Kritik wegen Gedenkstele für Nazi-Funktionär

Pottenstein - Er war Scharführer bei der SA und Ortsgruppenleiter der NSDAP – der ehemalige Pottensteiner Bürgermeister Hans Dippold. Für die kleine Stadt in der Fränkischen Schweiz scheint das keine Rolle zu spielen. Dort will man Hans Dippold allein als ehrenvoller Bürger in Erinnerung behalten, der sich um Pottenstein verdient gemacht hat. Das bringt der Stadt jetzt viel Kritik ein.
Hans Dippold trat 1931 in die NSDAP ein und war während der Nazi-Zeit, aber auch von 1953 bis 1972 Bürgermeister des oberfränkischen Städtchens. Nach dem Ende seiner Amtszeit wurde er zum Ehrenbürger ernannt. Das alles passierte bereits Anfang der 70er-Jahre.
Lesen Sie hier: Streit um Stolpersteine geht in die nächste Runde
Jetzt wird dem ehemaligen Bürgermeister, der im Jahr 1975 verstarb, eine weitere Ehrung zuteil. Ihm und anderen Ehrenbürgern ist eine erst kürzlich auf dem Friedhof errichtete Stele gewidmet.
Entdeckt wurde die Ehrentafel von dem Journalisten Peter Engelbrecht, der einst ein Buch über den Fremdenverkehrsort in der Fränkischen Schweiz geschrieben hat. Es heißt „Touristenidylle und KZ-Grauen. Vergangenheitsbewältigung in Pottenstein“.
Die Stadt rechtfertigt sich für die Tafel auf dem Friedhof
Die Kommune hat sich für die Stele gerechtfertigt und sieht keinen Grund zur Aufregung. Die Spruchkammer zur Entnazifizierung habe Dippold als „Mitläufer“ eingestuft, teilte der heutige Pottensteiner Bürgermeister Stefan Frühbeißer (Freie Wähler) mit.
1972 habe ihn der damalige Stadtrat zum Ehrenbürger gemacht. „Solange nichts Gegenteiliges bekannt ist, müssen wir davon ausgehen, dass der Stadtrat im Jahr 1972 die Voraussetzungen gewissenhaft geprüft hat, zumal noch zahlreiche Zeitzeugen, darunter ehemalige Häftlinge des KZ-Außenlagers von Flossenbürg, in Pottenstein lebten“, sagte Frühbeißer.
Die Aberkennung einer Ehrenbürgerwürde sei nicht einfach so möglich. Es liege keine rechtliche Grundlage vor, um die Ehrenbürgerwürde für Hans Dippold infrage zu stellen, sagte Frühbeißer. „Allein die Mitgliedschaft in der NSDAP und das gleichzeitige damalige Amt als Bürgermeister reichen aus rechtsstaatlicher Sicht nicht aus, ihm aus heutiger Sicht das im Jahr 1972 verliehene Ehrenbürgerrecht zu versagen.“
Pottensteins NS-Vergangenheit - Sitz eines KZ-Außenlagers
Von Dezember 1942 bis März 1945 befand sich in der Stadt ein Außenlager des Konzentrationslagers Flossenbürg, in dem 746 Häftlinge untergebracht waren. Die meisten von ihnen stammten aus Polen oder waren sowjetische Gefangene. Sie mussten Zwangsarbeit für militärische Anlagen verrichten. Dazu gehörten unter anderem die Bauvorhaben der SS, die dort 1942 bis 1943 ein Ausbildungslager für etwa 600 Mitglieder der SS-Karstwehr unterhielt.