Hilfe beim Überwintern: Sie ist Landshuts Igel-Mama
Landshut - Diesen Winter wohnen ganz besondere Gäste bei Petra Förster in Kumhausen. Sie sind ganz schön gefräßig, und wenn man nicht aufpasst, wird man schon mal von ihnen gestochen. Acht Igel überwintern gerade bei der 59-Jährigen.
Wie es dazu kam? Nachbarn hätten im September angefragt, ob sie zwei Igel nehmen kann, die sie im Garten gefunden hatten. Die Jungtiere wogen erst 230 Gramm. Petra Förster und ihr Mann entschlossen sich, die beiden aufzupäppeln. Sie besorgten Igelhäuschen, fütterten sie täglich mit Hunde-Nassfutter und Katzen-Trockenfutter sowie Wasser und misteten jeden dritten Tag aus.
Petra Förster: So päppelte sie ihr Sorgenkind auf
Dann brachte ein Nachbar einen Igel vorbei, der keine Stacheln hatte. Der Grund: Er war von Parasiten befallen. Vom Tierarzt bekam Petra Förster ein Mittel dagegen und musste den Igel alle drei Tage baden. "Der hat sich dabei gestreckt, als würde er es so richtig genießen", erinnert sie sich. Nach dem Bad wurde er mit Flohpulver eingesprüht und auf eine Wärmflasche gelegt. So sei er die Parasiten losgeworden.

Förster bemerkte jedoch, dass der Igel auch noch Würmer hat. Also ging sie noch mal zum Tierarzt, der Igel bekam zwei Spritzen . "Daraufhin hat man zuschauen können, wie die Stacheln wieder sprossen." Der Igel nahm über 300 Gramm zu und befindet sich seit Sonntag im Winterschlaf. "Er war eigentlich mein Sorgenkind. Aber jetzt geht es ihm richtig gut."
Petra Förster hält Kontakt zum Bund Naturschutz
Ihres Wissens nach ist Petra Förster die Einzige im Raum Landshut, die Igel aufnimmt. Andere Igelexperten stünden nur als Berater zur Verfügung. Warum gibt es nicht mehr Igelpäppler? "Viele tun sich das nicht an, denn es ist schon mit Arbeit verbunden und man muss sich auskennen. Es ist nicht ohne."
Die Versorgung der Tiere nehme viel Zeit in Anspruch. Petra Förster kann das aber gut mit ihrer Arbeit im Krankenhaus in Einklang bringen. Um bei der Versorgung der Igel auch alles richtig zu machen, steht Petra Förster in engem Kontakt mit einer Igelexpertin vom Bund Naturschutz. Die 59-Jährige sei gefragt worden, ob man ihre Nummer weiterleiten dürfe an Leute, die einen Problem-Igel gefunden oder bei sich Zuhause haben. Förster stimmte zu. "Ich hab natürlich nicht gewusst, dass das so ausartet", sagt sie. Denn daraufhin hätte sie viele Anrufe bekommen von Leuten, die nicht ihren Rat suchten, sondern hilfsbedürftige Igel zu ihr bringen wollten.
Igel überwintern bei Försters: "Es geht ihnen super gut"
Mittlerweile hätte die Igelpäpplerin zehn Stück, zwei seien jedoch verstorben. Einer sei von einem Raben attackiert worden, der andere ist vermutlich an einem Herzinfarkt gestorben. Kapazitäten hätte Förster noch. "Wenn jetzt noch jemand anrufen würde, würde ich nicht Nein sagen. Wir haben noch Platz. Meinen acht, die ich jetzt da habe, geht's super gut." Aktuell befinden sich sechs Igel auf der Terrasse in einem großen Hasenstall, den Petra Försters Mann gebaut hat. Jeder Igel hat ein eigenes Häuschen, in dem er schläft.
Zwei "Sorgenkinder" seien noch in der Garage. Einen davon hat der Hund des Ehepaares im Dezember im Nachbargarten aufgespürt. "Da war er noch ganz klein." Er werde noch so lange gefüttert, bis er 500 Gramm auf die Waage bringt. Denn wenn die Tiere nicht das nötige Gewicht haben, kann es sein, dass sie den Winterschlaf nicht überleben.
Viele Igelmütter sind überfahren worden
Ist er kräftig genug, wird das Füttern eingestellt, damit auch er in den Winterschlaf verfallen kann. Förster hofft, dass das diese Woche noch klappt, denn bis spätestens Ende Januar sollten alle Igel schlafen. Normalerweise gingen sie im November oder Dezember in den Winterschlaf. "Es liegt mir am Herzen, dass sie durchkommen", sagt die Tierliebhaberin.
Dass heuer noch so spät Igel unterwegs sind, liegt laut Förster daran, dass es im Herbst noch lange warm war und die Igel noch mal Junge bekommen haben. Viele Igelmütter seien überfahren worden. Auf sich allein gestellt hätten die Igelbabys in Gärten nach Nahrung gesucht, aber dann nichts mehr gefunden, als es kalt geworden ist.
Namen haben die Igel von Petra Förster übrigens nicht. Aber sie sollen eine Markierung bekommen, wenn sie im Frühjahr freigelassen werden, wie auch schon die beiden Igel, die vergangenes Jahr bei ihr überwintert haben. Daran habe Förster die Tiere wiedererkannt. "Im September sind sie jeden Tag zur selben Zeit vor der Terrasse gestanden und haben gewartet, dass ich Futter rausstelle", erzählt die 59-Jährige. Leider seien sie aber überfahren worden. "Erst haben wir sie aufgepäppelt und dann werden sie zusammengefahren", sagt sie mit Bedauern.
Petra Förster wartet nun bis März, April, bis die Temperaturen warm genug sind, um ihre stacheligen Gäste samt Igelhaus ins Freigehege setzen zu können. "Wenn sie aufwachen, bekommen sie gleich was zu fressen, damit sie wieder zu Kräften kommen." Und dann werden die Wildtiere wieder in die Freiheit entlassen, wo sie hingehören.
- Themen: