Nazi-Jagdhaus könnte Unterkunft für Flüchtlingskinder werden
Erst Nazi-Jagdhaus, dann Schullandheim, bald Flüchtlingsunterkunft? In einem leerstehenden Gebäude im mittelfränkischen Schwarzenbruck könnten bald minderjährige Asylbewerber unterkommen. Stadt und Landkreis sind im Gespräch.
Schwarzenbruck - Im ehemaligen Jagdhaus von NS-Verbrecher Hermann Göring in Schwarzenbruck bei Nürnberg könnten bald Flüchtlingskinder untergebracht werden. Der Bau im Ortsteil Pfeifferhütte wurde zuletzt als Schullandheim genutzt und steht seit etwa eineinhalb Jahren leer. Es gibt dort 30 Betten, Duschen und Toiletten, eine Küche und einen Gemeinschaftsraum, der gut für den Deutschunterricht genutzt werden könnte, sagte der Sprecher der Rummelsberger Diakonie, Gunnar Dillschneider.
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Das Gebäude gehört der Stadt Nürnberg. Der für die Jugendhilfe zuständige Landkreis könnte es anmieten und an die Diakonie als Träger geben. Diese würde sich dann dort um Kinder und Jugendliche kümmern, die ohne ihre Eltern nach Deutschland geflüchtet sind. Derzeit seien alle Beteiligten im Gespräch und man prüfe, ob sich das Gebäude als Bleibe für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge eigne.
Wegen seiner Vergangenheit hatten sich auch Neonazis schon für das Haus interessiert. "Ich fände es richtig, wenn man das Haus jetzt genau entgegengesetzt zur Rassenideologie der Nazis nutzen würde", sagte Dillschneider. Zudem seien nach dem Krieg auch schon kranke Kinder in dem Heim untergebracht worden. "Diese Tradition will man weiterführen: es für Kinder und Jugendliche positiv nutzen."
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Schwarzenbrucks Bürgermeister Bernd Ernstberger (SPD) setzt sich dafür ein, dass das Haus für Flüchtlinge genutzt wird. Und das Schullandheimwerk Mittelfranken wäre auch froh, das Haus abgeben zu können, wie Geschäftsführer Manfred Wirsing sagte. Mit nur etwa 30 Betten war das Haus am Waldrand nicht rentabel. Ein Hausmeister kümmert sich derzeit um das Gebäude mit dem 10 000 Quadratmeter großen Grundstück.
Wenn sich Nürnberg, Schwarzenbruck und Landratsamt einigen, könnte das Heim innerhalb weniger Wochen für die Flüchtlinge genutzt werden. Denkbar sei, hier ein bis zwei Gruppen mit jeweils zwölf Jugendlichen unterzubringen.
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