Neue Fraktionschefin der Grünen: Das ist Katharina Schultze
Viele Feindbilder haben die jungen Linken nicht mehr. Nichtmal in Bayern. Auf eines aber können sie sich einigen. Das Unterstützungskommando (USK) ist unbeliebt. Die Polizei-Einheit, die bei Demonstrationen eingesetzt wird, gilt als äußerst handfest. Viele Demonstranten beklagen sich über die Einsätze.
Katharina Schulze ist jung. Sie hat viel Kontakt zu Linken. Doch auf ihrer Homepage sind Fotos zu sehen, die sie breit grinsend beim Gruppenfoto mit USK-Beamten in Kampfuniform zeigen. Schulze hat kürzlich das USK in Dachau besucht. Die Polizei ist zu ihrem Thema geworden, seit sie bei den Landtags-Grünen für die Innenpolitik zuständig ist.
Schulze schert sich eben nicht um Konventionen. Die junge Frau macht, was sie für richtig hält – und hat sich so erstaunlich schnell ein eigenes politisches Profil erarbeitet. Erst als Studentin trat sie bei den Grünen ein, mit Mitte 20 war sie Münchner Stadt-Vorsitzende, wurde zum Gesicht der erfolgreichen Bürgerbegehren gegen Startbahn und Olympische Winterspiele. Am Mittwoch wird Schulze, immer noch erst 31, zur neuen Vorsitzenden der Grünen-Fraktion im Maximilianeum gewählt.
Außer ein, zwei gegnern stehen die Grünen geschlossen hinter Schulze
Wer so schnell Karriere macht, ist nicht überall beliebt. Über Schulze aber wird erstaunlich wenig schlecht gesprochen – nicht einmal dann, wenn die Mikrofone aus sind. Ein, zwei Gegner hat sie bei den Grünen, deren Namen sind intern überall bekannt. Aber sonst? "Sie ist super-fleißig", heißt es anerkennend. "Katharina Schulze ist die, die sich nach Margarete Bause mit Abstand am meisten profiliert hat", sagt einer aus der ersten Reihe der bayerischen Grünen.
Weil es Bause in den Bundestag zieht, ist der Frauen-Platz neben Ludwig Hartmann frei geworden. Frei für Schulze, die immer noch spricht wie eine normale junge Frau – ganz anders als andere Politiker, die in den immer gleichen Partei-Sound verfallen.
Schulze schreckt auch vor Provokationen nicht zurück. So stülpte sie einmal einen braunen Sack über das Münchner Trümmerfrauen-Denkmal.
Eine Beleidigung der Kriegsgeneration, tobten viele. Ein Anstoß für eine wichtige Debatte, fand sie – und verwies auf Historiker, die erforscht hatten, dass es in München gar keine Trümmerfrauen gegeben habe.
Am Ende hat ihr all das nicht geschadet. Das Foto mit den Demo-Polizisten hat ihr dann doch manch Grüner übelgenommen – wie überhaupt das Liebäugeln mit der CSU. „Gerade bei den Themen, die sie macht, wäre es schön, wenn sie häufiger klarmachen würde, dass Schwarz-Grün nicht geht“, sagt einer.
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Schulze reagiert auf die Debatte anders, als sonst: genervt. Kurz spricht sie wie andere Politiker. „Ich stehe für eigenständige Grüne, nicht für Farbenspiele.“
Auf Demonstrationen gegen Rechts ist sie übrigens nach wie vor Dauergast. Es gibt ein altes Foto, das Schulze hinter einer Absperrung zeigt, den Mittelfinger ausgestreckt in Richtung Neonazis. Ob sie das immer noch machen würde, auch als Fraktionschefin im Maximilianeum? „Natürlich!“, sagte sie der AZ. Realo oder Linke – Schulze passt nicht in die Schubladen. Heute geht sie den nächsten Karriereschritt. Und nichts deutet darauf hin, dass es der letzte ist.