Mufflon-Mord im Köschinger Forst

Ein Unbekannter hat eins der Wildschafe so schwer verletzt, dass es getötet werden musste. Die Polizei ermittelt wegen Jagdwilderei.
Natalie Kettinger |
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Ein grauenvoller Anblick: der verstümmelte Mufflon-Widder.
Polizei Ein grauenvoller Anblick: der verstümmelte Mufflon-Widder.

Eichstätt - Der Streit um die kleine Mufflon-Herde im Köschinger Forst droht zu eskalieren: Ein Unbekannter hat am Sonntag eins der Wildschafe so grauenvoll verstümmelt, dass es von seinen Leiden erlöst werden musste. Die Polizei ermittelt wegen Jagdwilderei und Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz.

Ein Spaziergänger hatte das schwer verletzte, noch lebende Tier gefunden: Mit weggeschossener Zunge und zerfetztem Unterkiefer hatte es sich an eine Straße bei Bettbrunn (Landkreis Eichstätt) geschleppt und war dort entkräftet zusammengebrochen.

Erschüttert alarmierte der Mann Peter Smischek, den Vorsitzenden des Jagdschutz- und Jägervereins Ingolstadt, der mit Ninja Winter von der Kreisgruppe Ingolstadt im Bayerischen Jagdverband und einem weiteren Kollegen eine Bürgerinitiative zur Rettung der Mufflons ins Leben gerufen hat. „Es war grauenhaft“, sagt Ninja Winter. „Das arme Tier war so schlimm verstümmelt, dass Peter Smischek es mit einem Fangschuss erlösen musste.“

Der Jäger schaltete die Polizei ein. „Wir haben leider noch keine heiße Spur“, sagt Cölestin Weigert von der Inspektion Ingolstadt. „Es gibt nur vage Vermutungen, die sich bislang alle als haltlos erwiesen haben. Und da es sich um einen Durchschuss handelt, haben wir auch kein Projektil, das uns zum Täter führen könnte.“ Unklar ist auch, wo der Unbekannte auf das Tier geschossen hat.

Ein Experte vom Veterinäramt soll den Kadaver des Mufflon-Widders nun untersuchen. „Vielleicht findet er ja eine Spur“, hofft Ermittler Cölestin Weigert.

Die etwa 30 Mufflons vom Köschinger Forst sind in den letzten Monaten regelrecht zum Politikum geworden: Waldbesitzer hatten die ursprünglich aus Korsika stammenden Vierbeiner beschuldigt, junge Bäume zu fressen und so immensen Schaden anzurichten. Die Regierung von Oberbayern hatte die Herde daraufhin zum „Totalabschuss“ freigegeben – und diesen wenig später ausgesetzt, weil Winter und Smischeck innerhalb kürzester Zeit 4000 Unterschriften für die Rettung der Tiere gesammelt hatten.

Außerdem beriefen sich die Tierfreunde auf ein Ministerial-Dokument, nach dem Hochwild, das schon vor 1974 in einem Gebiet existiert hat, Bestandsschutz genießt. Die Köschinger Mufflons waren 1927 im Auftrag der Wittelsbacher von Korsika nach Bayern gebracht worden und dort schnell heimisch geworden – auch das konnten die Jäger nachweisen.

Die Bezirksregierung hat den Fall mittlerweile an die Untere Jagdbehörde am Landratsamt Eichstätt zurückverwiesen. Dieses will im November erneut über das Schicksal der Wildschaf-Herde entscheiden. Selbst-Justiz ist allerdings auch in diesem Fall streng verboten.

Lesen Sie hier: Fall von Wilderei in Oberstdorf Hirsch geköpft und auf Geländer drapiert

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