Hotel-Neubau am Schliersee steht an – so reagieren die Einwohner auf die neuen Pläne

Im Mai entscheiden die Bürger über die Zukunft des Schlierseer Hofs. Wie ist die Stimmung im Ort? Klar ist: Das Interesse am neuen Hotel ist groß. Und viele sind dafür.
Natascha Probst |
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So könnte der neue Außenbereich des Schlierseer Hofs aussehen. Viel Grün ist geplant, bestehende Bäume sollen erhalten bleiben. Walter de Alwis versichert, dass das schön werde. "Ich liebe Gärten."
So könnte der neue Außenbereich des Schlierseer Hofs aussehen. Viel Grün ist geplant, bestehende Bäume sollen erhalten bleiben. Walter de Alwis versichert, dass das schön werde. "Ich liebe Gärten." © Kirchmayr Planung

Schliersee - Walter de Alwis hat an diesem Abend Redeverbot, auferlegt von seinem Sohn Marcel. Bei der Infoveranstaltung zum Neubau ihres Schlierseer Hofs am Donnerstag im Panoramasaal soll er eigentlich nur die Gäste begrüßen ("aber bitte nicht alle, hat mein Sohn gesagt"). Doch Walter de Alwis spricht einfach zu gerne mit den Leuten: "Schauen Sie, da hinten steht Wasser, Cola, nehmen Sie sich. Gleich kommen noch Flammkuchen", sagt er ins Mikrofon. Die Getränke hat er extra kaltgestellt, damit die Stimmung nicht so hochkoche. Und die Heizung sei vorsorglich auch aus.

Infoveranstaltung zum Hotel-Neubau in Schliersee: Es kamen viel mehr Menschen als angekündigt

Heiß wird es im Saal dann trotzdem, aber nur, weil so viele Schlierseer gekommen sind. Mit 50, 60 hätte er gerechnet, sagt Walter de Alwis. Mindestens 150 Leute sind dann aber da. Zehn Minuten vor Beginn gibt es kaum noch freie Plätze. Hinten auf der Fensterbank sitzen die Leute eng aneinandergepresst. Manche müssen zwei Stunden stehen – und das obwohl Walter de Alwis, wie es scheint, noch alle Stühle herbeiholt, die er im Hotel gerade auftreiben kann.

Marcel de Alwis präsentiert die Pläne.
Marcel de Alwis präsentiert die Pläne. © Natascha Probst

Am 5. Mai stimmen die Schlierseer bei einem Bürgerentscheid über die Zukunft des Hotels ab. Marcel de Alwis macht an diesem Abend deutlich, wie wichtig ihm sein Projekt ist. Er wolle gar niemanden umstimmen, sagt er. Er verstehe ja, dass jemand, der seit 50 Jahren hier wohnt, kein anderes Ortsbild mehr wolle. Das respektiere er.

Schlierseer Hof: Ein 75-Jähriger ist Befürworter des Neubaus

Tatsächlich ist aber nicht jeder, der seit 50 Jahren am Schliersee wohnt, gegen das Projekt: Rainer Gulder lebt seit 75 Jahren hier – und damit sein ganzes Leben. "Ich bin Befürworter des Projekts", sagt er. Die Gebäudehöhe sei in den Plänen eh schon zwei Mal verringert worden und der Gemeinderat hätte auch schon das  "Ja" gegeben. Deswegen verstehe er die Diskussion nun gar nicht. Er will nicht ein weiteres Haus im Ort, das leersteht. Man soll sich doch nur mal das Hotel "Zur Post" anschauen – seit Jahren nicht in Betrieb.

Mehrmals wird Marcel de Alwis während seiner Präsentation unterbrochen. Von den Gästen, als er die Bilder vom Wellnessbereich zeigt, der auch für sie zugänglich sein wird ("bravo", "schee" und "scho toll") und von seinem Vater, der verspricht, dass auch die Seite an der Straße schön grün bepflanzt werde: "Ich liebe Gärten."

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Auch andere Unternehmer unterstützen das Hotel

Wenn man sich mit den anwesenden Bürgern unterhält, hat man den Eindruck, dass die meisten hier für das Hotel sind – klar wird das auch bei der Gesprächsrunde. Interessierte Fragen werden gestellt, einer will wissen, wie weit der Abstand zur Straße sein wird, andere, wie die Fassade aussehe. Nur eine negative Wortmeldung gibt es: Ein Mann stürmt von ganz hinten nach vorne, um seinen Ärger über die Zerstörung des Ortsbilds kundzutun. Dafür wird er ausgebuht.

Anna Niedermüller vom Hotel Alte Wurzhütte sitzt in der ersten Reihe. Sie unterstützt den Neubau – genauso wie Matthias Gerken vom Ratskeller. Sie alle erhoffen sich vom neuen Schlierseer Hof eine Wiederbelebung des Ortes – in dem, wie oft an diesem Abend beklagt wird, mittlerweile sehr viel leerstehe. Wichtig ist ihnen, dass Schliersee auch ihren Kindern eine Zukunft biete. Und dafür brauche der Tourismusort wieder mehr Gäste. Die Zahl der vermieteten Hotelbetten sinke in Schliersee immer weiter, sagt Marcel de Alwis. "Bayerischzell holt uns schon ein."

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Wer gestalterische Ideen für das Hotel hat, sei jederzeit bei ihm willkommen, sagt der 25-Jährige. "Wir können über alles reden." Nur über die Größe nicht, denn weniger als 116 Zimmer würden sich nicht lohnen. Das bestätigt auch sein Planer.

Walter de Alwis begrüßt noch einen besonderen Gast

Ein Bauherr ist noch nicht bestimmt, aber da will die Hoteliersfamilie auf regionale Handwerker setzen. Er wolle ja dann mal schnell bei dem anrufen können, wenn was nicht geht, sagt Walter de Alwis. Das könne er ja nicht bei einem machen, der in Düsseldorf sitzt.

Noch einen besonderen Gast begrüßt Walter de Alwis trotz Redeverbots: Alexander von Schoeler, Sprecher der Bürgerinitiative gegen den Neubau. Es sei schön, dass er gekommen ist. "Herr Schoeler, ich würde mich freuen, wenn Sie nach der Präsentation auch für uns stimmen."

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  • Striznaz am 26.02.2024 09:30 Uhr / Bewertung:

    "Neu = schlecht" .. das behauptet keiner! Jeder in Schliersee ist für den Neubau. Die Frage ist nur wie. Mal abgesehen von der Höhe (an die man sich zur Not gewöhnen könnte), aber wer soll einen Zimmerpreis von 300Euro die Nacht zahlen? Da sind wir schon im Nobelbereich vom Tegernsee.. Das geht inhaltlich völlig am Ort vorbei. Ein Stern wäre immer noch top und mehr der Seele Schliersee entsprechend.

  • DerMünchner am 26.02.2024 14:36 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Striznaz

    Ach komm schon. Das sind halt die "offiziellen Hotelpreis" auf der eigenen Website. Bei booking.com gibts die dann - wie fast überall - deutlich günstiger.

  • dakaiser am 26.02.2024 08:35 Uhr / Bewertung:

    Solche Quertreiber und Wichtigtuer gibt's leider überall. Nicht nur am Schliersee oder Tegernsee.
    Auch eine Geisel unserer Zeit.

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