"Kommt einem Bombeneinschlag nahe": Tornado hinterlässt in Bayern Bild der Verwüstung
Neumarkt in der Oberpfalz - Es hat nur einige Sekunden gedauert, doch nun sind Häuser abgedeckt, Bäume entwurzelt und Autos zerstört. Ein heftiger Sturm hat am Donnerstagabend gegen 18.30 Uhr zwei Gemeinden in der Oberpfalz verwüstet. Das Polizeipräsidium Oberpfalz sprach am Freitagmorgen von einer "Windhose".
Tornado wütet in oberpfälzischer Gemeinde Berchting: "Kommt einem Bombeneinschlag nahe"
Das, was Christian Meissner – zweiter Bürgermeister von Berching (Kreis Neumarkt in der Oberpfalz) – gesehen hat "kommt einem Bombeneinschlag" nahe, wie er der AZ am Freitag sagt. In den beiden Ortsteilen Wackersberg und Holnstein sei es zu "massiven Sachschäden gekommen." In Wackersberg wurden Dächer abgedeckt, Kamine weggerissen, Hallen zerstört und Bäume entwurzelt. Holnstein sei etwas glimpflicher davon gekommen, doch auch hier seien zehn Häuser beschädigt und die Scheiben der Turnhalle zerschmettert worden.
Tobias Pertus, erster Kommandant der ansässigen Feuerwehr spricht auf Anfrage der AZ von insgesamt 30 beschädigten Gebäuden – darunter zehn Wohnhäuser. Personen seien nicht zu Schaden gekommen. Laut Meissner waren circa 300 Menschen aus dem ganzen Landkreis im Einsatz gewesen – darunter Feuerwehr, THW und Anwohner. "Ich war selbst vor Ort und die Rettungskette hat sehr gut funktioniert", sagt Meissner.
"Rüssel" ist 100 Meter durch Ort in Bayern gefegt: "Großes Glück, dass niemand verletzt wurde"
Auch in der Gemeinde Schirmitz (Landkreis Neustadt an der Waldnaab) hat ein Tornado gewütet. "Ich habe den Sturm beobachtet und eine Art Rüssel gesehen – wie man es so kennt aus einem Film." So beschreibt Bernhard Eckert, erster Kommandant der Feuerwehr Schirmitz, den Sturm auf Anfrage der AZ. Der "Rüssel" sei über einen Korridor von etwa 100 Metern durch den Ort gefegt. 20 Gebäude seien beschädigt worden. Hinzu kommen umgestürzte Bäume, die teilweise auch auf Autos gefallen seien.
"Wir hatten großes Glück, dass niemand verletzt wurde", sagt Ernst Lenk, Bürgermeister der Gemeinde, der AZ. Dachziegel seien durch die Luft geschleudert worden. Er selbst sei am Donnerstagabend in einem Nachbarort gewesen. Gegen 18.30 – kurz nach dem Tornado – sei er dann von dem ersten Anwohner angerufen worden. "Bei uns geht die Welt unter", habe dieser ihm gesagt. Der Apfelbaum im Garten des Gemeindebürgers sei durch den Sturm entwurzelt worden.
Schadenbeseitigung wird sich wohl lange hinziehen
Das Dach eines erst kürzlich zugezogenen Anwohners wurde laut Lenk durch den Sturm abgedeckt. Außerdem wurde eine große Eiche im Ort komplett entwurzelt und ist auf drei parkende Autos gestürzt. Der Einsatz der Feuerwehr und die Aufräumarbeiten haben bis 23 Uhr gedauert.
Am Freitag sind die Menschen in den betroffenen Gemeinden mit der Beseitigung der Schäden beschäftigt. "Die meisten haben sich frei genommen und machen ihre Häuser wieder fit", sagt Meissner. Bis Anfang nächster Woche erwarte er wieder etwas Normalität. Jedoch werde es wohl noch Monate dauern, bis die Schäden behoben werden können. Auch in Schirmitz war der Bauhof mit der Reinigung der Straßen beschäftigt und beschädigte Dächer wurden von örtlichen Firmen provisorisch abgedeckt.
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) konnte den Tornado bislang nicht bestätigen, hatte am Donnerstag jedoch noch mitgeteilt, dass ein kurzlebiger Tornado am Abend nicht ganz ausgeschlossen sei. Allerdings galt dieser Hinweis für Unterfranken. In Deutschland gibt es laut DWD pro Jahr einige Dutzend Tornados.