Zugunglück bei Garmisch: Ermittlungen gegen drei Bahnmitarbeiter wegen fahrlässiger Tötung

Fünf Menschen sterben, weil ein Regionalzug bei Garmisch-Partenkirchen entgleist. Bei der Suche nach den Ursachen konzentrieren sich die Experten auf mögliche technische Defekte.
AZ/dpa |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
5  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Einsatzkräfte stehen in der Nähe des umgekippten Waggons.
Einsatzkräfte stehen in der Nähe des umgekippten Waggons. © Josef Hornsteiner/Garmisch-Partenkirchner Tagblatt/dpa

Garmisch-Partenkirchen - Die Staatsanwaltschaft München II hat nach dem Zugunglück bei Garmisch-Partenkirchen ein Ermittlungsverfahren gegen drei Personen wegen des Verdachtes der fahrlässigen Tötung eingeleitet.

Bei den Beschuldigten handele es sich um Mitarbeiter der Deutschen Bahn, teilte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft München II auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Die Deutsche Bahn teilte mit, sich wegen der laufenden Ermittlungen derzeit nicht äußern zu können. "Selbstverständlich setzen wir alles daran, die ermittelnden Behörden bei der Aufklärung der Unfallursache zu unterstützen", sagte ein Bahnsprecher am Dienstag.

Zugunglück bei Garmisch: Schienen und Fahrgestelle im Zentrum der Ermittlungen

Bei den Ermittlungen zur Ursache des tödlichen Zugunglücks von Garmisch-Partenkirchen rücken jetzt Schienen und Fahrgestelle ins Zentrum der Ermittlungen.

Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann sagte dem Bayerischen Rundfunk, die Unfallursache werde "mit dem Schwerpunkt in Richtung technische Defekte gesucht". Fahrgestelle von Waggons seien sichergestellt worden, "und es wird im Moment auch überlegt, inwieweit einzelne Schienen oder Schwellen sichergestellt werden müssen. Auf jeden Fall werden die im Moment peinlichst genau untersucht und vermessen", sagte er.

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Sanierungsarbeiten waren geplant

Nach einem Bericht der Zeitung "Die Welt" plante die Deutsche Bahn auf der Unglücksstrecke in Kürze Sanierungsarbeiten an den Gleisen. Demnach sollten vom 25. Juni bis 9. Juli zwischen Oberau und Garmisch-Partenkirchen eine nächtliche Gleislageberichtigung und Schienenerneuerungen stattfinden. Die Deutsche Bahn habe auf Fragen der "Welt" dazu mitgeteilt, aufgrund der laufenden Ermittlungen könne sie sich hierzu derzeit nicht äußern.

Die Ermittlungen zur Unfallursache führt eine Soko "Zug" unter Leitung der Staatsanwaltschaft München II. Auch die Bundesstelle für Eisenbahnunfalluntersuchung ist beteiligt. Ein Fehler des Fahrpersonals ist laut Herrmann im Moment nicht ersichtlich. Aber es werde immer noch in alle Richtungen ermittelt.

Fünf Tote und 40 Verletzte

Der Regionalzug von Garmisch-Partenkirchen nach München war am Freitagmittag kurz nach der Abfahrt plötzlich entgleist. Vier Frauen und ein 14-Jähriger aus der Region kamen zu Tode, 40 Menschen wurden verletzt. Unter den getöteten Frauen sind auch zwei Mütter aus der Ukraine, die mit ihren Kindern nach Bayern geflüchtet waren. Eine Frau schwebte am Montag noch in Lebensgefahr. Mehrere Verletzte seien auch noch im Krankenhaus, aber "über den Berg", sagte Herrmann.

Der letzte umgestürzte Waggon wurde am Montag von Kränen geborgen und für den Abtransport zerlegt. Am Montagabend standen nur noch die Lok und zumindest ein Waggon auf dem Bahndamm. Die Straßenkräne waren weg, das Technische Hilfswerk war abgerückt, Kehrmaschinen säuberten die Bundesstraße. Allerdings waren die Leitplanken und die Höhenkontrolle vor der Tunneleinfahrt Farchant noch nicht wieder montiert.

Wann die Bahnstrecke wieder freigegeben wird, ist derzeit völlig offen. Hier stehen die Ermittlungsarbeiten im Vordergrund, danach kann mit der Instandsetzung begonnen werden. Ersatzbusse seien im Einsatz, aber von nicht zwingend erforderlichen Zugfahrten im Bereich Garmisch-Partenkirchen - Murnau werde abgeraten, teilte die DB mit.

Die Kirchen hatten am Montagabend ein ökumenisches Gebet in der Pfarrkirche Maria Himmelfahrt in Garmisch-Partenkirchen abgehalten. Annähernd hundert Menschen nahmen daran teil.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
5 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • Fußball-Fan am 07.06.2022 16:26 Uhr / Bewertung:

    Der Fisch stinkt vom Kopfe her. Wieder ein Zugunglück, wo der Kleine Mann die Schuld bekommt. Welcher Vorstsnd ist bei der Bahn für das Streckennetz zuständig?

  • am 08.06.2022 11:06 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Fußball-Fan

    die müssen halt gegen die Verantwortlichen ermitteln wegen "Anfangsverdacht", wenn nichts dabei rauskommt, passiert denen auch nichts, so ist das halt in einem Rechtsstaat

  • Bongo am 09.06.2022 14:21 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Fußball-Fan

    Wenn „der Kleine Mann“ die im übertragene Aufgabe nicht richtig erfüllt oder dabei einen Fehler begeht, ist er selbstverständlich schuld. Wieso sollte derVorstand schuld sein?

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.