Leben im Tiny House in Bayern: "Viel intensive Arbeit"

Samuel Meisinger lebt in einem Tiny House. Das kleine Reich ist für ihn nicht nur ein Unterschlupf. Es ist die Erfüllung seines Lebenstraums – auch wenn der Winter hart war. Wie er das Haus gebaut hat, wie er dort lebt und welche Tiny Houses in Bayern überhaupt erlaubt sind.
Kilian Pfeiffer |
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Vor beeindruckender Bergkulisse: das Tiny House vor der "Schlafenden Hexe”.
Kilian Pfeiffer 3 Vor beeindruckender Bergkulisse: das Tiny House vor der "Schlafenden Hexe”.
Samuel Meisinger an seinem Esstisch. Darüber befindet sich die Schlafkoje mit TV und Xbox.
Kilian Pfeiffer 3 Samuel Meisinger an seinem Esstisch. Darüber befindet sich die Schlafkoje mit TV und Xbox.
Die Schlafkoje: Hier geht es in den Privatbereich.
Kilian Pfeiffer 3 Die Schlafkoje: Hier geht es in den Privatbereich.

Bischofswiesen – Die fast schon historische Tür des neuen Tiny House öffnet sich langsam. Sofort strömt ein warmer, holziger Duft entgegen, als Samuel Meisinger mit einem freundlichen "Komm rein" den Besuch willkommen heißt. Draußen knallt die Sonne auf die Lkw-Plane und die rot gestrichene Holzfassade.

Das Wohlgefühl, das von diesem Ort ausgeht, stammt auch von der liebevollen Gestaltung, die jeder Zentimeter des Raumes ausstrahlt. Hier, auf nur 22 Quadratmetern, hat Samuel Meisinger sein eigenes kleines Reich geschaffen, das nicht nur ein Dach für ihn bietet, sondern auch seine Lebensphilosophie verkörpert.

Jedes Detail atmet Handwerkskunst

Seit Herbst vergangenen Jahres lebt der Bischofswieser in seinem selbstgebauten Minihaus. Ein Projekt, das er mit eigenen Händen und viel Leidenschaft umgesetzt hat. Er hat es sich wohnlich eingerichtet. Samuel Meisinger ist von Berufs wegen nicht nur Techniklehrer, sondern auch freiberuflicher Holzbildhauermeister – und das merkt man sofort.

Die Schlafkoje: Hier geht es in den Privatbereich.
Die Schlafkoje: Hier geht es in den Privatbereich. © Kilian Pfeiffer

Jedes Detail, jeder Winkel des Hauses atmet Handwerkskunst. Die Möbel, allesamt selbst gezimmert – bis auf einen Bauernschrank und eine kleine Kommode aus zweiter Hand – fügen sich in den Raum ein. Der bunt gemusterte Teppich hat schon viele Füße gesehen – wie so vieles, was Samuel Meisingers Umfeld mit Leben erfüllt.

"Mein Haus war ein Sommerprojekt, das mich und meinen Bruder echt gefordert hat. Es war tatsächlich viel intensive Arbeit", erzählt er. Rund zwei Monate brauchte das Duo, um das kleine Heim von Grund auf zu konstruieren und aus übrig gebliebenem Holz eines Bekannten zu bauen. "Extrem anstrengende Wochen waren das, aber sie haben sich gelohnt", sagt er.

Herausforderung im Winter

Auf einem Lkw-Unterbau entstand ein vollwertiges Zuhause, das Mesinger heute stolz sein Eigen nennt. Im Inneren des Hauses herrscht eine erstaunliche Ordnung. Ein Gasherd, auf dem er gerne kocht, ein Kompostklo, das anfangs zwar gewöhnungsbedürftig war, aber mittlerweile zur Normalität geworden ist, und eine kleine, abgetrennte Dusche im eigenen Bad, die mit einem Duschsack und warmem Wasser aus einer blechernen Gießkanne funktioniert.

