Handy-Test für Schüler in Bayern: Sollen Handys in der Schule auch privat erlaubt sein?
München - Mit Beginn des neuen Schuljahrs testen Schulen im Freistaat Regeln zur privaten Handynutzung. An dem Projekt beteiligen sich 135 weiterführende Schulen aus den sieben bayerischen Bezirken, wie das Kultusministerium in München mitteilte. Sie können Regeln für die private Handynutzung in der Schule aufstellen - beispielsweise zeitlich, räumlich oder auch altersspezifisch differenziert. Unter wissenschaftlicher Begleitung sollen so Möglichkeiten ausgelotet werden, "um neben der pädagogischen Nutzung von Handys im Unterricht auch dem Wunsch nach einem privaten Gebrauch von Smartphones im Schulalltag zu entsprechen", sagte Kultusminister Bernd Sibler (CSU).
Bisher sind im Freistaat Handys nur zu Unterrichtszwecken erlaubt. Eine private Nutzung ist dem Ministerium nach bisher nur in Ausnahmefällen gestattet. Der Schulversuch ist auf zwei Jahre angelegt und wird durch das Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung (ISB) begleitet.
Bei der Frage, inwiefern Schüler das Handy auch privat nutzen dürfen, gehen die Meinungen auseinander. In Deutschland ist es meist nur untersagt, das Smartphone während des Unterrichts zu verwenden. Eine einheitliche Regelung gibt es allerdings nicht, denn die Schulen fallen - anders als im zentralistisch organisierten Frankreich - in die Zuständigkeit der 16 Bundesländer. Und selbst die Ländern regeln solche Fragen nicht immer zentral per Gesetz, sondern überlassen das den einzelnen Schulen und den dort gültigen Hausordnungen.
Privater Handy-Gebrauch an Schulen deutschlandweit nicht einheitlich
Kritiker sagen: Angesichts der rasanten technischen Entwicklung werden sich die Uhren auch in Bayern kaum zurückdrehen lassen. Der saarländische Bildungsminister Ulrich Commerçon (SPD) zum Beispiel hält übertrieben strenge Vorschriften für unrealistisch. "Digitalisierung und die Verwendung mobiler Endgeräte wird nicht vor den Schultoren Halt machen."
Einig sind sich die meisten Bildungspolitiker, der Bundeselternrat und der Verband Bildung und Erziehung (VBE) darin, dass Handys keine Störungen im Unterricht verursachen dürften und die Schüler auch nicht vom Lehrstoff ablenken sollten.
Doch ganz von den Schulen verbannt werden sollen die Mobiltelefone demnach eben auch nicht. Die Schulen seien technisch noch nicht gut genug ausgerüstet, um ganz auf Mobiltelefone zu verzichten, sagt Elternrats-Chef Stephan Wassmuth. Der VBE-Vorsitzende Udo Beckmann bemängelt ebenfalls die größtenteils "steinzeitliche Ausstattung". Daher müssten Lehrer auf die Mittel zurückgreifen, die Schüler mitbrächten.
Strenges Handy-Verbot wie in Frankreich stößt auf Ablehunung
Ein flächendeckendes, strenges Handyverbot wie in Frankreich stößt bei den Bildungsministern der Bundesländerweitgehend auf Ablehnung. "Ich bin der Überzeugung, dass die Schulen selbst entscheiden sollten, ob es ein partielles oder ein generelles Verbot im eigenen Haus geben soll", sagte der Präsident der Kultusministerkonferenz (KMK), Thüringens Ressortchef Helmut Holter (Linke), am Dienstag in Erfurt.
Die meisten seiner Amtskollegen sehen das ähnlich - unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit. Hamburgs SPD-Bildungssenator Ties Rabe hält das Vorgehen der Franzosen für "Quatsch", und Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien (CDU) betont: "So eine zentralstaatliche Vorgabe ist uns fremd." Auch Lehrer und Eltern wollen das Mobiltelefon nicht komplett aus den deutschen Schulen verbannen - zumindest nicht, solange die technische Ausstattung vielerorts von gestern ist.
Das französische Parlament hatte am Montag ein sehr weitgehendes Handyverbot für Schulen beschlossen. Das neue Gesetz verbietet grundsätzlich die Nutzung von Mobiltelefonen in allen Vor- und Grundschulen sowie in der Sekundarstufe I.