Schräge Anzeige in Vilsbiburg: Altenheim sucht achtarmige Pflegekraft mit null Bock

Landshut - Kürzlich tauchte in der Landshut-Gruppe auf Facebook folgendes Stellenangebot auf: "Achtarmige Pflegekraft gesucht und am besten noch zwei Hände mehr". Die Anforderungen an die Bewerber: Müde und antriebslos sollen sie sein und null Bock haben, anfallende Arbeiten zu erledigen. Der Arbeitgeber biete "attraktive Arbeitszeiten von Montag bis Sonntag" und "Mehrarbeit ohne Ende".
Als Bewerbungsbild seien Fotos vom letzten Grillabend gerngesehen. Hinter dieser Stellenanzeige steckt das Caritas Alten- und Pflegeheim Geschwister-Lechner-Haus in Vilsbiburg. Was witzig klingt, hat einen ernsten Hintergrund: Auch das Alten- und Pflegeheim ist vom Fachkräftemangel betroffen. Die Stellenanzeige ist aus lauter Verzweiflung entstanden, wie Pflegedienstleiterin Silvia Kinner sagt, "weil wir momentan keine Pflegefachkräfte finden".

Offene Stellen in Pflegeheimen: Problem Fachkraftquote
Stellenanzeigen würden meistens immer gleich aussehen, deshalb ist sie kreativ geworden. Mit lustigen Formulierungen und bunten Farben wollte die Verfasserin Aufmerksamkeit gewinnen. "Leider war der Erfolg nicht so groß wie erhofft", sagt Kinner. Es hätten sich zehn Helfer – von denen zwei eingestellt worden sind –, aber keine Pflegefachkräfte beworben.
Das Problem sei die Fachkraftquote: Diese beträgt 50 Prozent, das heißt, die Hälfte der Stellen muss mit Fachkräften besetzt sein. Ist das nicht der Fall – das Geschwister-Lechner-Haus liegt knapp darunter – gilt ein Aufnahmestopp bei Patienten. "Wir bekommen viele Anrufe von Angehörigen." Diese muss Kinner aber schweren Herzens abweisen – obwohl elf Betten im Alten- und Pflegeheim frei wären. "Drei bis vier Fachkräfte bräuchten wir noch dazu, dann können wir auch wieder Patienten aufnehmen."

Pflegedienstleiterin Krinner: "Die Bürokratie wird immer mehr"
Das Problem des Fachkräftemangels haben alle Heime, sagt Kinner. Doch warum fehlt es an Bewerbern? Sie glaubt, der Zeitdruck, die Angst, einspringen zu müssen, wenn ein anderer ausfällt und der Dokumentationszwang wirken abschreckend. "Die Bürokratie wird immer mehr. Das macht unseren schönen Beruf kaputt", sagt die Pflegedienstleiterin.
Hinzu komme noch, dass auch Krankenhäuser Altenpfleger einstellen. "Und die zahlen meist besser." Dabei sei der Verdienst bei der Caritas im Vergleich zu privaten Trägern höher. Wie könnte man das Problem in den Griff bekommen? An der Fachkraftquote und am Personalschlüssel müsse was getan werden. "Aber die Politik ist leider noch nicht so weit", sagt Kinner.
Geschwister-Lechner-Haus: Hier können Sie sich bewerben
Derweil versucht das Alten- und Pflegeheim in Vilsbiburg, die Stellen attraktiv zu machen mit festen Arbeitsverträgen, Wunschdienstplänen, Wunschurlaubsplänen sowie Weiterbildungsmöglichkeiten. Und eben mit Stellenanzeigen der anderen Art.
Auch wenn diese noch nicht den gewünschten Erfolg gebracht hat, "ich gebe die Hoffnung nicht auf und versuche es weiter", sagt Kinner. Interessierte Bewerber können sich bei Pflegedienstleiterin Silvia Kinner melden unter Telefon 08741/9674100.
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