Grüne wollen mehr Frauen im Landtag: Macht statt Blumen

Die Grünen wollen die Verfassung ändern, so dass der Landtag künftig je zur Hälfte von Frauen und Männern besetzt wird. Wie das gehen soll und warum die CSU dabei keine gute Figur abgibt.
Heidi Geyer |
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Markus Söder überreicht in der bayerischen Staatskanzlei den Kabinettsmitgliedern Ulrike Scharf (v.l.), Melanie Huml, Anna Stolz, Judith Gerlach und Michaela Kaniber zum Valentinstag Blumensträuße.
Markus Söder überreicht in der bayerischen Staatskanzlei den Kabinettsmitgliedern Ulrike Scharf (v.l.), Melanie Huml, Anna Stolz, Judith Gerlach und Michaela Kaniber zum Valentinstag Blumensträuße. © Peter Kneffel/dpa

München - In Bayern sagen die Männer, wo's langgeht. Zumindest im Landtag. Dort sind aktuell nur 27 Prozent der gewählten Abgeordneten Frauen. Im Kabinett schaut es nicht besser aus: Hier sind fünf von 18 Mitgliedern Frauen. Die Grünen in Bayern wollen, dass sich das ändert, und haben am Freitag dazu einen Gesetzesentwurf vorgestellt. "Ich bin sicher, dass wir damit den sechs Millionen Frauen in Bayern Rechnung tragen", sagt Bayerns Grünen-Chefin Eva Lettenbauer dazu.

Zusammenfassung von je zwei Stimmkreisen mit einem Stimmkreis-Duo an der Spitze 

Erreicht werden soll die Geschlechter-Parität, indem jeweils zwei Stimmkreise zu einem zusammengefasst werden. Aus diesen dann deutlich größeren Stimmkreisen soll je ein Stimmkreis-Duo direkt in den Landtag gewählt werden. Dieses Duo soll generell mit einer Frau und einem Mann besetzt werden.

Zwei Erststimmen

Die Wähler sollen künftig nicht nur eine, sondern zwei Erststimmen haben. Dadurch wäre ihnen auch möglich, dass die zwei Kandidaten unterschiedlichen Parteien zugehören.

Die Listenmandate sollen dann abwechselnd nach Geschlecht verteilt werden. Heikel: Es kann so also der Fall eintreten, dass eine Person, obwohl sie eigentlich mehr Zweitstimmen bekommen hat, aufgrund des Faktors Geschlecht kein Mandat gewinnt. Abgesehen vom Landtag soll auch das Kabinett paritätisch besetzt werden.

CSU gewinnt die meisten Direktmandate

Aktuell liefert die CSU den Grünen die bestmögliche Angriffsfläche. Denn die hat wahrlich ein Frauenproblem (AZ berichtete): Nach aktuellen Stand sind nur 18 von 91 Stimmkreiskandidaten der CSU Frauen. Lediglich drei Stimmkreiskandidaturen sind noch offen.

Der Hebel ist jedoch bei den Christsozialen am größten. Schließlich hat die CSU 85 von 91 Stimmkreisen gewonnen, während die anderen Parteien im Regelfall über die Zweitstimmen-Listen in den Landtag ziehen.

CSU-Fraktionschef Kreuzer: "Sache der Delegierten in jeweiligen Stimmkreisen"

Zwar beklagte auch CSU-Fraktionschef Thomas Kreuzer im Gespräch mit der AZ, dass es zu wenig Frauen in der Parteienlandschaft gebe.

Allerdings könne dies nicht von oben entschieden werden, sondern sei Sache der Delegierten in den jeweiligen Stimmkreisen. "Und, um es klar zu sagen: Dem Delegierten im Ost-Allgäu ist nicht wichtig, ob es eine Frau oder ein Mann wird, sondern der beste Kandidat oder die beste Kandidatin", sagte Kreuzer.

Umkehrschluss: Frauen sind weniger kompetent und leistungsbereit

Das Argument, dass Leistung statt Geschlecht das ausschlaggebende Kriterium sein sollte, hört man nicht nur in der Politik, sondern auch in der Wirtschaft. Im Umkehrschluss hieße das: Frauen sind weniger kompetent und leistungsbereit als Männer, wenn man sich die Besetzung von Spitzenpositionen anschaut.

Macht bei Frauen: negativ konnotiert

Eine Hypothese, an der man zweifeln darf. Zumal es massenhaft Forschung zu diesem Thema gibt: Etwa, dass Macht bei Frauen negativ konnotiert ist. Kurz gesagt ist demnach die ehrgeizige Frau eine Zicke, ein ehrgeiziger Mann gilt jedoch eher als schneidiger Karrieretyp.

Ein Forschungsergebnis ist aber beispielsweise auch, dass Äußerlichkeiten bei Frauen in Machtpositionen viel stärker bewertet werden als bei Männern. Man denke nur an die ewige Debatte um die Haare von Hillary Clinton. Sie bereiste 112 Länder als Außenministerin. "Und es geht immer noch um meine Haare."

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Die neue Zuteilungsregelung sei "ohne Frage verfassungskonform" und würde jeder Überprüfung standhalten, sagte die Professorin und Wahlrechtsexpertin Silke Laskowski, die ein Gutachten dazu erstellt hatte.

Die SPD und die FDP in Bayern haben indes bereits angekündigt, dass sie ihre Listen paritätisch besetzen.

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7 Kommentare
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  • Der wahre tscharlie am 18.02.2023 18:33 Uhr / Bewertung:

    "Kurz gesagt ist demnach die ehrgeizige Frau eine Zicke, ein ehrgeiziger Mann gilt jedoch eher als schneidiger Karrieretyp."

    Genau so ist es.

  • Bongo am 18.02.2023 08:38 Uhr / Bewertung:

    Überlassen wir es doch einfach den bayer. Wählern/innen. Die wissen schon, ob sie lieber einen „schwarzen“ Mann oder eine „grüne“ Frau wählen.

  • meingottwalter am 18.02.2023 06:44 Uhr / Bewertung:

    Ausgesucht sollte endlich mal wieder nach Qualifikation werden. Egal ob Frau oder Mann.

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