Gymnasium in Bayern: Das soll sich laut SPD ändern

Nach langer Diskussion ist die Rückkehr zum Abitur nach neun Jahren in Bayern eine ausgemachte Sache. Doch wie soll das konkret aussehen, im Lehrplan, im Alltag von Schülern und Lehrern? Die SPD sieht die Zeit für gänzlich neue Wege gekommen.
von  Marco Hadem, dpa
Die SPD will vor allem, dass die Schüler in Gymnasium besser aufs Berufsleben vorbereitet werden.
Die SPD will vor allem, dass die Schüler in Gymnasium besser aufs Berufsleben vorbereitet werden. © Armin Weigel/dpa

München - Trotz Rückkehr zum Abitur nach neun Jahren fürchtet die SPD um die Zukunftsfähigkeit der Gymnasien. "Das Lernen auf dem Gymnasium muss von Grund auf auf den Prüfstand. Viele Lerninhalte und die Art und Weise der Wissenvermittlung sind nicht mehr zeitgemäß und gehen an der Lebenswirklichkeit vorbei", sagte Martin Güll, Bildungsexperte der Fraktion und Vorsitzender des Kultusausschusses, am Dienstag in München.

Die CSU denke bei der Abkehr vom Abitur nach acht Jahren bislang nur an die technische Umgestaltung. Die Umstellung biete dem Gymnasium aber jetzt eine Chance, fit für die kommenden 20 Jahre zu werden. "Das erfordert Mut, und Veränderung tut manchmal weh. Aber wir müssen uns am wissenschaftlichen Fortschritt orientieren." Am Donnerstag will der Kultusausschuss über das Antragspaket von Güll beraten, die SPD-Forderungen sollen dann, so die Hoffnung, von der Staatsregierung aufgegriffen werden. Die SPD-Forderungen im Überblick:

Mehr Berufsorientierung

In der Mittel- und Oberstufe des Gymnasiums sollen fixe Berufsvorbereitungsmodule, etwa in Form von Praktika, verankert werden. Die Schüler würden aktuell viel zu wenig darüber informiert, welche Chancen etwa eine Ausbildung biete. Deshalb gebe es unter den Gymnasiasten ein enormes Potenzial für die Nachfrage der heimischen Industrie und Gewerbebetriebe nach Auszubildenden.

Mehr gebundenen Ganztag

Aktuell gebe es kaum pädagogisch sinnvolle Ganztagsangebote an Gymnasien. Die SPD fordert daher neue Konzepte für mehr Sport und Bewegung, mehr Förderung und zusätzliche Projekte im Bereich der kulturellen Bildung.

Vernetzte Schulfächer

Die Aneinanderreihung einzelner Fächer im 45-Minuten-Takt soll es nicht mehr geben. Stattdessen sollen Kontingentstundentafeln (Schulen legen selbst fest, wann mit wie vielen Stunden ein Fach belegt wird) eingeführt werden. Dazu müssen alle Inhalte des Lehrplans zeitlich miteinander vernetzt werden.

Selbstgesteuertes Lernen

Pro Schultag sollen 90 Minuten vorgesehen werden, in denen die Schüler Zeit für selbstgesteuertes Lernen und Projektarbeit haben. Dadurch soll eine nachhaltigere Bildung möglich sein, die über das kurzzeitige Aneignen von Wissen hinausgeht.

Mehr digitale Lernformen

In allen Jahrgangsstufen soll es neben informatorischer Grundbildung als Unterrichtsfach digitale Lernformen geben. In allen fachlichen Kontexten sollen dann digitale Kompetenzen geübt und vertieft werden.

Fächerkanon

Ab der 8. Klasse soll das Fach Sozialkunde mehr demokratische Kenntnisse vermitteln. Den Fächern Biologie, Chemie und Geografie soll zudem für ein umfassendes Grundverständnis in allen Jahrgangsstufen mehr Zeit gegeben werden.

"Das muss man ja nicht morgen alles umsetzen, aber man braucht ein Ziel für die Schule im 21. Jahrhundert", betonte Güll. Um eine Überforderung von Lehrern und Schülern zu verhindern, müssten die Pädagogen bei zumutbaren Veränderung "mitgenommen werden". Für die Schüler müsse das Motto gelten: "seien wir mal mutig". Dies bedeute auch, dass bei der Schwerpunktbildung bewusst Themen wegfallen.


Laut einer Studie sinkt das Bildungsniveau von Grundschülern. In welchen Fächern die Kleinen weniger wissen, lesen Sie hier.

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