Hotel Mama, gemieteter Lamborghini: LKA schnappt Falschgeld-Bubis

München/Landhut - Drei haushaltsübliche Tintenstrahldrucker mit Scanner, ein paar Chemikalien, spezielles Papier und mehrere tausend vermutlich in China hergestellte Aufkleber mit Hologramm – damit wollten zwei junge Männer aus Niederbayern das ganze große Geld machen.
Die 21 und 23 Jahre alten Männer, die noch zu Hause bei ihren Eltern wohnten, mieteten südlich von Landshut eine Garage und richteten sich dort eine Geldfälscher-Werkstatt ein. Zwei Monate lang produzierte das Duo dort 50-Euro-Geldscheine und verschickte die Falsifikate per Post an Abnehmer im In- und Ausland.
Auf dem Land schaut man aber noch ein bisschen genauer hin – das legte den beiden Fälschern schließlich das Handwerk. Den Nachbarn kam es seltsam vor, was die beiden Männer in der Garage trieben. Sie schleppten Kartons hinein und gelbe Abfallsäcke mit Papierresten wieder heraus. Dazwischen hielten sie sich stundenlang in der Garage auf.
Lamborghini als Statussymbol
Ein Auto parkten sie nie darin. Dafür stand eines Tages ein quietschgelber Lamborghini Huracán davor. Der nach einem Kampfstier benannte, 610 PS starke Supersportwagen kostet neu mehr als 200 000 Euro. Die beiden jungen Garagenarbeiter lebten offensichtlich auf großem Fuße.
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Dass der Rennwagen nur gemietet war (499 Euro pro Tag) wussten die besorgten Nachbarn nicht. Sie meldeten ihre Beobachtungen der Polizei.
Die kann sich nun über einen Ermittlungserfolg erster Güte freuen: „Zum ersten Mal in Bayern ist es gelungen, eine komplett eingerichtete Falschgeldwerkstatt auszuheben“, sagte Erster Kriminalhauptkommissar Helmut Schäfer gestern. Er leitet das Sachgebiet Falschgeld im Bayerischen Landeskriminalamt (LKA).
Nur zwei Monate aktiv - Abnehmer in ganz Europa
Am 24. Februar nahm die Polizei die beiden Fälscher fest. Der 21-Jährige war in der Vergangenheit bereits mit Eigentums- und Vermögensdelikten aufgefallen. So hatte er nach AZ-Informationen Kundenaccounts bei Zalando geknackt und auf Rechnung der Account-Inhaber eingekauft. Auch der zweite Verdächtige war schon wegen kleiner Delikte aktenkundig. Beide sind arbeitslos.
Bei der Durchsuchungsaktion in der Garage fanden die Polizisten 60 fertige 50-Euro-Falschnoten mit derselben Seriennummer. „Die Qualität war schlecht: kein scharfer Druck, keine originalgetreuen Farben. Die hätten sich schon ein wenig mehr Mühe geben können“, sagt Chef-Falschgeldjäger Schäfer. Doch auf eine Top-Qualität kam es offenbar nicht so an, die Landshuter fanden trotzdem viele Abnehmer.
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In der Garage entdeckten die Beamten Einlieferungsbelege, die den Post-Versand an 200 Abnehmer dokumentieren. Demnach wurden die Falsifikate sowohl in Deutschland verkauft, als auch nach Österreich, Holland und in die Schweiz. Die LKA-Ermittler gehen davon aus, dass Blüten mit einem aufgedruckten Wert von mindestens 50 000 Euro weiterverkauft wurden.
Bezahlt wurde in Bitcoin
Ihre Abnehmer fanden die Fälscher im „Darknet“. Gezahlt wurde mit der digitalen Währung Bitcoin. Pro Blüte verlangten die Landshuter den Spottpreis von knapp 10 Euro. „Sollten die Täter nur jeweils fünf Scheine pro Bestellung verschickt haben, verdienten sie 10 000 Euro. Doch es waren auch Postsendungen mit höherer Stückzahl dabei.
Im Raum Landshut sind bislang keine falschen Fuchzger aufgetaucht, dafür in Kiel und Umgebung. Oberstaatsanwältin Hildegard Bäumler-Hösl: „Auch die Abnehmer der gefälschten Scheine müssen mit einer Mindeststrafe von einem Jahr rechnen.“
Vermutlich werden einige nun ihre Blüten made in Bayern vernichten, wenn sie erfahren, dass die Fälscherwerkstatt ausgehoben wurde. Doch das sehen die Ermittler gelassen. Schäfer: „Je weniger Falschgeld in Umlauf ist, umso besser.“
Die beiden Fälscher sitzen nun in Stadelheim und Landshut in Untersuchungshaft. Ihnen drohen mindestens zwei Jahre Gefängnis.