Lehrermangel in Bayern droht: "Wir brauchen jeden"
München - Die Pandemie hat ihn kaschiert, nun kommt er offenbar in voller Härte zurück: Nach Einschätzung des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV) droht im kommenden Schuljahr erneut ein großer Personalmangel.
Wie Verbandspräsidentin Simone Fleischmann am Dienstag in München vorrechnete, werden allein an Grund-, Mittel- und Förderschulen 650 Lehrkräfte fehlen. Dies sei durch die "Verschiebung von Vollzeitkapazitäten" etwa aus Deutsch-Vorkursen, oder Förderkursen bedingt.
Zudem sollen mehr als 15.000 Unterrichtsstunden durch "echte Quereinsteiger" oder pädagogisch vorgebildetes Personal übernommen werden, so BLLV-Vize Gerd Nitschke. "Wir brauchen jeden", sagte er.
Corona hat den Lehrermangel überdeckt
Der Pädagoge moniert auch, dass vom Kultusministerium noch immer keine Lehrerbedarfsprognose für das kommende Schuljahr vorliegt.
Fleischmann erklärte, die Corona-Zeit habe das Problem des Lehrermangels nur überdeckt, er sei aber nie weg gewesen. Sie kritisierte zudem drohende harte Einschnitte im Lehrplan und bei den Förderangeboten.
In einem "Streichkonzert" würden sogenannte Randfächer wie Musik, Kunst und Sport, Arbeitsgemeinschaften oder Förderstunden deutlich ausgedünnt - eine "Bankrotterklärung" findet Fleischmann. Weiteren dienstrechtlichen Maßnahmen, wie sie bereits Anfang 2020 beschlossenen wurden, um Lücken an Grund-, Förder- und Mittelschulen zu schließen, erteilte der BLLV eine klare Absage.
Das Pensionsalter wird angehoben
Beschlossen wurden etwa die Anhebung des Pensionsalters von 64 auf 65 Jahre oder die Einführung eines "Arbeitszeitkontos" für Grundschullehrer. Diese Maßnahmen blieben ohnehin bestehen, so Nitschke.
Der BLLV fordert von der Staatsregierung vor allem eine Flexibilisierung der Lehrerausbildung, mit der die Lehrkräfte an verschiedenen Schularten eingesetzt werden können.
Mit dem Wegfall des Numerus Clausus für das Grundschullehramt habe man zuletzt einen "Schweinezyklus besonderer Art" geschaffen, so Fleischmann: Lehramtsstudierende für Mittelschulen würden nun verstärkt auf Grundschule wechseln, wodurch es dort in einigen Jahren einen Überhang gebe, während die "Mittelschulen weiter ausbluten".
Erkenntnisse aus der Krise festhalten
Mit Blick auf die Corona-Krise sprach sich Fleischmann für ein "bildungspolitisches Logbuch" aus, in dem die Erkenntnisse aus der Krise festgehalten werden sollen.
Zudem brauche es dringend eine Entlastung der Schulleiter, die ihr zufolge besonders stark belastet wurden und zudem teils als "Prellbock für politische Entscheidungen" herhalten mussten.
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