"Neue Bauernregeln" sorgen für mächtig Ärger
München, Berlin - Bauern gegen Ministerin, Minister gegen Ministerin, SPD gegen CSU, schlechte Reime und schlechte Gegen-Reime. In Deutschland läuft seit einer Woche eine Art Rap-Battle. Allerdings nicht zwischen Musikern, sondern in der Politik. Denn es gibt mächtig Ärger um die "neuen Bauernregeln", die Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) veröffentlicht hat.
Die Kampagne sorgt nicht nur bei den Bauern für Unmut, auch innerhalb der Regierung findet man die Sprüche gar nicht lustig. So kam von Bundesagrarminister Christian Schmidt (CSU) am Wochenende heftige Kritik. Er sah die deutschen Landwirte diffamiert und verlangte deshalb eine Entschuldigung von seiner Kollegin. In einem Brief forderte Schmidt seine Kabinettskollegin am Freitag auf, "die Kampagne sofort zu beenden und sich für den entstandenen Schaden bei den Bäuerinnen und Bauern öffentlich zu entschuldigen".
Bauernverbände reagieren mit heftiger Kritik
Zuvor hatte bereits der Deutsche Bauernverband von einer "inhaltlichen Bankrotterklärung" gesprochen. Nach dessen Ansicht kann das Umweltministerium nicht mehr ernst genommen werden. Generalsekretär Bernhard Krüsken bezeichnete es als "Tiefpunkt in der agrarpolitischen Diskussion, wenn ein Ministerium glaubt, mit Schüttelreimen Politik und öffentliche Debatten vorantreiben zu können".
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Der Vorsitzende des bayerischen Bauernverbands, Walter Heidl, kritisierte die Kampagne ebenfalls scharf: "Diese einfachen Sprüche und Pseudo-Wahrheiten sind ein Schlag in das Gesicht von Tausenden verantwortungsvoll arbeitenden Bäuerinnen und Bauern. Sie werden von einem Bundesministerium und mithilfe von Steuergeldern einfach als Umweltverschmutzer oder Tierquäler hingestellt. Die Kampagne muss sofort gestoppt werden."
Jetzt reimen die Bauern zurück
Der Deutsche Bauernverband jedenfalls beließ es jetzt nicht nur bei sachlicher Kritik, der Verband reimte zurück. "Ist zu schwach das Argument, macht der Reim das Regiment", dichteten die Bauernvertreter. Oder: "Schließt der Bauer Hof und Stall, brachten Umweltauflagen ihn zu Fall".
Im Umweltministerium kann man die Kritik nicht wirklich verstehen. "Uns geht es nicht darum, einen Berufsstand zu diffamieren", versicherte ein Ministeriumssprecher. Man wolle lediglich im Rahmen einer gesellschaftlichen Debatte "auf spielerische und humorvolle Art" auf Fehlentwicklungen aufmerksam machen.
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