Landtagswahl 2018: Was sagen die Parteien zum Autobahn-Südring?

Seit Jahrzehnten spaltet die Forderung nach einem Autobahn-Südring, der sich von Unterhaching südlich von Gründwald und durchs Würmtal nach Westen ziehen soll, den Landkreis. Das sagen die Parteien kurz vor der Landtagswahl zu dem Thema.
von  Natalie Kettinger
Martin Runge im AZ-Interview. (Archivbild)
Martin Runge im AZ-Interview. (Archivbild) © ho

München - Die A99 hat heute mehr als 160.000 Fahrzeuge am Tag zu bewerkstelligen. Ein geschlossener Ring ist sie aber nicht. Im Süden und Südwesten fehlt ein großer Abschnitt – was mehr Durchfahrtsverkehr für den Mittleren Ring, also für die Stadt selbst, bedeutet. Kommt der Südring also doch noch eines Tages?

Schwer zu sagen. In der Politik gehen die Meinungen immer noch auseinander, wie auch die AZ-Umfrage vor der Landtagswahl auf dieser Seite zeigt. Selbst die CSU spricht nicht mit einer Stimme: Während etwa der ehemalige Umweltminister Otmar Bernhard (CSU), der nicht mehr für den Landtag kandidiert, den Ringschluss im Süden bis zuletzt als "unvermeidlich" bezeichnete, verteidigt der Giesinger Abgeordnete Andreas Lorenz das Ende des Projekts. Otmar Bernhard hingegen hat immer wieder betont, ein Ringschluss sei sogar ökologisch vertretbar denkbar. "Eine unterirdische Trassenführung im Würm- und Isartal ist möglich", sagt er. So könnte die Landschaft geschützt werden.


Martin Runge, Verkehrsexperte der Grünen-Landtagsfraktion

Martin Runge im AZ-Interview. (Archivbild)
Martin Runge im AZ-Interview. (Archivbild) © ho

Die Pläne für den Autobahn-Südring sollten sich spätestens mit der Machbarkeitsstudie der Autobahndirektion Südbayern vom November 2010 als Makulatur erwiesen haben. Ein oberirdischer Autobahn-Südring würde die Erholungs- und Grünflächen im Münchner Süden, das Isartal und das Würmtal zerschneiden und teilweise zerstören.

So heißt es in der Machbarkeitsstudie, dass "innerhalb der großflächigen Waldgebiete des Forstenrieder Parks und des Perlacher Forstes keine ‚ relativ konfliktarmen Korridore‘ existieren, die eine lange oberirdische Trassenführung zulassen würden". Querungen von Würm- und Isartal im Tunnel wären exorbitant teuer, auch könnten dann kaum Anschlüsse realisiert werden. Ganz grundsätzlich würde ein Autobahn-Südring zu einem weiteren Anstieg der Kfz-Verkehrszahlen führen und dann auch bald wieder überlaufen.

Vor dem Hintergrund der zunehmenden Erderwärmung und der Knappheit wertvoller Ressourcen kann und darf unsere Zukunft aber nicht in einem Mehr an Autoverkehr liegen.


Martin Hagen, Spitzenkandidat der FDP

Martin Hagen
Martin Hagen © dpa

Ja. Der Autobahnring sollte geschlossen werden, um den Verkehr um die Stadt zu leiten. Schon heute reicht die Kapazität auf Ring- und Einfallstraßen nicht mehr für den wachsenden PKW-Verkehr aus.


Ates Gürpinar, Spitzenkandidat der Linken

Martin Hagen
Martin Hagen © dpa

Nein. München kollabiert am täglichen Autoverkehr. Der wird weiter zunehmen, wenn noch mehr Straßen gebaut werden. Der Umwelt zuträglich ist ein guter Ausbau des ÖPNV’s und der Radwege. Das wäre ökologisch sinnvoll. Anstelle des Autobahn-Südrings braucht es einen S-Bahn-Südring. Die Tieftunnelstammstrecke entwickelt sich schon jetzt zum Milliardengrab und ist wie die Autobahn abzulehnen.


