Michaela Kaniber nach schwerem Autounfall: "Bin längst noch nicht schmerzfrei"

München - AZ-Interview mit Michaela Kaniber: Die 45-jährige CSU-Politikerin ist seit 2018 Bayerns Landwirtschaftsministerin.
AZ: Frau Kaniber, Sie wurden im November bei einem Autounfall schwer verletzt. Wie geht es Ihnen heute?
MICHAELA KANIBER: Bei dem furchtbaren Unfall hatte ich mir das Brustbein gebrochen und eine Verletzung im Iliosakralgelenk zugezogen. Das ist der Übergang von der Wirbelsäule zum Becken. Mein Steißbein war schwer lädiert. Das kann man nicht operieren oder gipsen. Es braucht einfach Zeit und Ruhe zur Heilung. Die erste Zeit musste ich ziemlich heftige Schmerzmittel nehmen, weil ich nur schwer atmen, sprechen und vor allem kaum sitzen konnte.
Sind Sie heute wieder fit?
Leider bin ich längst noch nicht schmerzfrei, aber ich bin soweit wieder hergestellt, dass ich die Arbeit mit Einschränkungen wieder aufnehmen kann.
Kaniber überlebte Unfall: "Ticket zum Weiterleben"
Die Fahrerin eines am Unfall beteiligten Fahrzeugs hat diesen nicht überlebt. Was macht das mit Ihnen?
Mit dieser Frau fühlt man sich in einer Schicksalsgemeinschaft. Bei dem Unfall hat mich der Herrgott sozusagen erstmal aus dem Spiel genommen. Aber er hat mir auch ein Ticket zum Weiterleben gegeben. Das war der anderen Dame leider nicht vergönnt, was mich sehr traurig stimmt. Für mich ist das ein Grenzerlebnis. Ihr Schicksal und das ihrer Angehörigen berühren mich unglaublich. Die Welt dreht sich weiter, aber es ist natürlich nichts mehr so, wie es vorher war – auch wenn ich sehr dankbar bin, dass ich weiterleben darf, dass meiner Fahrerin nichts Schlimmeres passiert ist und dass ich mich auf das freuen kann, was das Leben noch für mich bereithält. Mein Glaube hat mir in der ganzen Zeit viel Sicherheit gegeben. Aber es waren auch meine Familie und das große Mitgefühl aus allen Teilen der Gesellschaft, auch in hohem Maße aus der Bauernschaft, die mir viel Kraft gegeben haben. Was nach dem Unfall auch bleibt, ist eine große Dankbarkeit, dass wir in einem wunderbaren Land leben, in dem so viele Einsatzkräfte, Helfer und medizinisches Personal dafür sorgen, dass man sich immer gut aufgehoben fühlt.
Sie kehren nun wieder in den politischen Betrieb zurück. Die Grüne Woche in Berlin steht an.
Die Ärzte hatten mir dringend geraten, eine gewisse Zeit auf lange Autofahrten zu verzichten. Jetzt kann ich wieder mit Augenmaß loslegen. Sicher, die Grüne Woche ist nicht gerade ein gemütlicher Start. Aber es ist einfach unglaublich wichtig, in Berlin bei der weltgrößten Landwirtschafts- und Ernährungsmesse für den Agrarstandort Bayern zu werben. Außerdem ist die Grüne Woche eine wichtige Plattform für agrarpolitische Themen. Und leider brauchen die ideologischen Pläne dieser Bundesregierung in der Agrar- und Ernährungspolitik ein deutliches Kontra. Die nächste Zeit werde ich sicher auch wegen der wichtigen Physiotherapie den Kalender noch anders gestalten müssen. Aber in Berlin laufen so viele Dinge zulasten unserer bäuerlichen Betriebe und unserer Kulturlandschaft – und damit langfristig zulasten unserer Verbraucher und unserer Heimat. Da muss ich mich deutlich einmischen und die bayerische Stimme erheben.