Lecks im Maximilianeum: Der Bayerische Landtag ist nicht ganz dicht

München - Das Problem ist nicht ganz neu, aber jetzt so akut wie noch nie. Vorgestern beriet das zehnköpfige Präsidium des Bayerischen Landtags unter Vorsitz von Landtagspräsidentin Ilse Aigner über ein heikles Thema: Das zwischen 1857 und 1874 erbaute Maximilianeum leidet unter "kontrolliertem Wassereintritt".
Mit anderen Worten: Es regnet rein – und zwar ausgerechnet an zwei Stellen über dem Plenarsaal. Eines der Lecks befindet sich direkt über dem Rednerpult. Aufmerksame Beobachter sollen an den entsprechenden Stellen Auffangeimer ausgemacht haben.
Lecks im Landtag: Machbarkeitsstudie kommt
Auf AZ-Anfrage bestätigte Landtags-Kommunikationsleiter Eric Markuse: "Es ist seit einigen Jahren schon ein Problem, dass das 2005 mit dem Neubau des Plenarsaals errichtete Glasdach starkem Regen nicht standhält und an einigen Stellen undicht ist. 2011 hat es bei einem Gewitter auch schon in den Plenarsaal getropft. Das Dach wurde seither immer wieder abgedichtet, was aber nicht vollständig gelang. 15 Jahre UV-Licht-Einstrahlung haben die Situation leider zusätzlich verschlechtert. Eine Machbarkeitsstudie soll nun Möglichkeiten und Kosten einer Reparatur ermitteln."
Die soll spätestens im Herbst vorliegen. Was die Arbeiten an dem Glasdach erschweren dürfte, ist die Vorgabe, dass sie "ausgeführt werden können, ohne den parlamentarischen Betrieb zu beeinträchtigen", wie es aus dem Landtag heißt. Möglich, dass deshalb eine provisorische Zwischendecke eingezogen wird oder die betroffenen Stellen mit Planen abgedeckt werden.

Lecks im Landtag: Gibt es Alternativen?
Einige Abgeordnete witzeln jedoch bereits über Ausweichquartiere. Im Gespräch sind das nahe Prinzregententheater, die Messe in Riem und sogar der Audi Dome. Fest steht, dass der zweitgrößte Saal im Maximilianeum, der historische Senatssaal, bei Bestuhlung zwar 300 Personen Platz bieten würde – der Landtag hat derzeit 205 Abgeordnete, zu denen bei Plenarsitzungen noch rund 30 bis 40 Mitarbeiter kämen –, aber dort ließen sich keine Fraktionsgrenzen einziehen.
Außerdem fehlt eine entsprechende Kommunikationsanlage. Auch die natürliche Akustik sei ein Problem. Die wichtigste Frage im Zusammenhang mit den Reparaturen ist jedoch die nach den Kosten – und ob sich diese aus dem laufenden Etat stemmen lassen oder ob weiteres Geld beantragt werden muss. Auch hierüber soll die Machbarkeitsstudie Aufschluss geben.
Lecks im Landtag: Bausubstanz nicht gefährdet
Fest steht, dass etwaige Regressansprüche an den damaligen Bauherren nicht mehr gestellt werden können, weil alle Fristen längst abgelaufen sind. Warum man diese nicht eingehalten hat, darüber wird der Landtag noch Auskunft erteilen müssen. Zumindest eine gute Nachricht gibt es im ganzen Trubel um den Dachschaden des Landtags.
Wie Kommunikationsleiter Eric Markuse der AZ bestätigte, ist die historische Bausubstanz nicht in Gefahr: "Eingedrungenes Wasser ist bislang aufgefangen worden. Die historische Gebäudesubstanz wurde nicht in Mitleidenschaft gezogen."
Was passiert, wenn das Glasdach nicht zu reparieren ist? Intern wird darüber spekuliert, ob man eventuell eine zweite Glaskuppel über das existierende Dach stülpen kann. Die Kosten: wahrscheinlich hoch.
Das Maximilianeum
Der Prunkbau am östlichen Isar-Hochufer verdankt seinen Namen König Max II. – er gab das Projekt bei dem Architekten Friedrich Bürklein in Auftrag. Es entstand zwischen 1857 und 1874 mit dem Ziel, dort eine Stiftung für Hochbegabte einzurichten, die jedem offenstand, gleich welcher Herkunft.
Schon damals gab es Bau-Probleme: Wegen statischer Bedenken musste die ursprünglich neogotisch geplante Fassade im Renaissance-Stil gestaltet werden. Es folgten mehrere An- und Umbauten, auch für den Landtag, der 1949 einzog.
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