Andreas Lorenz, Direktkandidat der CSU im Stimmkreis Giesing

Andreas Lorenz von der CSU.
Andreas Lorenz von der CSU. © ho

Grundsätzlich wäre es gut, wenn München einen Autobahnring hätte und der Verkehr großräumig um München herumgeleitet werden könnte. Nur wurde dieses Projekt in den vergangenen Jahrzehnten leider nie realisiert und in der Zwischenzeit sind dort, wo er ursprünglich vorgesehen war, auch neue Stadtteile mit Wohnungen und Gewerbe entstanden.

Ein Autobahnsüdring müsste daher größtenteils in Tunneln geführt werden, auch um die wichtigen Naherholungsgebiete Forstenrieder Park, Grünwalder und Perlacher Forst zu schützen. Die detaillierten Untersuchungen vor einigen Jahren haben ergeben, dass die prognostizierten Kosten hierfür in keinem sinnvollen Verhältnis zu dem verkehrlichen Nutzen – der geringer wäre als erhofft – standen.
Auch die Beeinträchtigungen für die Natur wären nicht gering, so dass man sich entschied, dieses Projekt nicht weiter zu verfolgen.


Florian Ritter, Direktkandidat der SPD im Stimmkreis Pasing

Florian Ritter von der SPD.
Florian Ritter von der SPD. © AZ

Der Südring wurde von der Staatsregierung beerdigt. Nach den vorliegenden Studien ist der Nutzen für die Verkehrsführung gering. Wichtig ist daher aber ein deutlich besserer Schutz vor Lärm und Verschmutzung an der Lindauer Autobahn A96 im Stadtbereich.


Linus Springer, Direktkandidat der Freien Wähler im Stimmkreis Hadern

Linus Springer von den Freien Wählern.
Linus Springer von den Freien Wählern. © AZ

Ein eigener Autobahn-Südring ist auf absehbare Zeit nicht finanzierbar und würde insbesondere ökologisch auch völlig falsche Zeichen setzen. Allein das für den sogenannten "Autobahn-Südring" notwendige Tunnelbauwerk würde mehrere Milliarden kosten und wäre frühestens in den 2030er Jahren fertig.

Darüber hinaus würde es einen erheblichen Landschafts- und Flächenverbrauch bedeuten, der in Bayern ohnehin schon extrem hoch ist. München und die Region sollten lieber in einen strukturellen und sinnvollen Ausbau des ÖPNV mit Querverbindungen investieren, statt weiterhin nur auf den Ausbau der Achse quer durchs Zentrum zu setzen. Dann könnten die Pendlerströme auch besser verteilt werden und weniger Menschen wären täglich auf Ihr Auto angewiesen, weil die S-Bahn regelmäßig nicht zuverlässig funktioniert.


Uli Henkel, Direktkandidat der AfD im Stimmkreis Giesing

Uli Henkel von der AfD.
Uli Henkel von der AfD. © AZ

Unbedingt, das sensationelle Konzept der Landeshauptstadt, bestehend aus Altstadtring – Mittlerem Ring – Autobahnring, muss endlich vollendet werden. Es wird ein Segen für die Münchner, die Umlandgemeinden und die Umwelt gleichermaßen werden.

Wer beobachtet hat, wie schon der Ring A 99 bei Germering zu einer Entlastung geführt hat, der weiß genau was ich hier meine. Der Schluss des Südringes bedeutet auch eine große Entlastung für den tagtäglichen Dauerstau am Ende der Lindauer Autobahn, die einfach am Mittleren Ring endet und obendrein noch durch die völlig unzureichende Einfädelung in den neuen Luise-Kiesselbach-Tunnel in Südrichtung einfach ein gigantisches Ärgernis darstellt und Millionen von Litern Treibstoff kostet und damit die Umwelt belastet.

Der Südring könnte eingehaust und teils in Tunneln geführt werden. Er wird kosten – und ja, es wird Ärger geben, aber er wird eine messbare Entlastung für alle mit sich bringen.

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