Lob von Aiwanger: Dieses Brauhaus in Bayern ist Vorbild für die Energiewende
Riedenburg – Maximilian Krieger (44) führt nicht irgendeinen Betrieb in die Zukunft. Sondern das Brauhaus seiner Familie. Es besteht seit 1756, er ist die achte Generation. Die Richtung in Riedenburg ist dabei längst klar: Möglichst nachhaltig will die Brauerei aus dem Landkreis Kelheim sein – und es immer weiter werden.
Schon seit 1994 ist das Riedenburger Brauhaus zu 100 Prozent eine Bio-Brauerei. Geschäftsführer Maximilian Krieger sagt im AZ-Gespräch: "Für uns als ökologischer Betrieb ist es wichtig, dass wir unseren Fußabdruck reduzieren und uns so nachhaltig wie möglich aufstellen. Das Ziel ist, dass wir die fossilen Brennstoffe komplett ersetzen."
"Nachhaltigkeit ist sehr vielfältig"
Eine Brauerei mit Zukunft, eine Brauerei der Zukunft. Wie schaut sie aus? "Nachhaltigkeit ist sehr vielfältig. Bei uns geht es schon auf dem Feld los", so der 44-Jährige. Der Bio-Betrieb setzt demnach bei seinen Rohstoffen auf eine Liefergemeinschaft von 30 Bio-Landwirten. Sie belieferten die Brauerei direkt. "Dadurch reduzieren wir den Weg, den das Getreide zurücklegen muss, massiv."

Durch die ökologische Landwirtschaft schrumpfe auch der CO2-Fußabdruck der Rohstoffe.
Das wäre die Seite der Zutaten fürs Bier. Aber auch am Gebäude und am Energieverbrauch lässt sich schrauben. Die Brauerei aus dem Altmühltal baut deswegen aktuell neu. Bis Ende des Jahres soll die neue Halle mit 900 Quadratmetern fertig sein.
Umweltfreundlicher Beton – die Vorteile
Verwendet wird dafür umweltfreundlicher Beton. Aus diesem Grund: "Beton verursacht vor allem durch die Zementherstellung viel CO2", erklärt Krieger. Beim Max-Bögl-Umweltbeton werde der Zementanteil durch Ersatzstoffe um bis zu 70 Prozent reduziert. Das senke die CO2-Emissionen bei Tragkonstruktion und Bodenplatte um rund 45 Prozent.

Anfangs hätten sie auch mit dem Gedanken gespielt, mit Holz zu bauen. Diese Pläne wurden jedoch verworfen. Denn der Alltag in einer Brauerei bedeutet viel Feuchte, viel Wasserdampf, Chemikalien zum Reinigen, Kohlensäure in der Luft – "all das greift Holz an".
Eine Brauerei braucht viel Strom und viel Wärme
Von der Baustelle zum Energieverbrauch. "Eine Brauerei ist ein Betrieb, der sehr viel Strom und noch viel mehr Wärmeenergie benötigt", sagt Krieger.
Wie viel Energie beim Bierbrauen benötigt wird, lässt sich dem Spezialisten Peter Zacharias vom Bayerischen Brauerbund zufolge nicht so pauschal sagen. Jede Brauerei ist anders, die Produkte ebenso. Seine Einschätzung: Strom brauche man zwischen zehn und zwölf Kilowattstunden pro 100 Liter Bier, Wärme zwischen 25 und 45 Kilowattstunden pro 100 Liter Bier.
Beim Strom haben die Kriegers schon umgestellt: "Wir verwenden nur erneuerbaren Strom, den wir zum Großteil über unsere eigenen PV-Dachflächen generieren."

