Initiativen fordern separate Wohnungen für Flüchtlingsfrauen

In Sammelunterkünften soll es immer wieder zu sexuellen Gewalttaten gegen alleinstehende Frauen kommen. Die Lösung sehen Flüchtlingsinitiativen in Wohnungen speziell für diese Frauen.
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Auch in der Bayernkaserne in München gab es bereits Vergewaltigungsvorwürfe.
dpa Auch in der Bayernkaserne in München gab es bereits Vergewaltigungsvorwürfe.

Nürnberg - Sexuelle Übergriffe, Züchtigungen und verbale Gewalt gegenüber Frauen sind nach Überzeugung zahlreicher bayerischer Flüchtlingsinitiativen in Sammelunterkünften an der Tagesordnung. In einem am Freitag in Nürnberg veröffentlichten Offenen Brief fordern die 20 Unterzeichner von Sozialministerin Emilia Müller (CSU) die Schaffung separater Wohnungen für alleinstehende und alleinerziehende Flüchtlingsfrauen.

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In den gemischten Sammelunterkünften lägen die nicht verschließbaren Zimmer von Frauen und Männern aber auch die Waschräume direkt nebeneinander, Übergriffe seien daher programmiert. "Die Frauen gehen kaputt, sie werden depressiv, wenn sie es nicht sowieso schon sind", sagte Elisabeth Schwemmer vom Internationalen Frauencafé Nürnberg. Die Einrichtung hilft seit acht Jahren weiblichen Flüchtlingen in Fällen von sexueller Gewalt und hat den offenen Brief initiiert. "Alleinerziehende Frauen werden in den Einrichtungen als Schlampen abgestempelt oder als Huren beschimpft", berichtete Schwemmer.

Eine Sprecherin des Sozialministeriums sagte dazu: "Wir dulden keine Gewalt gegen Asylbewerber in Bayern". Es gebe auch "null Toleranz" gegen Übergriffe innerhalb der Einrichtungen. Konkrete Hinweise würden an die Strafverfolgungsbehörden weitergegeben.

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Im April hatte es Anschuldigungen wegen sexueller Gewalt gegen Flüchtlingsfrauen in der Bayernkaserne gegeben. Polizei, Staatsanwaltschaft und sogar Flüchtlingshelfer bestritten damals aber die Vorwürfe in der größten Münchner Flüchtlingsunterkunft. "Die Ermittlungen ergaben keinerlei Anhaltspunkte, die Vorwürfe kamen immer über mehrere Ecken", betonte die Sprecherin des Sozialministeriums. Der Offene Brief enthalte nun wieder nur pauschale Vorwürfe, ohne konkrete Hinweise zu geben.

"Viele trauen sich gegenüber der Polizei nicht auszusagen, weil sie mit Nachteilen für ihr Asylverfahren rechnen", erläuterte Elif Sahin Kobista vom Frauencafé. Die 37-Jährige kam Mitte der 1990er-Jahre selbst als Flüchtling nach Deutschland. "Auch damals gab es schon Übergriffe in den Unterkünften, ich habe es am eigenen Leib erlebt." Verbessert habe sich bis heute nichts. Es sei ein bundesweites Problem.

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Bei der Vorstellung des Offenen Briefs berichteten mehrere Flüchtlinge über ihre Erlebnisse in den Unterkünften: "In meiner Sammelunterkunft bin ich die einzige alleinstehende Frau. Es klopfen immer wieder Männer an meine Tür und wollen etwas von mir", schilderte eine junge Iranerin. "Es ist nicht mehr erträglich." Obwohl sie eine andere Unterkunft in einem Studentenwohnheim gefunden habe, sei ihr die Genehmigung für den Umzug nicht erteilt worden. "Man sagte zu mir als Begründung, ich solle mich hier nicht zu wohlfühlen." Eine Tschetschenin sagte, als alleinerziehende Mutter sei man ohne eigenen Mann in den Sammelunterkünften schutzlos. Hilfe dürfe man von den Behörden nicht erwarten.

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