Große Überraschung beim Landwirtschaftsministerium: Ein Metzger wird Minister

Nicht mehr "nur" Gerda Hasselfeldts Bruder: Alois Rainer (CSU) soll das Agrar-Ressort auf Bundesebene leiten. Wer der unbekannte Niederbayer ist und warum ausgerechnet er das Landwirtschaftsministerium künftig leiten soll.
Klaus Sterzenbach |
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Gerda Hasselfeldt ist die 15 Jahre ältere Schwester von Alois Rainer. Im Jahr 2017 besuchte die damalige CSU-Landesgruppenchefin im deutschen Bundestag mit ihrem Bruder (l.) das Technologie- und Förderzentrum (TFZ) in Straubing (rechts der damalige Leiter Bernhard Widmann).
Gerda Hasselfeldt ist die 15 Jahre ältere Schwester von Alois Rainer. Im Jahr 2017 besuchte die damalige CSU-Landesgruppenchefin im deutschen Bundestag mit ihrem Bruder (l.) das Technologie- und Förderzentrum (TFZ) in Straubing (rechts der damalige Leiter Bernhard Widmann). © Sven Hoppe/dpa

München – Man darf das sagen, ohne respektlos zu klingen: Dass der Straubinger Alois Rainer voraussichtlich neuer Bundeslandwirtschaftsminister wird, ist eine echte Überraschung.

Der 60-Jährige sitzt seit 2013 als jeweils direkt gewählter Abgeordneter für den Wahlkreis Straubing im Deutschen Bundestag, er ist also kein Unbekannter. Jenseits der bayerischen Landesgrenzen jedoch ist der CSU-Mann bislang wenig in Erscheinung getreten. Im Parlament dagegen hat sich Rainer längst verdient gemacht, etwa seit 2021 als Vorsitzender des wichtigen Finanzausschusses.

Bundeslandwirtschaftsminister: Höhepunkt für Rainers Karriere

Auch als haushaltspolitischer und als verkehrspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion spielte Rainer eine größere Rolle, er saß auch bereits im Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft.

Er soll neuer Bundeslandwirtschaftsminister werden: Alois Rainer.
Er soll neuer Bundeslandwirtschaftsminister werden: Alois Rainer. © Inga Haar

Dass Rainers Karriere nun mit einem Ministeramt ihren vorläufigen Höhepunkt finden soll, hat sich trotzdem nicht angedeutet. Ministerpräsident Markus Söder wollte eigentlich Günther Felßner, den Präsidenten des Bayerischen Bauernverbandes, nach Berlin schicken, doch der zog seine Kandidatur zurück, als Aktivisten seinen Hof besetzten und ein Fernsehmagazin gegen den Agrar-Lobbyisten protestierte.

Nachdem am Sonntag erste Gerüchte die Runde gemacht hatten, wurde es am Montag offiziell: Ministerpräsident Markus Söder präsentierte den "bodenständigen" Niederbayern als CSU-Minister in dem neuen Kabinett, das am 6. Mai in Berlin vereidigt werden soll.

Ist stolz aufs Berliner CSU-Team: Parteichef Markus Söder.
Ist stolz aufs Berliner CSU-Team: Parteichef Markus Söder. © Peter Kneffel/dpa

Neuer Landwirtschaftsminister: Ein Niederbayer und Metzger

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (jetzt zusätzlich für Heimat) war in der Geschichte der Bundesrepublik achtmal von der CSU besetzt – zu Rainers Vorgängern zählen Ignaz Kiechle, Horst Seehofer, Ilse Aigner und zuletzt Christian Schmidt.

Rainer ist im niederbayerischen Haibach auf einem Bauernhof mit Metzgerei und Gasthaus aufgewachsen und hat sich zum Metzger mit Meisterprüfung ausbilden lassen. Er sagt von sich selbst, dass er "nicht die klassische Karriere eines Politikers durchlaufen" habe, allerdings ist seine Familie schon fast eine politische Dynastie: Der Vater Alois saß als Abgeordneter im bayerischen Landtag und im Bundestag, seine 15 Jahre ältere Schwester Gerda Hasselfeldt war unter Helmut Kohl Bundesbauministerin und Bundesgesundheitsministerin.

Gerda Hasselfeldt, Präsidentin des Deutschen Roten Kreuzes, ist die Schwester vom neuen Landwirtschaftsminister Alois Rainer (CSU).
Gerda Hasselfeldt, Präsidentin des Deutschen Roten Kreuzes, ist die Schwester vom neuen Landwirtschaftsminister Alois Rainer (CSU). © Sven Hoppe (dpa)

"Der Vater, Franz Josef Strauß und die Gerda" – so benennt Rainer seine drei politischen Vorbilder. Der verheiratete Politiker ist römisch-katholisch und hat mit seiner Frau zwei erwachsene Kinder.

"Statt dem grünen, veganen Özdemir kommt jetzt der schwarze Metzger", sagte der kalauernde Söder in Anspielung auf dessen Werdegang. Alois Rainer passe einfach "perfekt", um die Anliegen von Bauern, Bürgermeistern, Handwerk und Gastronomie zu vertreten, so Söder weiter.

Neuer Bundesminister: Kein Provokateur – anders als Söder

Rainer selbst wird mit solchen Titulierungen wohl eher wenig anfangen können, seine Töne sind weniger provokant als die des Parteichefs. Der bodenständige und groß gewachsene Rainer ist in Auftreten und Rhetorik eher moderat, er hat sich in der bisweilen hemdsärmeligen CSU nicht als Provokateur hervorgetan.

Im Gespräch zeigt sich der Niederbayer weniger ideologisch als manche Parteikollegen, er vertritt zwar einen deutlich konservativen, aber doch pragmatischen Kurs. Als Schwerpunkte seiner künftigen Arbeit nannte Rainer am Montag vor allem "mehr Planungssicherheit und den Abbau von Bürokratie".

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Die Erwartungen an den künftigen Minister sind vielfältig: Markus Söder will zwar unumwunden möglichst viel für Bayern herausholen, ein Bundesminister muss jedoch die Interessen der ganzen Bevölkerung berücksichtigen. Dazu gehören neben den lautstarken Bauernvertretungen auch immer mehr Menschen, die eine ökologische Landwirtschaft und mehr Naturschutz für die Klimapolitik und den Artenschutz fordern.

Hier die Balance zu finden, wird eine der großen Herausforderungen für Alois Rainer. Hoffnungen haben sicher die bäuerlichen Betriebe, die im Vergleich zu den oft riesigen Agrarunternehmen in Nord- und Ostdeutschland eher klein sind, aber einen wichtigen Beitrag leisten.

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