Reichertshofen: Anschlag aus Hass?

Schon wieder hat es in Bayern in einem Gebäude für Flüchtlinge gebrannt. Es liegt nahe, dass Fremdenfeindlichkeit dahintersteckt.
Verena Lehner |
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Brandanschlag auf ein Asylbewerberheim in Reichertshofen - Bilder vom Tatort.
dpa 2 Brandanschlag auf ein Asylbewerberheim in Reichertshofen - Bilder vom Tatort.
Brandanschlag auf ein Asylbewerberheim in Reichertshofen - Bilder vom Tatort.
dpa 2 Brandanschlag auf ein Asylbewerberheim in Reichertshofen - Bilder vom Tatort.

Reichertshofen - Verkohlte Trümmer, Scherben und Aschereste liegen am Donnerstag auf dem Vorplatz des leerstehenden Gasthofes in Reichertshofen (Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm). In einer Mauer klafft ein riesiges schwarzes Loch. 67 neue Flüchtlinge sollen in diesem Gebäude bald eine neue Bleibe bekommen. Jetzt haben es Unbekannte in Brand gesteckt – vermutlich aus purem Fremdenhass.

Am Tag nach dem Anschlag hält sich die Polizei noch bedeckt. „Ein fremdenfeindlicher Hintergrund ist nicht auszuschließen“, sagte aber Polizeisprecher Hans-Peter Kammerer. Die unbekannten Täter legten am frühen Morgen an zwei Eingängen des Gebäudekomplexes Feuer. Schmierereien sind laut Polizei nicht gefunden worden.

Von den mutmaßlichen Brandstiftern fehlt noch jede Spur, eine Sonderkommission wurde gegründet. Außerdem wurden Spezialisten des Bayerischen Landeskriminalamtes in München in die Ermittlungen eingebunden, ein Brandspürhund war vor Ort.

Etwa um 2.50 Uhr in der Nacht hatte ein Nachbar die Einsatzkräfte alarmiert, weil er das Feuer in dem leerstehenden Gasthaus in Reichertshofen entdeckt hatte. Die Ermittler stellten dann fest, dass am Haupteingang des Gasthofes und auch am Nebengebäude der Brand gelegt wurde.

Ein Signal an die Täter: Die Flüchtlinge sollen trotzdem kommen

Die Feuerwehr konnte die Flammen schnell unter Kontrolle bringen. Der Diskotheken-Gastraum des früheren Landgasthofs brannte völlig aus, der Sachschaden beträgt mindestens 150 000 Euro. Das angrenzende Wohnhaus, in dem vom 1. September an Flüchtlinge untergebracht werden sollten, wurde weniger stark beschädigt.

67 Asylbewerber sollten in der geplanten Unterkunft eine Bleibe finden – und das gilt nach Angaben von Landrat Martin Wolf (CSU) auch weiterhin. „Das soll ein Signal an die Täter sein.“ Spuren des Brandes sollen bis dahin vollständig beseitigt sein. Wenn es länger dauert, werde sich der Einzugstermin verschieben. Im Hauptgebäude gebe es nur Rauch- und Rußschäden, die leicht zu beseitigen seien.

Im Ort hat es hitzige Diskussionen um die Asylunterkunft gegeben

Hillenbrand betonte, die ehrenamtliche Arbeit mit Flüchtlingen müsse weitergehen. „Sie ist wichtiger denn je.“ Der Bürgermeister von Reichertshofen, Michael Franken, hofft, „dass ein Ruck durch den Ort geht nach dem Motto: Jetzt erst recht“.

Dort hatte es vor einigen Monaten noch hitzige Diskussionen über die Unterkunft gegeben. „Es gab Proteste aufgrund des geplanten Umfanges einer Unterbringung“, so ein Polizeisprecher. So sollte der Gasthof ursprünglich rund 130 Plätze bieten. Dagegen protestierten Bewohner mit Plakaten und Bannern mit der Aufschrift „130 Asylbewerber sind zu viel“. Auch gab es Demonstrationen vor dem Rathaus. Nach vielen Gesprächen mit der Regierung von Oberbayern, dem Landratsamt und den Bürgern einigte man sich schließlich auf 67 Plätze. „Zu diesen Plätzen stehe ich auch“, sagte Bürgermeister Michael Franken. Er ist Vorsitzender der Jungen Wähler Union, einer eigenständigen, unabhängigen politischen Gruppierung in der Marktgemeinde Reichertshofen.

Vor gut einem halben Jahr hat es in Vorra gebrannt

Vor etwas mehr als einem halben Jahr hatten im mittelfränkischen Vorra zwei geplante Flüchtlingsunterkünfte gebrannt. Die Ermittler suchen inzwischen nicht nur mit dem Phantombild eines Mannes, der am Brandort gesehen wurde, nach dem Täter. Anhaltspunkt für die Ermittlungen ist auch ein spezieller Grillanzünder, der bei der Tat verwendet wurde. Die Anzündwürfel eines Essener Herstellers (Firma Boomex) der Marke „Flash“ und der Duftnote Lavendel seien die erste konkrete Spur der Ermittler. Für Hinweise auf die Ergreifung der Täter ist eine Belohnung von 20 000 Euro ausgesetzt, davon 15 000 Euro von privater Seite.

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