Kommunalwahl 2020: Sind Bürgermeister nur noch Watschenmänner?

München - Früher war es ein attraktives Amt, nach dem sich viele drängelten: Ein Bürgermeister war beliebt. Heute ist das anders. Respekt wird dem Orts- und Stadtoberhaupt nur noch begrenzt entgegengebracht. Dafür hat er zu seinen gewachsenen Aufgaben die des Watschenmanns hinzubekommen.
Bürgermeister? Die Kommunalwahl hat Kandidatenmangel
So jedenfalls erklärt man beim Bayerischen Gemeindetag die Tatsache, dass es im Vorfeld der Kommunalwahl am 15. März 2020 schwieriger geworden ist, Kandidaten für das Spitzenamt zu finden. Besonders unattraktiv ist der Job in den kleinsten der 2056 bayerischen Kommunen geworden. Dort, wo der Bürgermeisterposten ein echtes Ehrenamt ist, sieht sich der Amtsinhaber neben seinem Beruf den immer komplizierteren rechtlichen Anforderungen ausgesetzt. Da sind Fehler und Ärger programmiert.
Dazu kommt, dass die Bürger immer weniger bereit seien, getroffene Entscheidungen des Ortsoberhaupts oder des Gemeinderats zu akzeptieren, sondern ihr vermeintliches Recht mit Anwalt, Bürgerinitiative oder Bürgerbegehren durchsetzen, sagt Wilfried Schober, Sprecher des Gemeindetags. Auch bei persönlichen Anfeindungen und bei den in Sozialen Medien vorgetragenen Shitstorms beobachte man steigende Tendenz: "Das alles sorgt für Frust." Dass sich kein Kandidat für das Bürgermeisteramt findet, komme aber noch sehr selten vor. Meistens löse sich die Personalnot bis zum Wahltermin in Wohlgefallen auf, sagt Schober.
Kommunalwahl: Die Wahlbeteiligung sinkt
Auf Kosten der Auswahl geht die Entwicklung aber. So wie etwa in der Gemeinde Lenting bei Ingolstadt, die kürzlich gewählt hat. Amtsinhaber Christian Tauer (SPD) kandidierte zwar wieder, war aber unglücklich über fehlende Mitbewerber. Das führte zu einer geringen Wahlbeteiligung. Nur 32,20 Prozent der Bürger machten ein Kreuzerl.
Im mittelfränkischen Dinkelsbühl, immerhin eine Große Kreisstadt mit 11.500 Einwohnern, suchten SPD, Grüne und eine Gruppe von Bürgern per Zeitungsannonce nach einem Kandidaten, der gegen Amtsinhaber Christoph Hammer (CSU) antritt. Sie hatte Erfolg: Johannes Paus zieht in die Wahlauseinandersetzung.
Viele Bürgermeister treten nur einmal an
Eine ganze Reihe von Amtsinhabern kandidiert nicht mehr, obwohl sie am Wahltag die Altersgrenze von 66 Jahren noch nicht erreicht haben. Prominenteste Beispiele dafür sind die Oberbürgermeister von Nürnberg und Augsburg, Ulrich Maly (SPD) und Kurt Gribl (CSU).
Relativ junge Amtsinhaber verzichten unter anderem in Schwabach, Cham, Donauwörth und Dingolfing auf eine Wiederwahl. Überwiegend wird dies mit dem Wunsch begründet, vor dem Rentenalter noch mal was anderes machen zu wollen, so der Sprecher des Städtetags Achim Sing.
Dass man die Nase voll hat von der Anspruchshaltung der ständig unzufriedenen und nörgelnden Bürgerschaft, wird verständlicherweise als Begründung nicht angeführt, könnte aber da und dort durchaus eine Rolle spielen.
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