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Großeinsatz auf der A9: Verdächtiger muss nach Verdacht auf versuchten Mord in Klinik

Ein junger Mann schläft in einem Reisebus, als er brutal von hinten attackiert wird - so stellen Ermittler den Beginn eines Großeinsatzes auf einer bayerischen Autobahn dar. Ermittelt wird wegen Mordversuchs, in U-Haft muss der Verdächtige aber nicht.
AZ/dpa |
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Auch eine Verhandlungsgruppe der Polizei war im Einsatz.
Auch eine Verhandlungsgruppe der Polizei war im Einsatz. © Vifogra/dpa/Ralph Goppelt

Hilpoltstein - Völlig unvermittelt soll ein 30-Jähriger in einem Reisebus auf der Autobahn 9 in Bayern einen jungen Mann angegriffen haben - nun wird wegen versuchten Mordes ermittelt. In Untersuchungshaft kam der Mann aber nicht: Es sei nicht auszuschließen, dass er sich in einem psychischen Ausnahmezustand befinde, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am Mittwoch mit.

Ein Ermittlungsrichter habe einen Unterbringungsbefehl erlassen, der Mann sei in eine entsprechende Fachklinik gekommen. Der Angriff hatte einen Großeinsatz der Polizei und eine Vollsperrung der A9 ausgelöst.

Polizei ging zunächst von einer "Bedrohungslage" aus

Der Mann soll am Dienstagabend in einem Reisebus einen vor ihm sitzenden 20-Jährigen unvermittelt angegriffen, ihn auf den Boden geschleudert und ihm mehrmals gegen den Kopf getreten haben. Der 20-Jährige kam ins Krankenhaus, wurde aber noch in der Nacht zum Mittwoch entlassen. Außerdem soll der mutmaßliche Täter einer 24-Jährigen ins Gesicht geschlagen haben. Er soll Todesdrohungen und weitere wirre Gedanken geäußert haben, teilte die Polizei mit.

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Der Vorfall hatte am Dienstagabend große Aufmerksamkeit ausgelöst: Die Polizei hatte zunächst von einer "Bedrohungslage" und einem möglicherweise bewaffneten Mann gesprochen, der noch mit einigen Personen in dem Reisebus sei. Nach stundenlangem Großeinsatz und einer Vollsperrung der Autobahn nahmen Spezialeinsatzkräfte der Polizei den Tatverdächtigen auf der A9 zwischen Hilpoltstein und Greding widerstandslos fest.

Verdachtsmomente bestätigen sich nicht

Eine Geiselnahme habe zu keinem Zeitpunkt vorgelegen, sagte ein Polizeisprecher am Mittwoch. Auch der Verdacht, dass der Mann eine Waffe bei sich getragen habe, habe sich nicht bewahrheitet. Man habe die Lage am Dienstagabend von außen nicht sofort klären können, erklärte der Sprecher am Mittwoch. Fahrgäste hätten von einer bedrohlichen Lage und auch einer Waffe gesprochen. Es gebe aber keine Anhaltspunkte dafür, dass der 30-Jährige die Busfahrer - die sich zuletzt noch mit ihm in dem Reisebus aufhielten - gewaltsam festgehalten habe. Die Fahrer hätten sich vielmehr freiwillig in dem Bus aufgehalten.

Eine Waffe hatte der Tatverdächtige wohl nicht bei sich, so die Polizei am Mittwoch.
Eine Waffe hatte der Tatverdächtige wohl nicht bei sich, so die Polizei am Mittwoch. © Vifogra/dpa/Ralph Goppelt

Ein psychiatrischer Sachverständiger sei am Mittwoch zu dem Schluss gekommen, dass eine verminderte Schuldfähigkeit nicht auszuschließen sei, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Schuldfähigkeit wäre aber Voraussetzung für einen Haftbefehl. Zur Tat äußerte sich der 30-Jährige nicht, das Motiv ist weiter unklar.

War es versuchter Totschlag oder versuchter Mord?

Die Staatsanwaltschaft hatte zunächst Haftantrag wegen versuchten Totschlags gestellt. Eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft sagte, der Ermittlungsrichter habe dann auf den Vorwurf des versuchten Mordes entschieden. Denn das 20-Jährige Opfer soll geschlafen haben, als es angegriffen wurde - das könnte das Mordmerkmal "Heimtücke" erfüllen.

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In dem Bus waren elf Fahrgäste und drei Busfahrer. Er war unterwegs in Richtung München und sollte laut Polizei weiter nach Serbien fahren. Nach serbischen Medienberichten handelt es sich um einen Linienbus des Unternehmens Lasta auf der Linie Dortmund-Belgrad. Diese Busse werden vor allem von ausländischen Arbeitskräften und deren Angehörigen genutzt. Laut Polizei wurden die Fahrgäste von Notfallseelsorgern betreut, ihnen sei eine Hotelübernachtung und ein Ersatzbus für die Weiterfahrt nach Belgrad organisiert worden.

Die A9 zwischen den Anschlussstellen Hilpoltstein und Greding war in beiden Fahrtrichtungen komplett gesperrt worden. Es bildeten sich Staus. Gegen 22.30 Uhr wurde die Strecke wieder freigegeben. Am späten Dienstagabend floss der Verkehr dann wieder. Auch die Bahnstrecke, die entlang der Autobahn verläuft, war zeitweise gesperrt.

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