Klage gegen den Freistaat: Revolte am Skihang

Das bayerische Verbot für die Lift-Nutzung sorgt bei Betreiber Rudi Holzberger für Unverständnis. Nun will er dagegen vorgehen.
Leonie Fuchs |
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Rudi Holzberger vor seinem Skilift, der im Kreuzthal auf bayerischer Seite steht und nicht betrieben werden darf. Holzberger will nun gegen den Freistaat klagen.
Rudi Holzberger vor seinem Skilift, der im Kreuzthal auf bayerischer Seite steht und nicht betrieben werden darf. Holzberger will nun gegen den Freistaat klagen. © Felix Kästle/dpa

Kreuzthal - Schneebedeckte Hänge soweit das Auge reicht - die idealen Pistenbedingungen. Theoretisch. Der Skiliftbetreiber Rudi Holzberger vom Gohrersberg im Kreuzthal (Landkreis Oberallgäu) darf jedoch, im Gegensatz zu seinen Nachbarn in Baden-Württemberg, seinen Lift nicht öffnen.

Während also im angrenzenden Südwesten Lifte stundenweise an Familien vermietet werden, herrscht bei ihm Stillstand. Grund hierfür ist das wegen Corona geltende Liftverbot in Bayern. Dies sei "grundgesetzwidrig", sagt er der AZ. "Warum darf ganz Württemberg offen haben, nur ich armer Bayer nicht?"

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Von seinem Anwalt hat er ein Rechtsgutachten erstellen lassen, das zum Schluss kommt, dass man ihm den Liftbetrieb nicht verbieten dürfe. Auch ein Normalbetrieb könne problemlos unter Einhaltung der Corona-Hygienebestimmungen gewährleistet werden. Zufrieden wäre der 67-jährige Allgäuer jedoch schon, wenn das Familienmodell wie in Baden-Württemberg genehmigt würde, und fordert dies im Gutachten.

Rudi Holzberger: "Ein Schlepplift ist keine Gondel"

Die Idee: Einen abgetrennten Bereich der Piste stundenweise an Familien vermieten. Skifahrer könnten demnach auf der einen, Rodler auf der anderen Seite des Hanges fahren. Ein Kontakt zwischen den Familien komme nicht zustande, da immer nur ein Haushalt plus eine weitere Person fahren dürften.

Dieses Modell habe der Allgäuer bereits zuvor umgesetzt, der Landkreis Oberallgäu hatte das jedoch unterbunden. Das Gutachten habe der Liftbetreiber bereits an das Landratsamt Oberallgäu und an das Gesundheitsministerium in München geschickt, das bislang ein Verbot für Skilifte erteilt hat. "Ein Schlepplift ist keine Gondel", so Holzberger. Die Leute seien im Freien und die Abstände würden sowohl beim Schlepplift selbst, als auch beim Anstehen gewahrt.

Holzberger hofft "auf einen Funken Einsicht"

Ein Sprecher des Gesundheitsministeriums teilte am Dienstag mit, man hätte die Regierung von Schwaben als zuständige Aufsichtsbehörde gebeten, den Fall zu prüfen. Skilifte würden in Bayern als Seilbahnen gelten, deren Betrieb ist nach bayerischen Infektionsschutzmaßnahmen untersagt. Dies gelte auch für die Nutzung durch nur einen Hausstand. Touristische- oder Freizeitaktivitäten dürften derzeit gewerblich nicht angeboten werden. Bei Verstößen drohen Geldbußen bis zu 25.000 Euro.

"Ich will den Lift ab kommender Woche wieder für Familien öffnen", so Holzberger. Ein Bußgeld wolle er jedoch nicht riskieren. Erhalte er keine Erlaubnis, könne er folglich nicht öffnen. "Ich hoffe auf einen Funken Einsicht seitens der Regierung", sagt er. Durch das geltende Verbot habe er einen Umsatzverlust von 40.000 Euro erlitten. Das Hygiene-Konzept sei längst ausgereift, genau wie ein Nutzungsmodell.

Holzberger öffnet Toiletten und Kiosk "to go"

Jeden Tag präpariert Holzberger seine Pisten, um den Familien den Zugang in die Natur weiter zu ermöglichen. Skitourengeher, Schneeschuhwanderer und Schlittenfahrer seien täglich bei ihm im Kreuzthal unterwegs. Außerdem seien die Toiletten und ein Kiosk "to go" geöffnet. "Dafür verlange ich eine Parkgebühr von 10 Euro." Lediglich 1.000 Euro seien hierdurch eingenommen worden - "nicht mal ein Tropfen auf dem heißen Stein".

Das Vorgehen in Bayern kommt ihm willkürlich vor. 60 Anfragen von Familien für die Pistennutzung seien bereits eingegangen. "Wenn mir das Landratsamt das verbietet - das wäre der Gipfel des Schwachsinns". Es sei grotesk, dass sich Schlittenfahrer am Hang tummeln, aber Familien nicht Skifahren dürften.

"Ich habe den Eindruck, dass Söder, der ja nun der reine Populist ist, noch nicht begriffen hat, dass sich die Stimmung in der Bevölkerung dreht", sagt der Skiliftbetreiber. "Wenn er weiter den starken Mann mimen will, wird das ins Auge gehen". Auch ihm selbst habe das Landratsamt die Nutzung seines eigenen Skiliftes verboten. "Ich finde das traurig. Wo ist die bayerische Liberalität hin? Die ist wohl nach Württemberg ausgewandert."

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7 Kommentare
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  • Bongo am 27.01.2021 18:20 Uhr / Bewertung:

    In den anderen 15 Bundesländern gibt es keine Einschränkungen?
    Wer sollte bei den nächsten Wahlen profitieren, damit es Ihrer Meinung nach die Richtigen sind?

  • Der wahre tscharlie am 27.01.2021 17:07 Uhr / Bewertung:

    "Skilifte würden in Bayern als Seilbahnen gelten, deren Betrieb ist nach bayerischen Infektionsschutzmaßnahmen untersagt."

    D.h. also, Skilifte, bei denen man auf nem Stangerl sitzt, werden also genauso behandelt wie geschlossenen Gondeln. Nur weil sie alle an einem Seil hängen?
    Man machts ich in Bayern die Arbeit schon sehr leicht. Pauschal alles verbieten, statt differenziert betrachten.
    Es wird das gemacht, was die bayr. Staatsregierung anschafft. Basta. Ironie aus.

    Ich habe heute Laschets Rede im Landtag in NRW gesehen. In NRW gilt eine Maskenpflicht. Aber es besteht keine Verpflichtung zu FFP2 Masken. Man kann auch OP-Masken tragen (Schutz bei 92%) Bei FFP2 95%.

  • loewenhund am 27.01.2021 13:06 Uhr / Bewertung:

    da sieht man wieder wie engstirnig und gedankenlos unsere beamten sind die hocken ja fest auf ihren sesseln und was die anderen brauchen um zu überleben ist ihnen nicht wichtig - so ein milift ist sicher ein riesen corona Hotspot und ein großes risiko für die ganze menschheit

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