Nach Landtagswahl ausgemustert: Ex-Minister und ihre neuen Perspektiven

Nach der Landtagswahl mussten einige Politiker unfreiwillig die Regierungsbank räumen. Wo sie jetzt gelandet sind – und was sie dazu sagen.
von  Julia Sextl
Das war einmal: ein Foto von Söders erstem Kabinett im März 2018. Da waren Marion Kiechle (vorn), Winfried Bausback (2. Reihe), Josef Zellmeier (3. Reihe, v.l.), Marcel Huber und Franz Josef Pschierer noch dabei.
Das war einmal: ein Foto von Söders erstem Kabinett im März 2018. Da waren Marion Kiechle (vorn), Winfried Bausback (2. Reihe), Josef Zellmeier (3. Reihe, v.l.), Marcel Huber und Franz Josef Pschierer noch dabei. © dpa/AZ

München - In die Politik zu gehen, ist oft auch ein Risiko. Wird man wiedergewählt? Welche Posten erhält man? Was folgt danach? (Lesen Sie hier: Münchner CSUler loben Markus Söders neues Kabinett)

Für einige Politiker brachte die Landtagswahl große Enttäuschung mit sich – sie mussten ihre Ministerien verlassen. Ein verjüngtes Kabinett, der Regionalproporz und drei Ministerposten für die Freien Wähler sind die Gründe. Die Regierungsbank verlassen musste unter anderem Ex-Wirtschaftsminister Franz Josef Pschierer (62, CSU).

"Die Entscheidung war bitter für mich. Aber sie ist natürlich zu akzeptieren", sagt Pschierer zur AZ. Der Ministerpräsident habe im Kabinett "mehr jung und weiblich" gewollt. "Beides trifft auf mich erkennbar nicht zu." Dennoch sei er dankbar für seine Zeit als Minister: "Ich konnte einige Pflöcke einschlagen, sei es, Bayern als Gründerland wieder mehr in den Fokus zu rücken, den Tourismus zu stärken oder in der Fachkräftesicherung."

 


Franz Josef Pschierer. Foto: dpa

 

Künftig wird sich Pschierer im Wirtschaftsausschuss des Landtags einbringen, dem er als junger Abgeordneter bereits angehörte. "Die Themen Forschung und Entwicklung, um die ich mich auch als Minister verstärkt gekümmert habe, werden hier eine große Rolle spielen, ebenso das Thema Digitalisierung." 

Auch Marcel Huber (60, CSU) musste – überraschend – als Umweltminister seinen Posten räumen. Er hatte zuvor intensiv am Koalitionsvertrag mitgearbeitet – "und ich habe mich darauf gefreut, dass man das jetzt umsetzen kann", so Huber zur AZ. Dass nun Thorsten Glauber von den Freien Wählern das Ministerium übernimmt, habe ihn sehr getroffen.

 


Marcel Huber. Foto: dpa

 

"Aber die Welt dreht sich weiter. Niemand ist unersetzlich", sagt er gewohnt uneitel. Und: "Man muss sich dann eben neu sortieren – wenn man elf Jahre lang unter drei Ministerpräsidenten in vier Kabinetten insgesamt sieben Ämter ausgeübt hat." Es sei ungewohnt, plötzlich wieder Zeit für Familie, Freunde und Sport zu haben. Huber gehört jetzt dem Bau- und Verkehrsausschuss im Landtag an.

Er hätte seine "langjährigen Erfahrungen und einen Schatz sehr guter Kontakte" auch gern als stellvertretender Vorsitzender in die CSU-Landtagsfraktion eingebracht. "Aber die Fraktion hat sich anders entschieden." 

Sie votierte unter anderem für Winfried Bausback (53, CSU), der seinen Posten als Justizminister ebenfalls abgeben musste. Auch er hatte nicht damit gerechnet. "Aber das ist eben Teil der Demokratie. Jeder weiß, dass die Ämter nur auf Zeit vergeben sind", so Bausback zur AZ.

 


Winfried Bausback. Foto: dpa

 

Dennoch falle es ihm nicht leicht, jetzt aus dem Amt zu scheiden. "Insbesondere, weil ich eine große Zahl von wirklich tollen Menschen in der Justiz kennengelernt habe, die mir ans Herz gewachsen sind."

Auch die ehemalige Wissenschaftsministerin Marion Kiechle, die ihr Amt erst im März 2018 angetreten hatte, musste gehen. Die 58-Jährige ist auf ihre vorherige Stelle als Direktorin der Frauenklinik des Klinikums rechts der Isar zurückgekehrt.

 


Marion Kiechle. Foto: dpa

 

Der frühere Baustaatssekretär Josef Zellmeier war, wie Kiechle, ebenfalls nur acht Monate im Amt. Dem Posten trauere er schon ein wenig hinterher, sagt er: "Ilse Aigner und ich haben das Ministerium ja gemeinsam aufgebaut. Das war vorher eigentlich die Oberste Baubehörde, und wir haben sozusagen den kompletten Überbau neu geschaffen." Beide hätten enorm viel Zeit und Kraft investiert. "Da ist es natürlich schade, wenn man jetzt, wo das Ministerium endlich rund läuft und die Aufbauarbeit erledigt ist, plötzlich weg ist."

 


Josef Zellmeier. Foto: dpa

 

Eine Überraschung sei es für ihn jedoch nicht gewesen. "Nach dem Wahlergebnis war ja klar, dass vermutlich einige von uns gehen müssen – und dass ich als zweiter Niederbayer wahrscheinlich nicht mehr dabei sein werde." Immerhin fällt Zellmeier relativ weich: Während Aigner zur Parlamentspräsidentin gewählt wurde, leitet der 53-Jährige künftig den Haushaltsausschuss.

Eine bedeutende Aufgabe mit gut 60 Milliarden Euro Etat im Nacken. Zellmeier: "Man hat hier im Prinzip mit jedem politischen Feld zu tun, denn: Ohne Geld geht gar nix." Mit der neuen Aufgabe könne er ganz gut leben, sagt er. Politik bedeute nun mal Veränderung.

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