Bei der Wärmeenergie, die man etwa fürs Brauen und Kochen des Bieres braucht, aber auch für die Reinigung der Flaschen, werde bisher Gas eingesetzt. "Es gibt noch sehr wenige Lösungen, die mit Erneuerbaren Energien funktionieren. Vor allem auch, weil man relativ viel Wärme gleichzeitig benötigt beziehungsweise sehr kurzfristig", so Krieger.
Zusammen mit ihrem Anlagenhersteller tüftelten sie an einer innovativen Lösung. "Das Konzept wird bei uns zum ersten Mal umgesetzt, das gibt es bisher nicht."
"Noch kein Energiekonzept von der Stange"
Vom Bayerischen Wirtschaftsministerium gibt es dafür eine Förderung von rund einer Million Euro. "Das ist sehr gut, aber auch tatsächlich notwendig, damit wir es umsetzen können, weil es noch kein Energiekonzept von der Stange ist."
Die Riedenburger Energie-Neuausrichtung sieht zusammengefasst drei Säulen vor. Erstens: die Rückgewinnung von Wärme. Die Abwärme, die in der Brauerei anfalle, soll über Wärmetauscher und -pumpen wieder als Energie gespeichert werden. "Dadurch reduzieren wir den Primär-Energiebedarf massiv", so Krieger.
Die zweite Säule: "Wir stellen, wo es möglich ist, von Dampf auf Heißwasser um." Denn auch Dampf benötige viel Energie. Krieger sagt: "Bei vielen Prozessen reicht heißes Wasser mit 95 Grad aus."
Als drittes Element will man den Dampf, den man auch zukünftig etwa fürs Kochen von Bier brauchen wird, über erneuerbaren Strom gewinnen, und nicht über Öl, Gas oder Holz. Mithilfe von Vakuumverdampfung. Damit werde heißes Wasser verdampft und der entstehende Dampf komprimiert.
Aiwanger: "Das Riedenburger Brauhaus macht es vor"
Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) machte sich erst im Februar selbst ein Bild vor Ort in Niederbayern. Er sagte: "Die Energiewende funktioniert nur mit klugen Ideen und neuen Technologien. Das Riedenburger Brauhaus macht es vor."

Ab nächstem Jahr solle der CO2-Ausstoß dort von derzeit 120 Kilo pro 1000 Liter Bier auf null reduziert werden, teilte sein Ministerium zum Termin mit. Aiwanger: "Es freut mich, dass eine mittelständische Brauerei mit Entdeckergeist und frischen Ideen vorangeht und die enormen Einsparpotenziale ausnutzt. So könnte sie ein Vorbild für viele weitere Brauereien in Bayern und darüber hinaus werden, die sich fragen, wie es weitergehen soll."
Der Freistaat fördert das Energiekonzept im Rahmen des Bayerischen Energieforschungsprogramms. Den Gesamtpreis für den Neubau möchte Krieger nicht nennen.
Auch der Brauerbund lobt das Vorhaben
Auch für den Bayerischen Brauerbund hat das Riedenburger Vorhaben "Modellcharakter" und ist "in der Tat eine Besonderheit". Das teilt Hauptgeschäftsführer Lothar Ebbertz der AZ auf Nachfrage mit. Es gebe einzelne Versuche, die Bierproduktion klimaneutral auszugestalten (Ebbertz nennt hier die Karmeliten Brauerei in Straubing). Die breite Masse der bayerischen Brauereien belasse es bislang jedoch bei Energieeinsparungskonzepten.

Der Hauptgeschäftsführer des Brauerbundes fasst zusammen: "Der seitens des Riedenburger Brauhauses verfolgte, ganzheitliche Ansatz, der bis zur ausschließlichen Biobier-Produktion reicht, ist in dieser Form bislang in der Tat einzigartig und Maßstäbe setzend."
Ändert sich der Geschmack des Bieres? Und der Preis?
Am Bier(geschmack) werde sich für Kunden übrigens nichts ändern, sagt Braumeister Krieger. "Wir ersetzen nach 50 Jahren unsere Sud-Anlagen durch moderne Technik. Wir werden das Verfahren so einstellen, dass die Bierqualität schmeckt wie zuvor auch."
Und auch am Bier-Preis soll nicht (nach oben) geschraubt werden. "Der Bierpreis wird sich durch das Vorhaben nicht ändern." Kriegers Rechnung: "Wir werden sehr viel Energie einsparen: im Brau-Bereich 90 Prozent der Energie, im Gesamtbetrieb wird es ungefähr ein Drittel sein."
Gerade steigende Energiekosten sind es aber, die es der Branche aktuell schwer machen. Die Riedenburger steuern mit ihrer Nachhaltigkeits-Strategie dagegen. Krieger sagt abschließend: "Für uns ist es eine große Herausforderung. Wir sind aber schon immer ein innovativer Betrieb gewesen. Wenn wir hier ein Beispiel sein können, dann sind wir darauf schon stolz."