Kündigung in Rehaklinik: Altenpfleger erschießt zwei Rentner

Nahe Ansbach wird ein Altenpfleger (47) unvermittelt zum Mörder. Wahllos feuert er auf alte Menschen. Eine Frau (82) und ein Mann (72) sterben.
von  Natalie Kettinger
Hier wird Bernd G. vor der Esso-Tankstelle festgenommen. Die Beine haben ihm zuvor zwei Mechaniker mit Kabelbindern gefesselt.
Hier wird Bernd G. vor der Esso-Tankstelle festgenommen. Die Beine haben ihm zuvor zwei Mechaniker mit Kabelbindern gefesselt. © AZ - Privat

München / Ansbach - Im Oktober hätten Anna A. und ihr Mann den 50. Hochzeitstag gefeiert. Doch am Freitag wurde die 82-Jährige aus Leutershausen im Kreis Ansbach brutal aus dem Leben gerissen; erschossen von einem offenbar psychisch kranken Amokläufer, der noch ein zweites Zufallsopfer († 72) umbrachte, bevor ihn die mutigen Mitarbeiter einer Tankstelle überwältigten – und so womöglich weitere Todesopfer verhinderten.

Amoklauf bei Ansbach: Täter ist Sportschütze

Für die Polizei ist der Ansbacher Altenpfleger Berd G. (47) ein unbeschriebenes Blatt – bis zum Freitag, als er morgens eine Pistole und einen Revolver in das silberne Mercedes-Cabrio seines Vaters packt und zum Mörder wird. Im Leutershausener Ortsteil Tiefenthal feuert er auf Anna A., die blutüberströmt vor ihrer Haustür zusammenbricht und wenige Minuten danach stirbt.

Nur ein paar Kilometer entfernt schießt Bernd G. auf einen 79-Jährigen, der mit einem Rucksack auf dem Rücken eine Straße entlang radelt. „Der Mann ist noch am Tatort verstorben“, sagt später ein Polizeibeamter. Doch der Amokfahrer hat noch nicht genug: Aus dem Auto heraus bedroht er eine weitere Person mit der Waffe.

Tankstellen-Mitarbeiter überwältigen den 47-Jährigen

Dann zielt er auf einen Traktorfahrer und drückt erneut ab. Die Kugel verfehlt den Landwirt, er wird durch einen Splitter lediglich leicht verletzt. Anschließend gibt Bernd G. mehrere Schüsse auf ein Wohnhaus in Leutershausen ab, bevor er auf den Parkplatz der Esso-Tankstelle in Bad Windsheim einbiegt.

Im Verkaufsraum bedroht der 47-Jährige die Angestellten mit der Pistole. Dann legt er die Waffe auf den Tresen und ist für wenige Sekunden abgelenkt. Sekunden, die der Kassiererin genügen, um die Waffe verschwinden zu lassen.
Als der Doppelmörder fliehen will, überwältigen ihn zwei kräftige Mechaniker und halten ihn fest, bis die Polizei vor Ort ist.

Auf dem Weg zur Wache redet der Festgenommene derart „wirres Zeug“ (Staatsanwalt), dass die Beamten einen Psychiater hinzuziehen. Vom Gutachten des Mediziners hängt ab, ob gegen Bernd G. Haftbefehl wegen zweier vollendeter und eines versuchten Mordes beantragt wird – oder ob er in ein psychiatrisches Krankenhaus eingewiesen wird. Am Freitagabend stand diese Entscheidung noch aus.

Amokläufer ist Sportschütze

In Mittelfranken rätseln die Menschen währenddessen über das Motiv des Amokläufers, der Sportschütze ist und für beide Waffen Besitzkarten besitzt.

„Wir sind alle verstört, weil wir bisher ein friedliches 5000-Einwohner-Städtchen waren“, sagt der Bürgermeister von Leutershausen, Siegfried Hess, sichtlich angeschlagen. „Diese Tat wirft uns total aus der Bahn. Alles, was uns bleibt, ist, den Hinterbliebenen unser Beileid auszudrücken.“

Während die Menschen in Leutershausen noch rätseln, was Bernd G. zum Mörder werden ließ, scheint man im nahen Bad Windsheim schon mehr zu wissen: Dort vermuten sie, dass Bernd G. aus Hass auf alte Menschen zum Killer wurde.

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Der 47-jährige Altenpfleger soll in Bad Windsheim in einer Rehabilitationsklinik gearbeitet haben. Im Umfeld der Einrichtung heißt es, ihm sei vor kurzem gekündigt worden, weil er einer Patientin den Arm verdreht hatte. Ein Informant zur AZ: „In der Tankstelle wollte er nur einen Zwischenstopp einlegen – und dann an seinem alten Arbeitsplatz mit dem Morden weitermachen.“

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