Junge (4) aus Bayern schwer an Krebs erkrankt – nun geht den Eltern das Geld aus

Der Bub aus Oberbayern muss eine Chemo und Bestrahlung aushalten. Seine Eltern sind beide selbstständig und können aktuell nicht arbeiten.
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Der kleine Erik aus dem Landkreis Landsbeg am Lech.
Der kleine Erik aus dem Landkreis Landsbeg am Lech. © privat

Pflaumdorf - Wo nimmt Thorsten Hildebrecht (47) nur diese Kraft her? Der zweifache Vater aus dem Landkreis Landsberg am Lech spricht mit fester Stimme, obwohl die Worte so erdrückend wie Felsbrocken sind: Tumor, Chemo, Bestrahlung. All das macht nicht irgendwer durch, sondern sein kleiner Sohn Erik. Und für diesen will er stark sein.

Der Bub ist erst vier Jahre alt, als die Eltern Thorsten und Kristin (40) merken, dass etwas nicht stimmt. "Der Augapfel ist nach vorne getreten", erzählt der Vater der AZ. Bis zu zwei Zentimeter weiter als auf der gesunden Seite. "Dann hat er alles doppelt gesehen."

Zig Untersuchungen von Ultraschall bis Biopsie offenbaren: Ein bösartiger Tumor, zwischenzeitlich fast so groß wie ein Golfball, wuchert hinter Eriks rechtem Augapfel. "Die Diagnose schmeißt einen aus den Wolken", sagt der Vater aus Pflaumdorf ganz ehrlich. Warum wächst so ein Tumor? Warum bei seinem Kind? Fragen, die Hildebrecht pragmatisch beantwortet: "Sowas passiert einfach. Es sind einfach falsch gepolte Zellen."

Bub aus Bayern schwer an Krebs erkrankt: Vater und Sohn rasieren sich gemeinsam den Kopf

Die genaue Diagnose lautet embryonales Rhabdomyosarkom. Das Universitätsklinikum Münster etwa schreibt auf seiner Internetseite, dies sei "ein bösartiger Tumor, der vom Muskelgewebe ausgeht", es sei "der häufigste Weichteiltumor im Kindesalter". "Grundsätzlich können Rhabdomyosarkome überall dort vorkommen, wo Muskulatur ist". Die Deutsche Krebsgesellschaft beruft sich im vergangenen Jahr auf eine Studie zu der Tumorform, speziell an der Augenhöhle: "Wenn im Kindesalter ein Rhabdomyosarkom, also ein bösartiger Tumor der Skelettmuskulatur, in der Augenhöhle auftritt, ist die Prognose in vielen Fällen gut. Selbst wenn der Tumor wiederkehrt, können lange Überlebenszeiten erreicht werden", so lautet demnach das Ergebnis einer Studie mit 218 Patienten.

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So viel zur Theorie, bei Familie Hildebrecht ist die Krankheit jetzt Realität. Krankenhaus statt Kindergarten. Natürlich habe man immer wieder Heulattacken, so der Vater, aber irgendwann müsse man sich damit arrangieren, mit positiver Einstellung meistern, was unausweichlich ist. Nicht zuletzt für den kleinen Patienten, der etwa sofort spüre, wenn die Eltern nervös seien, so Hildebrecht.

Über Weihnachten also: die erste Chemo. Von den Medikamenten werde Erik schlecht, erzählt der Vater. Die blonden Haare beginnen auszufallen. Doch die Familie hält zusammen: Vater und Sohn rasieren sich gemeinsam den Kopf. Ein Partner-Look, der eins aussagt: Wir stehen das gemeinsam durch.

