Kinder und Jugendliche aus der Ukraine: Vom Krieg in den Unterricht
München - Bayerns Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) ahnte schon am Dienstag, dass mit dem Krieg in der Ukraine neue Belastungen auf die Schullandschaft hierzulande zukommen würden. Man werde mit den vorhandenen Kapazitäten nicht auskommen, sagte der Minister und bereitete die Eltern auf eine Anhebung der Klassenstärken vor.
Für die Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV), Simone Fleischmann, geht es schon wieder in eine ganz falsche Richtung. Im Falle der Kinder aus der Ukraine müssten die "klassischen Muster" bei der Integration verlassen werden, sagte Fleischmann der AZ.
Es gehe nicht darum, den ukrainischen Kindern Deutsch einzutrichtern, um sie benoten zu können. Vielmehr müssten "geschützte Räume" geschaffen werden, um den Ängsten und Gefühlen der Ankömmlinge gerecht zu werden. Jetzt schon "Task Forces" einzusetzen, die darüber nachdenken, wie man diese Kindern so schnell wie möglich in den deutschsprachigen Unterricht integrieren könne, sei völlig verfehlt. Man müsse ja auch davon ausgehen, dass diese Kinder wieder nach Hause wollten.
Zu wenige Lehrer: Ein System am Rande der Belastungsgrenze
Bei der SPD im bayerischen Landtag allerdings ist diese Botschaft nicht so richtig angekommen. "Die Kinder und Jugendlichen müssen die Möglichkeit bekommen, schnell Deutsch zu lernen", erklärte deren bildungspolitische Sprecherin Simone Strohmayr am Freitag in München. Dazu seien Clearingstellen notwendig, die "schnell" Leistungsstandserhebungen und eine Bildungsberatung anbieten können.
Einig sind sich der BLLV, die Landtags-SPD und die Gewerkschaft Bildung und Wissenschaft darin, dass die neuen Herausforderungen auf ein System stoßen, das ohnehin am Rande seiner Belastungsgrenze operiert. Ja, sagt BLLV-Präsidentin Fleischmann, es gebe sicherlich das richtige Personal, um traumatisierte Kinder zu empfangen. Allerdings seien die bereits komplett eingespannt: "Es gibt keine Puffer mehr."