Nach "Neger"-Äußerung: Zornedinger CSU-Spitze tritt zurück

Sylvia Boher, CSU-Vorsitzende in Zorneding, und ihr Stellvertreter Johann Haindl sind von ihren Ämtern zurücktreten. Sie hatten sich zuvor rassistisch gegenüber Ausländern geäußert.
von  dpa/az
Die CSU-Ortsvorsitzende Sylvia Boher hatte im Partei-Mitteilungsblatt geschrieben, es handle sich um eine Invasion von Flüchtlingen.
Die CSU-Ortsvorsitzende Sylvia Boher hatte im Partei-Mitteilungsblatt geschrieben, es handle sich um eine Invasion von Flüchtlingen. © dpa

Zorneding - Die Rücktritte waren wohl unausweichlich. Zu viel Wirbel hatte mitten in der Flüchtlingskrise das "Neger"-Zitat eines CSU-Mannes an die Adresse des katholischen Pfarrers ausgelöst. Nach einer Krisensitzung warfen die CSU-Vorsitzende von Zorneding und ihr Stellvertreter hin.

 

"Weg frei für Neuanfang"

 

Nach fremdenfeindlichen und rassistischen Äußerungen sind die Vorsitzende der CSU im oberbayerischen Zorneding (Landkreis Ebersberg) sowie ihr Stellvertreter von ihren Ämtern zurückgetreten. Sylvia Boher erklärte am Dienstag: "Ich mache den Weg für einen Neuanfang frei, um weiteren Schaden für die CSU, der durch die dauerhafte Presseberichterstattung der letzten beiden Wochen entstanden ist, abzuwenden." Vize Johann Haindl tritt auch als Gemeinderat zurück.

Lesen Sie hier: Benimmregeln für Flüchtlinge - Ein Aprilscherz?

Die sofortigen Rücktritte seien unausweichlich für einen notwendigen Neuanfang an der örtlichen CSU-Spitze gewesen, sagte der Ebersberger CSU-Kreisvorsitzende Thomas Huber. "Die Zornedinger CSU muss sich neu aufstellen, weil in den letzten Wochen zu viel Tischtücher zerschnitten worden sind." Die CSU stehe für Humanität und Solidarität gegenüber denen, die aus Kriegsgebieten flüchten müssen und zu uns kommen und Hilfe benötigen. "Die CSU ist aber auch für die Begrenzung der Zuwanderung und für eine rasche Integration der hier lebenden schutzbedürftigen Flüchtlinge mit hoher Bleibeperspektive", so der Kreisvorsitzende in einer Erklärung nach einer Krisensitzung des Ortsvorstandes. "Beides muss man betonen."

 

"Invasion" der "Militärdienstflüchtlinge"

 

Boher hatte im örtlichen Partei-Mitteilungsblatt "Zorneding Report" geschrieben, Bayern werde von Flüchtlingen regelrecht überrannt. Es handle sich um eine Invasion. Migranten aus dem afrikanischen Eritrea nannte sie Militärdienstflüchtlinge. Haindl bezeichnete den aus dem Kongo stammenden katholischen Pfarrer Zornedings als "Neger", nachdem der Pfarrgemeinderat die Äußerungen Bohers missbilligt hatte.

Lesen Sie hier: 2500 Flüchtlinge warten auf Einreise nach Niederbayern

"Der muss aufpassen, dass ihm der Brem (früherer Pfarrer von Zorneding) nicht mit dem nackerten Arsch ins Gesicht springt, unserem Neger", so Haindl in der Heimatausgabe des "Münchner Merkur". Die oberbayerische CSU-Bezirksvorsitzende und Wirtschaftsministerin Ilse Aigner drohte daraufhin mit Konsequenzen: "Wir prüfen Ordnungsmaßnahmen - von der Rüge bis zur Amtsenthebung."

Bis zur nächsten Hauptversammlung im Frühjahr 2016 leitet die weitere stellvertretende Ortsvorsitzende Jutta Sirotek kommissarisch die Zornedinger CSU. Sie kündigte an, zeitnah das Gespräch mit Pfarrer, Pfarrgemeinderat und den ehrenamtlichen Asylhelfern zu suchen. Ihr Ortsverband stehe für Toleranz und lehne Rassismus ab.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.