Landtagswahl 2018: Das sagen die Parteien zur 3. Startbahn in München

München - Das Milliardenprojekt einer dritten Startbahn für den Münchner Flughafen sorgt schon seit geraumer Zeit für heftige Proteste. Das Aktionsbündnis "AufgeMUCt" hat sich zum Ziel gesetzt, diese um jeden Preis zu verhindern, auch der Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) sah zuletzt keine mehrheitliche Befürwortung in der Bevölkerung. Wirtschaftsverbände dagegen plädieren für den Ausbau.
Nun könnte es an der künftigen Staatsregierung sein, endlich eine Entscheidung zu treffen. Die AZ hat vor der Landtagswahl am 14. Oktober bei den Parteien, die in den Landtag einziehen könnten, nachgefragt: Dritte Startbahn – ja oder nein? Eine Frage, sieben Antworten.
Andreas Lorenz, Direktkandidat der CSU im Stimmkreis Giesing
Die dritte Startbahn ist für den Münchner Flughafen und die wirtschaftliche Entwicklung Bayerns notwendig und wichtig.
Die Zahl der Starts und Landungen am Flughafen Franz Josef Strauß steigt und der Airport stößt damit an seine Kapazitätsgrenze. Bei der Eröffnung des Flughafens 1992 gab es zwölf Millionen Passagiere, jetzt sind es über 40 Millionen. Die Menschen wollen den Flugverkehr. Und eine starke Wirtschaft braucht ein funktionsfähiges Drehkreuz – nicht nur die großen DAX-Unternehmen, sondern auch der exportorientierte Mittelstand lebt von diesem Tor in die Welt. Wir wollen die notwendige Weiterentwicklung des Münchner Flughafens zusammen mit der Landeshauptstadt München angehen und mit ihr gemeinsam das weitere Vorgehen besprechen.
Natascha Kohnen, Spitzenkandidatin der SPD

Wir sind auf der Seite der Bürgerinnen und Bürger: Sie haben die dritte Startbahn per Bürgerentscheid abgelehnt. Daran halten wir uns. Die Staatsregierung scheint das wenig zu interessieren. Wer Schwarz oder Gelb wählt, wählt die dritte Startbahn. Wer die SPD wählt, beerdigt die dritte Startbahn.
Katharina Schulze, Spitzenkandidatin der Grünen

Die Metropolregion München braucht keine dritte Startbahn! Es gibt keinen Bedarf: Das bisherige Maximum an Flugbewegungen wurde 2006/2007 mit je 432.000 erreicht – und seitdem nie mehr. Zwei Bahnen reichen also!
Davon abgesehen ist die Belastung für die Region zu groß: Fluglärm, Feinstaub und Ultrafeinstaub belasten die Menschen im kompletten Großraum. Darüber hinaus bedeutet eine dritte Startbahn mehr Belastung für die Infrastruktur vor Ort. Es müssen Straßen, Wohnungen, die jetzt schon fehlen, Kindergärten, Schulen, Einkaufsmöglichkeiten und vieles mehr gebaut werden. Nicht zu vergessen: Wir haben eine Klimakrise und müssen unsere Umwelt schützen. Als Sprecherin des Bündnisses "München gegen die 3. Startbahn" werde ich mich auch weiter dafür einsetzen, dass der Bürgerwille ernst genommen wird. Denn München hat 2012 beim Bürgerentscheid schon klar und deutlich Nein zur 3. Startbahn gesagt!
Martin Hagen, Spitzenkandidat der FDP Bayern
Der Münchner Flughafen ist Bayerns Tor zur Welt. Die FDP ist die einzige Partei, die sich klar zum Bau der dritten Startbahn bekennt. Das Projekt ist entscheidend für die Entwicklung der Region. Der Flughafen arbeitet aktuell am Limit. Er braucht die zusätzlichen Kapazitäten, um als Drehkreuz attraktiv zu bleiben.
Die dritte Startbahn wird unsere exportorientierte Wirtschaft beflügeln, die Bürger profitieren von mehr Direktverbindungen und Tausenden Arbeitsplätzen. Der Ausbau würde der Stadt München und den umliegenden Gemeinden auch zusätzliche Einnahmen bringen und so wichtige Investitionen ermöglichen.
Guido Hoyer, Direktkandidat der Linken im Stimmkreis Freising
Wir beteiligten uns aktiv an den Protesten und lehnen die dritte Startbahn weiterhin ab, in Freising, in München, in Bayern und im Bund. Ich bin als Freisinger dankbar, dass die Münchner zu ihrem Entscheid stehen. Eine weitere Startbahn ist unnötig und eine Belastung der Anwohner.
Für deren Entlastung fordern wir endlich ein Nachtflugverbot und das Verbot von Kurzstreckenflügen. Täglich gibt es mehrere Flüge von München nach Nürnberg: Das ist verkehrspolitischer Blödsinn und klimapolitischer Wahnsinn. Selbst die aktuellen, unzureichenden Klimaschutzziele werden durch das ungebremste Wachstum des Flugverkehrs konterkariert. Deshalb braucht es höhere Start- und Landegebühren, eine einheitliche Besteuerung von Kerosin und die Abschaffung der Kerosinzuschüsse. Übrigens: Der Freistaat wird am 7. November 100 Jahre alt. Wir schlagen vor, zur Ehrung des ersten bayerischen Ministerpräsidenten den Flughafen umzubenennen: in Kurt-Eisner-Flughafen.
Michael Piazolo, Direktkandidat der Freien Wähler im Stimmkreis Giesing
Die Freien Wähler lehnen eine dritte Startbahn am Münchner Flughafen ab. Und das hat gute Gründe: Bislang und voraussichtlich auch künftig ist eine dritte Bahn aufgrund der Entwicklung der Zahlen von Starts und Landungen schon wirtschaftlich nicht zu rechtfertigen.
Bei den Planungen ist man von mindestens 480.000 Flugbewegungen im Jahr 2025 ausgegangen. Real schwanken die Flugbewegungen seit Jahren um die 400.000 Starts und Landungen. Auch gibt es noch eine für die Freie Wähler besonders wichtige politische Dimension: Die Münchner Bürger hatten sich seinerzeit in einem Bürgerentscheid deutlich gegen die dritte Startbahn ausgesprochen. Dieser eindeutige Wille der Betroffenen muss auch akzeptiert werden und darf nicht durch Aussitzen von Fristen oder gar Tricks im Gesellschaftsrecht durch die CSU oder die Staatsregierung unterlaufen werden.
Uli Henkel, Direktkandidat der AfD im Stimmkreis Giesing
Gerade die dritte Startbahn ist ein fantastisches Beispiel für unsere Forderung nach mehr direkter Demokratie nach Schweizer Vorbild. Wir würden die Bürger Bayerns darüber abstimmen lassen und dann die Staatsregierung an dieses Votum binden wollen.
Sollte die Mehrheit gegen die dritte Startbahn votieren, dann müsste wohl Nürnberg als vorgelagerte dritte Startbahn ertüchtigt werden, vor allem durch eine bessere Anbindung von NUE an MUC. Die Menschen in Bayern sind mündig, und man sollte als Politiker auch Vertrauen in die Entscheidungsfähigkeit der Menschen haben, ihnen vertrauen und sie mit einbinden, das ist unser Ansatz von Basisdemokratie, in der sonst leider immer ein kleine, aber dafür lautstarke Minderheit das Recht für sich reklamiert, weil die Mehrheit halt leider mangels Aufforderung schweigt.
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