Jäger tötet zwei Menschen und sich selbst

Vermutlich aus Eifersucht erschießt ein Mann in Bayreuth seine Ex, deren Vater und sich selbst. Der neue Freund der Frau überlebt schwer verletzt.
von  Ralph Hub
Bei einem Eifersuchtsdrama in Bayreuth starben insgesamt drei Menschen, eine Person ist schwer verletzt. Der Täter erschoss seine Ex-Freundin, ihren Vater und dann sich selbst.
Bei einem Eifersuchtsdrama in Bayreuth starben insgesamt drei Menschen, eine Person ist schwer verletzt. Der Täter erschoss seine Ex-Freundin, ihren Vater und dann sich selbst. © dpa

Vermutlich aus Eifersucht erschießt ein Mann in Bayreuth seine Ex, deren Vater und sich selbst. Der neue Freund der Frau überlebt schwer verletzt.

Bayreuth - Schüsse schrecken die Anwohner im Bayreuther Stadtteil Sankt Johannis am Sonntagabend gegen 21.30 Uhr auf. „Ich dachte an ein Feuerwerk“, erzählt eine Nachbarin. Acht Mal kracht es, dann herrscht gespenstische Stille in der schicken Siedlung am Waldsteinring.

Ein Nachbar geht raus, um nach dem Rechten zu sehen. Er geht zu einer Parkbucht in der Nähe des Spielplatzes. Plötzlich steht er in der Dunkelheit vor zwei Toten. Am Boden liegt Katja M., eine 33-Jährige aus der Nachbarschaft, und direkt neben ihr ein Mann. Laut Zeuge ist er leicht bekleidet, trägt am Oberkörper nur ein T-Shirt. Auf den Pflastersteinen schimmert Blut im Licht einer Straßenlaterne.

Am Ende der Parkbucht liegt eine dritte Leiche auf der Straße. Ebenfalls ein Mann, auch er ist erschossen worden. Bei den Männern handelt es sich um Wolfgang M., einen 65-jährigen Angestellten und Vater der jungen Frau, und deren Ex-Freund, Tobias F. (41).

Minuten später treffen die ersten Polizeistreifen ein. Die Beamten beginnen sofort damit, den Tatort zu sichern.

Der Täter hat in blindem Hass wild um sich geschossen

Etwas abseits zwischen geparkten Autos finden die Polizisten ein weiteres Opfer, Matthias D. (32). Auch er ist angeschossen worden, er blutet aus einer Wunde am Kopf. Ein Notarzt bringt ihn ins Krankenhaus, wo er noch in der Nacht operiert wird. Der 32-Jährige ist nicht lebensgefährlich verletzt. Die Polizei kann ihn am Montag bereits befragen.

Schnell wird den Ermittlern klar, dass sie es mit einem blutigen Eifersuchtsdrama zu tun haben. Tobias F. ist demnach der Täter. Der 41-jährige Handwerker ist in seiner Freizeit Jäger im Landkreis Bayreuth. Geschossen hat er mit einer tschechischen Pistole vom Typ Ceska. Als Jäger darf er legal Waffen besitzen. „Auch für die Pistole hatte der Mann einen Waffenschein“, sagt Polizeisprecher Jürgen Stadter. Bei der Polizei ist Tobias F. zuvor nie aufgefallen. Er stammt aus dem Landkreis Bayreuth und gilt als völlig unbeschriebenes Blatt.

Er richtet ein Blutbad an, weil ihn seine Freundin verlassen hat

Schrittweise versucht die Kripo, die Tat zu rekonstruieren. Demnach ist Tobias F. am Sonntag mit seinem Kombi in den Waldsteinring gefahren. Er will mit Katja M. reden. Eine letzte klärende Aussprache, mit der er offenbar hofft, die 33-Jährige zurückzugewinnen. „Sie hatte sich erst vor zwei Wochen von ihm getrennt“, berichten Bekannte.

Die 33-Jährige geht vors Haus ihrer Eltern. Es kommt zum Streit. Plötzlich zieht der 41-Jährige eine Pistole und schießt in blinder Wut um sich. Eine Kugel trifft Katja M. Auch ihr Vater Wolfgang, der ihr zu Hilfe kommen will, wird von einer Kugel tödlich getroffen. Tobias F. schießt weiter um sich. Einige der Projektile treffen geparkte Autos.

Auch Katjas neuen Freund Matthias D. nimmt der Schütze ins Visier. Die Kugel trifft den 32-Jährigen am Kopf. Schwer verletzt schleppt sich der Mann weiter, bis er zusammenbricht. Anschließend richtet der Jäger die Waffe gegen sich selbst und drückt ab. Der 41-Jährige ist auf der Stelle tot.

Überlebende des blutigen Dramas ist die Mutter von Katja M. Sie hatte sich nicht aus dem Haus gewagt, als Tobias F. auftauchte und der Streit begann. Das hat der Frau vermutlich das Leben gerettet. Sie hat einen schweren Schock erlitten und wird noch immer von Psychologen des Kriseninterventionsteams betreut. Die ganze Nacht arbeiten die Experten der Spurensicherung. Kurz vor 4.30 Uhr werden die Toten von Mitarbeitern eines Bestattungsunternehmens abtransportiert. Erst im Morgengrauen rücken die restlichen Ermittler ab.

Zurück bleiben Anwohner im Schockzustand. Nachbarn, Freunde – sie alle sind wie gelähmt. In Sankt Johannis ist seit Sonntagabend nichts mehr so, wie es einmal war. „Man muss das jetzt erst alles einmal erfassen“, sagt einer der Nachbarn. Seit 40 Jahren lebt er in der Siedlung. „Hier kennt jeder jeden, und man hilft sich gegenseitig“, sagt eine Frau, der der Horror der Nacht noch deutlich anzusehen ist. Nie hätte sie gedacht, dass es hier jemals zu so einer Tragödie kommt.

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