so Bernreiter, "befinden sich teilweise noch in der Umsetzung".
Wirtschaftsministerium Habecks setzt verpflichtende Temperaturabsenkung in Kraft
Das angestrebte Einsparziel von 15 Prozent sieht der Minister immerhin "als plausibel und erreichbar" an. Der "größte Anteil an den Einsparungen" - neben der Stilllegung von Flächen - misst die Staatsregierung der Absenkung der Raumtemperaturen auf 19 Grad Celsius bei.
Sollte das Ziel der 15-prozentigen Energieeinsparung erreicht werden, so könne sich Ministerpräsident Markus Söder (CSU) bei Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) bedanken, so Stümpfig. Habecks Ministerium habe die für die meisten öffentlichen Nichtwohngebäude verpflichtende Temperaturabsenkung zum 1. September in Kraft gesetzt.
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