Absage der Landshuter Frühjahrsdult: So reagieren die Schausteller
Landshut - "Es ist eine weitere Katastrophe, die sich aber in den letzten Wochen schon abgezeichnet hat", sagt Christian Buchner, der Sprecher der Schausteller in Landshut, zur Absage der Frühjahrsdult 2021.
Denn es gehe mittlerweile schlicht um die Existenz vieler Schausteller. Allerdings: "Sicherheit geht vor. Ich hätte anstelle der Stadt genauso entschieden", so Buchner. Trotzdem sei es einfach nur schlimm - sowohl für seine Kollegen, als auch für die Landshuter selber. "Die Leute lechzen nach Abwechslung und unbeschwerten Stunden. Die Menschen wollen endlich wieder die Lederhose anziehen und lachen", findet der Schausteller-Chef.
Dultstände in der Landshuter Altstadt wird es auch 2021 geben
Wenn er sich mit Kollegen unterhält, hört er Geschichten von Menschen, die am Boden zerstört sind. Buchner: "Unser Toiletten-Mann auf der Dult ist fix und fertig. Viele Bedienungen wissen nicht mehr weiter. Einige davon sind mittlerweile in die Altenpflege abgewandert, um überhaupt arbeiten zu können."

Denn auch die staatliche Hilfe sei nicht für alle seine Kollegen relevant oder komme oft sehr spät. Eine kleine Freude, die den Landshuter Schaustellern auch 2021 bleibt: Die Dultstände in der Altstadt wird es auch dieses Jahr wieder geben. "Nicht, dass wir von diesen Einnahmen alleine leben könnten, aber besser wie nix ist es allemal. Für dieses Zeichen der Unterstützung sind wir der Stadt sehr dankbar", sagt Buchner.
Corona-konforme Konzepte für Dult-ähnliche Mini-Veranstaltungen
Auch Schaustellerkollege Horst Heppenheimer vom Verband der Marktkaufleute freut sich auf die Stände, die voraussichtlich ab Frühjahr wieder in der Altstadt stehen werden. "Die Leute haben sich vergangenes Jahr so darüber gefreut, also waren wir auch glücklich", sagt Heppenheimer. Trotzdem sei die Situation dramatisch. Für ihn sei es in sofern noch erträglich, weil es sich bei seinem Unternehmen um einen Familienbetrieb handelt und sich so die Personalkosten stark reduzieren ließen.
Zum anderen ist Heppenheimer bewusst, dass er wenigstens ein paar wenige Möglichkeiten hatte, Stände aufzubauen. "Manche Kollegen ergeht es da ganz anders. Knapp ein Viertel meiner Kollegen haben seit September 2019 nichts mehr verdient. Das ist eine sehr, sehr lange Zeit", so Heppenheimer. Staatliche Hilfen seien laut Heppenheimer nicht ausreichend oder kommen viel zu spät. "Soforthilfe habe ich bekommen. Auf die Novemberhilfe warte ich noch immer"; sagt er.

Ein anderer Kollege von Heppenheimer habe sich kurz vor Ausbruch der Pandemie ein Fahrgeschäft für zwei Millionen Euro gekauft. "Das steht seit nun mehr als einem Jahr auf seinem Hof", erzählt Heppenheimer. Die Raten dafür müsse sein Kollege trotzdem zahlen. Wenn es noch ein Jahr so weitergeht, muss er es wieder verkaufen, sagt er. Aber an wen? "Das kauft doch jetzt auch keiner", so der Schausteller weiter.
Wirklich Hoffnung, dass die Bartlmädult oder gar die Wiesn stattfinden wird, hat Heppenheimer nicht. Indes glaubt er aber an Corona-konforme Konzepte für Dult-ähnliche Mini-Veranstaltungen. "Letztes Jahr hatten wir die Bartlmätage oder die Dingolfinger Kirta light, auch so etwas könnte dieses Jahr möglich sein", spekuliert Heppenheimer. "Da sind wir gerade schwer am überlegen."
Landshut: Mit der Absage der Frühjahrdult war zu rechnen
Und eine positive Nachricht gibt es laut Heppenheimer noch: "Ein bisserl halten wir noch durch, zumindest ist die große Insolvenzwelle bei den Schaustellern - noch - nicht aufgetreten." Weiter durchhalten will auch der Landshuter Marktkaufmann Günther Rottmeier. Seit vielen Jahren verkauft er Halbe-Meter-Würschtel auf den Landshuter Dulten und dem Christkindlmarkt. "Sicher ist das alles nicht einfach, aber durch die staatliche Unterstützung geht es bei mir einigermaßen", so Rottmeier. "Schwierig ist für uns aber allemal, aber "mit der Absage für die Frühjahrsdult war zu rechnen", meint Rottmeier.
Zwar geht Rottmeier nicht immer mit der Politik konform, wie er betont, trotzdem sei auch für ihn die Entscheidung der Stadt nachvollziehbar. Dafür freue er sich auf die Dultstände, die es 2021 wieder geben soll. Rottmeier: "Auch wenn es für uns wirklich nur ein kleines Zubrot ist. Aber derzeit habe ich für meinen Geschmack durchaus zu viel Freizeit", sagt Rottmeier - und lacht dann. "Eigentlich ist das ja nicht lustig, aber ein bisschen Humor muss man sich in deinen Zeiten einfach bewahren", so Rottmeier.
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