Vater Thorsten Hildebrecht mit Sohn Erik.
Vater Thorsten Hildebrecht mit Sohn Erik. © privat

Einmal bricht dem Vater im Gespräch dann doch die Stimme weg, als die AZ ihn fragt, ob er seinen Sohn beschreiben könne. Wie er ist, was er gern mag. Da fließen Tränen. "Wahnsinnig lebensfroh, immer gut drauf", haucht der Vater, so sei sein Sohn. An diesem Tag sind sie gerade in Essen. Dort ist ein seltenes und spezialisiertes Protonen-Bestrahlungszentrum, erklärt der Vater die weite Fahrt. Vor-Untersuchung.

Auf der Internetseite des Westdeutschen Protonentherapiezentrums (WPE) an der Universitätsmedizin Essen heißt es zu dieser Strahlentherapie: "Sie ist überaus präzise, da sich die Protonen millimetergenau auf das erkrankte Gewebe ausrichten lassen." Dadurch könne sie geringere Nebenwirkungen haben. Und: "Sie sorgt für eine effiziente Tumorbehandlung, da umliegendes gesundes Gewebe bestmöglich geschont wird."

Anfang April werde mit der Bestrahlung begonnen, die Chemo werde bis Ende des Jahres parallel durchgeführt. Diese habe grundsätzlich gut angeschlagen, der Tumor sei mittlerweile auf die Größe einer Murmel geschrumpft. So veranschaulicht es Hildebrecht.

Familie Hildebrecht.
Familie Hildebrecht. © privat

Familie aus Landsberg kämpft für ihren Sohn: "Die Bereitschaft zu helfen, ist der Wahnsinn"

Zu den Sorgen um Eriks Gesundheit kommen auch solche über finanzielle Engpässe. Seine Eltern sind beide selbstständig. Der Vater ist Monteur, normal viel international unterwegs. Eriks Mutter hat als medizinische Masseurin eine eigene Praxis. An einen normalen Arbeitsalltag ist aktuell nicht zu denken – mit der Konsequenz, dass kein Geld reinkommt. Bei keinem von beiden. Entweder sind sie im Krankenhaus oder daheim bei den Söhnen Erik und Arne (3). Erik darf wegen seines geschwächten Immunsystems nicht in den Kindergarten, selbst wenn er gerade nicht im Krankenhaus ist. Deswegen hat Hildebrecht aus der Not heraus einen Spendenaufruf gestartet. Damit die Familie ihren Lebensunterhalt weiterhin bestreiten kann, die Rücklagen haben sie längst angepackt.

Durch den Aufruf um Unterstützung sei schon ein fünfstelliger Betrag zusammengekommen, sagt der Vater. Und das wiederum ist ein Lichtblick in den dunklen Zeiten: "Die Bereitschaft zu helfen, ist der Wahnsinn." Er hat das Gefühl: "Wenn es hart auf hart kommt, hält man doch zusammen."


So können Sie der Familie helfen

Wer der Familie aus Oberbayern helfen möchte, kann dies über Paypal erik.spenden@gmx.de oder über dieses Konto tun:
Thorsten Hildebrecht
Raiffeisenbank Pfaffenwinkel
IBAN: DE66 7016 9509 0101 3026 71
BIC: GENODEF1PEI

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3 Kommentare
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  • marty am 10.04.2024 16:40 Uhr / Bewertung:

    Der Staat lässt doch die Familie nicht im Regen stehen. Beantragen was zusteht.

  • MadridistaMUC am 07.04.2024 16:14 Uhr / Bewertung:

    Darum nur noch eine Krankenversicherung. Erst aus finanziellem Vorteilen in der Privaten, kommt aber was dazwischen ist man doch auf die Solidargemeinschaft angewiesen..Dann ist die Gesetzliche Kasse wieder gut genug. Bürgergeld beantragen und der Bub ist gesetzlich krankenversichert und bekommt seine Behandlung. Alles Gute dem Bub und dir Eltern sollten besser planen und vorsorgen. Ein Kind ist Verantwortung.

  • Himbeergselchts am 07.04.2024 14:41 Uhr / Bewertung:

    Für solche Notlagen sind Sozialleistungen entwickelt worden. Bürgergeld beantragen.
    Und alle besten Wünsche für die Familie.

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