Der perfekte Boxenstopp für Rauchschwalben

Rauchschwalben gehen in zum Nisten buchstäblich die Kuhställe aus, so auch in der Region Landshut: Wie Susanne Rieck, Gebäudebrüterschutzbeauftragte vom Landesbund für Vogelschutz (LBV), Kreisgruppe Landshut, sagt, hat die Entwicklung in der Landwirtschaft nicht nur für Wiesenbrüter und Agrarvogelarten mittlerweile dramatische Folgen.
"Das Höfesterben in Deutschland schreitet voran und wird laut Prognosen bis zum Jahr 2040 mindestens zu einer Halbierung der derzeit noch etwa 267.000 landwirtschaftlichen Betriebe führen."
Offene Ställe werden von Schwalben kaum besiedelt
Auf verbleibenden Höfen schaut es für die Schwalben ebenfalls schlecht aus: Die vielerorts aus Gründen des Tierschutzes vorgenommen Umstellung der Milchviehbetriebe auf Offenstallhaltung entwickelt sich über kurz oder lang zu einem Artenschutzproblem.
Wie Rieck berichtet, nisten Rauchschwalben gerne in dunklen, zugluftgeschützten Anbindeställen, helle Laufställe werden jedoch nur sehr zögerlich oder gar nicht besiedelt. "Die Konstruktionen der modernen Ställe haben sich entscheidend geändert: Sie sind hoch, offen, zugig und eignen sich nicht zum Nestbau."

Der Knackpunkt: An den großflächigen glatten Wänden und Stützpfeilern haftet kein Nistmaterial. Auch fehlen bei der offenen Bauweise die Zwischendecken. Den Schwalben fehlen so zum Nestbau nicht nur zugluftgeschützte Nischen und Ecken, sondern auch der schützende Deckenbereich über dem Nest.
Wie die Gebäudebrüterschutzbeauftragte weiter sagt, hat die Umstellung der Ställe zum Wohl der Nutztiere für den Fortbestand der Rauchschwalbe gebietsweise bereits bestandsbedrohende Auswirkungen erreicht. Vielerorts seien keine Schwalben mehr zu sehen. Inzwischen stehen Rauchschwalben auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Tierarten. Da Schwalben auf den Höfen von jeher ein positives Image besitzen, ist es vielen Landwirten jedoch ein Anliegen, diese auch weiterhin auf dem Hof zu haben.
Schwalben auf Liste der vom Aussterben bedrohten Tierarten
Damit Landwirte und Schwalben weiter in Koexistenz leben können, hat der LBV zwei technische Lösungen zur Ansiedelung von Rauchschwalben in Offenhaltungsställen entwickelt. Sie werden bereits seit rund fünf Jahren erfolgreich eingesetzt - und schützen die Nester auch vor Fressfeinden wie Greifvögel oder Eulen: die Schwalbenbox und der Schwalbenwinkel.
Rieck: "Im Gegensatz zu normalen Kunstnestern können beide Entwicklungen auch an der Decke oder an freilaufenden Balken und somit in der Mitte eines Raumes befestigt werden." Dadurch ergeben sich zahlreiche Möglichkeiten, die Nisthilfen in Ställen zu montieren. Auch in städtischen Gebieten kommen solche Schwalbenboxen und -winkel zum Einsatz. Als "Indoorbrüter" sind Rauchschwalben bei der Suche nach Nistplätzen in Städten auf zugängliche Gebäude oder ähnlich geschützte Bereiche angewiesen.
Sie weichen auf Pferdeställe, Lagerhallen, Werkstätten und Garagen aus. Im Innenstadtbereich von Landshut brüten seit Jahrzehnten über 80 Schwalbenpaare. Ihre Nester befinden sich unter den Arkaden, im Innenhof der "Landshuter Zeitung", an Eingängen und Durchgängen und mittlerweile auch in Tiefgaragen.
Der eigene Nestbau gehört bei Rauchschwalben zum Brutgeschäft trotz Bruthilfen weiterhin dazu. Wie Rieck sagt, werden die Nester von Schwalben meist noch am Rand mit Lehm aufgestockt. Die Schwalbenboxen und Schwalbenwinkel können auch ohne Kunstnester gefertigt werden, insofern sichergestellt ist, dass den Schwalben von April bis Juli in unmittelbarer Umgebung genügend Baumaterial an einer Lehmsammelstelle zur Verfügung steht.
"Erfahrungsgemäß hat es sich bewährt, im Hinblick auf unsere mittlerweile heißen, trockenen Sommer stets eine große Zahl der Nisthilfen mit künstlichen Nestern auszustatten oder Baumaterial durch eine Lehmpfütze anzubieten.", sagt Rieck. Je mehr Nester es gebe, desto besser, da somit auch die Akzeptanz im Revier der Schwalben untereinander steige.

In einigen bayerischen Landkreisen kommen beide entwickelten Nisthilfen bereits erfolgreich als funktionserhaltende Ersatz- und Ausgleichsmaßnahmen zum Einsatz. Rieck: "So ist es möglich, den Wegfall von Brutplätzen bei Abriss von Ställen im Nahbereich zu kompensieren. Meist sind Gebäude mit direktem Ortsbezug verfügbar, in denen durch Schwalbenboxen und -winkel geeignete Brutplätze zur Verfügung gestellt werden können."
Mit positiver Resonanz bei den Landwirten: "Bei rechtzeitiger und fachlicher Beratung sind diese meist aufgeschlossen, Ersatzmaßnahmen anzubringen. Sie müssen nur wissen wo, wie und womit", sagt Rieck. "Der LBV berät in dieser Sache gerne."
Für Offenställe stellt der LBV Landshut Landwirten im Raum Landshut die Schwalbenboxen und Schwalbenwinkel kostenlos zur Verfügung. Auch Pferdewirte können sich melden. Ansprechpartnerin beim LBV ist Susanne Rieck, E-Mail: schwalbenschutz-landshut@lbv.de.
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