Neue Bauernregeln: Mehr Humor oder Überflüssig?

Umweltministerin Barbara Hendricks hat neue Bauernregeln veröffentlichen lassen, die Landwirte zu mehr Naturschutz anregen sollen - diese zeigen sich wenig begeistert. Wen man auch fragt, die Meinungen gehen auseinander. Die AZ vergleicht Argumente.
AZ-Redakteurin Rosemarie Vielreicher versteht die Aufregung nicht - mehr Humor!
„Was der Bauer nicht kennt, das isst er nicht“, zitiert meine Oma gerne mal eine alte Redensart. Dann grinst sie lausbübisch – denn sie ist selbst Landwirtin. Genau das fehlt in der Bauernregeln-Debatte: eine Portion (Selbst-)Ironie. Beleidigung aller Bauern! Diffamierung eines ganzen Berufsstandes! Rücktritt! Mal ehrlich: Das ist doch reichlich übertrieben.
Man mag Hendricks’ Kampagne lustig finden oder nicht – aber Landwirte werden gewiss nicht pauschal zum Sündenbock erklärt. Die Sprüche machen auf Missstände in Tierhaltung und Lebensmittel-Produktion aufmerksam, über die nicht nur Bauern reden müssen, sondern alle – von den Politikern bis zu den Verbrauchern.
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AZ-Redakteur Otto Zellmer hält nichts von der Kampagne - Überflüssig?
Ab in den Altpapier-Container: Für mehr taugen die Plakate nicht. Denn die Kampagne, die 1,6 Millionen Euro an Steuergeldern gekostet hat, mag witzig gemeint sein, am Ende ist sie aber überflüssig. Die Plakate stellen einen ganzen Berufsstand an den Pranger und machen ihn lächerlich.
Es mag zwar schwarze Schafe unter den Landwirten geben – die meisten Bauern aber sind daran interessiert, die Lage auf den Höfen und Feldern gemäß Tier- und Pflanzenschutz zu verbessern. Viel sinnvoller wäre es, wenn Ministerin Hendricks einen Appell an Verbraucher richtet: Wer fordert, dass Bauern unter höheren Standards produzieren sollen, muss im Supermarkt auch mehr bezahlen wollen.