Nach dem Hochwasser in Deggendorf: Gutachter ermitteln Schäden

 Für eine erste grobe Erfassung der Hochwasser-Schäden gehen Gutachter der Stadt Deggendorf in Fischerdorf von Haus zu Haus.Die Bewohner hoffen auf Unterstützung.
von  dpa

Auf viele hundert Millionen Euro werden die Hochwasserschäden alleine in Bayern geschätzt. Für eine erste grobe Erfassung gehen Gutachter der Stadt Deggendorf in Fischerdorf von Haus zu Haus. Die Bewohner hoffen auf finanzielle Unterstützung.

Deggendorf - Reinhard Fink steht vor der Kellertreppe eines Hofes in Fischerdorf. Der Gutachter der Stadt Deggendorf will am Mittwoch die Ölheizung sehen. Beim Blick in die düstere Tiefe winkt er aber ab. Unten wabert noch immer eine knietiefe braune ölige Brühe. Fink macht einen Haken auf seinem Blatt: „Heizungsanlage zerstört“. „Da ist nichts mehr zu machen: Da muss ich erst gar nicht runtergehen. Die Heizung ist kaputt“, sagt der Gutachter.

Gemeinsam mit seinem Kollegen Hans Böhm inspiziert er die Schäden, die das verheerende Hochwasser im Deggendorfer Stadtteil Fischerdorf verursacht hat. „Wir gehen von Haus zu Haus und schreiben auf, was alles zerstört wurde“, erläutert Böhm. Gummistiefel, Klemmbrett und Zollstock sind seine wichtigsten Utensilien. Anhand des Grundrisses des Hauses ermittelt Böhm die Schäden an der Außenfassade. „Es ist ganz simpel: Laufender Meter mal Höhe des Wasserstandes.“ Bei dem Hof an der Isarstraße sind es 42 Quadratmeter. Der Gutachter fügt noch hinzu, dass die Fassade ölverschmiert ist.

Unterdessen ist Reinhard Fink im ehemaligen Esszimmer der Familie Auer und misst grob mit weiten Schritten den Raum aus. „Es ist jetzt nicht die exakte Angabe über die Größe der Räume wichtig“, erklärt er. Entscheidender sei es zu dokumentieren, was in den Räumen für Möbel gestanden haben und ob die Böden zerstört sind. In der Küche löst sich der Fliesenspiegel fast von selbst. Die leichteste Berührung reicht, und die ursprünglich weißen Fliesen fallen zu Boden. Auch diesem Raum widmen die Gutachter nur wenig Zeit. Kurz die Nachfrage der Gutachter beim Besitzer, ob hier eine Luxusküche oder eine einfache gestanden hat. „Es war eine Einbauküche“, sagt Michael Auer, der als Nebenerwerb Landwirt ist. Die Männer von der Stadt machen einen Haken und ziehen weiter. Genaue Angaben, wie teuer die Einrichtung war, will das Duo gar nicht wissen. „Anhand eines speziellen Bewertungsschlüssels werden die Preise für die Küche, die Möbel, den Boden, die Heizung und die Elektrogeräte ermittelt“, erklärt Fink. Es gehe um eine erste, grobe Bestandsaufnahme.

Insgesamt fünf Teams der Stadt Deggendorf sind in Fischerdorf unterwegs. Sie sollen jedes einzelne Haus aufsuchen – nach Angaben der Stadt sind es rund 600. „Wir kämpfen uns jetzt erstmal durch die wasserfreien Gebiete durch“, erläutert Fink die Mammutaufgabe. Nächste Woche, wenn hoffentlich das Wasser weiter abgelaufen ist, kommen die derzeit noch abgeschnittenen Häuser an die Reihe. „Ich hoffe, dass ich von der Staatsregierung eine großzügige Entschädigung bekomme“, sagt Hofbesitzer Michael Auer.

Die Versicherung werde nicht für alles aufkommen, ist der 47-Jährige überzeugt. Auer selbst schätzt die Schäden an seinem Haus auf mehrere Zehntausend Euro. Nach etwa 20 Minuten ist die Bestandsaufnahme in dem Zweifamilienhaus vorbei. Die Gutachter ziehen weiter. Sie haben noch eine lange Liste auf ihrem Block.

 

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