Samuel Meisinger an seinem Esstisch. Darüber befindet sich die Schlafkoje mit TV und Xbox.
Samuel Meisinger an seinem Esstisch. Darüber befindet sich die Schlafkoje mit TV und Xbox. © Kilian Pfeiffer

Klar: Das Leben im Tiny House, das auf privatem Grund neben dem Wohnhaus steht, in dem sein Vater lebt, ist nicht immer einfach. Gerade im Winter wurde Meisinger mit den Herausforderungen des minimalistischen Lebens konfrontiert. "Minus sieben Grad draußen – da merkt man erstmal, wie gut eine Isolierung wirklich ist", sagt er. "Aber letztlich ging es ganz gut."

Der Ofen hielt das kleine Haus in der Zeit warm, und mit der Zeit gewöhnte sich der Holzhandwerkskünstler an die Kälte des Winters, die draußen an einigen Tagen dann doch herrschte.

Ein kleiner Lebenstraum

Für Meisinger bedeutet das Tiny House die Erfüllung eines kleinen Lebenstraums. Es ist auch ein stilles Statement gegen all den Überfluss und gegen eine stetig wachsende Konsumgesellschaft. "Ich reduziere mein Leben auf das Wesentliche, auf das, was ich halt brauche", sagt der 26-Jährige.

Die wenigen Quadratmeter nutzt er mit Kreativität. Über dem Wohnbereich hat er eine Schlafkoje eingerichtet, eine hölzerne Einhausung, die nicht nur der Ruhe dient, sondern in der er auch TV schauen, Xbox spielen und von der aus er seinen Plattenspieler bedienen kann. Mit dem Schlafplatz oberhalb der Essecke hat er sich ein paar zusätzliche Quadratmeter geschaffen. In den selbst entworfenen Holzschränken versteckt sich der Stauraum für Hab und Gut.

Noch nicht ganz fertig

Ganz fertig ist Samuel Meisinger noch nicht mit seinem Wohnprojekt: Er plant, sein kleines Reich noch zu erweitern, damit er auch vor der Haustür ein gemütliches Plätzchen hat. Eine kleine Terrasse soll deshalb vor dem Minihaus entstehen.

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Natürlich ist ihm bewusst, dass nicht jeder den Grund und Boden dafür hat und die Möglichkeit, sich ein ähnliches mobiles Zuhause erfüllen zu können. Er hat halt Glück, dass nebenan Vater und Bruder wohnen und das Areal dafür da ist. Den elektrischen Strom zapft er von ihnen und konnte daher auf eine zunächst geplante Photovoltaikanlage verzichten.

Draußen geht ein leichtes Lüftchen, die Sonne scheint. Meisinger lehnt sich an seinem Esstisch zurück, sein Blick streift durch den Innenraum. Sein Leben im Tiny House mag zwar minimalistisch sein. Für ihn bedeutet weniger Platz aber definitiv mehr Freiheit.

Tiny House in Bayern? Das sind die Regelungen

Das Baurecht ist in der Regel das größte Hindernis für Menschen, die sich ein Tiny House bauen wollen. Das gilt es beim Bau in Bayern zu beachten:

  • Für Tiny Houses mit einem Bruttorauminhalt von weniger als 75 Kubikmetern ist in Bayern keine Baugenehmigung notwendig. Das entspricht einer Grundfläche von 30 Quadratmetern bei einer Höhe von 2,5 Metern.
  • Auch wenn es keine Baugenehmigung braucht, sind die Bauherren in der Verantwortung, alle Regelungen einzuhalten. Dazu gehören der Bebauungsplan, das Gebäudeenergiegesetz (GEG), Anforderungen an Abwasser, Hochwasserschutz, Standsicherheit und Brandschutz. Das Grundstück muss für die Bebauung zugelassen sein.
  • Wichtig ist der Unterschied zwischen Innen- und Außenbereich: Im Innenbereich können weniger strikte Regeln gelten.
  • Die Häuslebauer müssen die nötigen Unterlagen zur Hand haben. Diese kann man bei der Baubehörde erfragen.
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