Gesundheitsbericht: Gesunde Kinder, schlechtere Zähne
Die Kinder in Bayern sind gesund - bloß bei den Zähnen sieht es nicht ganz so gut aus. Die Zahngesundheit ist im wohlhabenden Freistaat abhängig von der sozialen Lage. Hauptschüler haben häufiger Karies als Gymnasiasten, ergab der Bayerische Kindergesundheitsbericht.
München - Bayern will die Zahngesundheit der Kinder und Jugendlichen verbessern. Statt bisher 46 000 Euro wolle die Staatsregierung dafür 200 000 Euro im Jahr ausgeben, sagte Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) am Mittwoch in München bei der Vorstellung des ersten Bayerischen Kindergesundheitsberichts. Danach haben Kinder in Bayern schlechtere Zähne als Altersgenossen im Bundesdurchschnitt. Huml will deshalb die Vorsorge in Schulen und Kindertagesstätten verbessern. Denn vor allem Kinder aus ärmeren Familien plagen sich häufiger mit Karies und fehlenden Zähnen.
Laut Kindergesundheitsbericht hatten 2009 62,3 Prozent der 12-Jährigen gesunde Zähne. Bundesweit waren es 69 Prozent. Besonders betroffen von Zahnproblemen waren Hauptschüler. 12-Jährige hatten im Durchschnitt 1,64 kariöse, fehlende oder gefüllte Zähne. Bei den Realschülern waren es 1,01 und bei den Gymnasiasten nur 0,62. Manfred Wildner vom Landesamt für Gesundheit und Ernährung führt dies auf zu wenig Prophylaxe etwa in Kindergärten oder in Förderschulen zurück. "Da ist noch Raum nach oben."
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Insgesamt ist Huml mit den Ergebnissen des Berichts zufrieden, der in etwa fünf Jahren aktualisiert werden soll: "Die Kinder in Bayern wachsen gut und gesund auf", erklärte die Ministerin. Als Beispiele nannte sie weniger Schulanfänger mit starkem Übergewicht verglichen mit anderen Bundesländern. So waren 2010/2011 im Freistaat 3,2 Prozent der Kinder adipös. In Bremen dagegen waren es 5,2 Prozent. Als Grund für die gute gesundheitliche Lage in Bayern nannte Huml die regelmäßige Teilnahme vieler Kinder an den Vorsorgeuntersuchungen. Um bei Problemen eher gegensteuern zu können, sollen zudem die Schuleingangsuntersuchungen früher stattfinden. Bislang werden die Kinder direkt vor Beginn der Grundschulzeit untersucht.
Allerdings gilt dies im wohlhabenden Bayern nicht für alle Familien. So haben Kinder aus sozial benachteiligten Verhältnissen schlechtere Zähne. Ähnlich ist es bei der Säuglingssterblichkeit. Bayernweit sterben von 1000 Neugeborenen in Bayern statistisch gesehen 2,7 Babys. Im Bundesdurchschnitt sind es 3,3 Prozent. In ausländischen Familien sterben dem Bericht zufolge etwa doppelt so viele Babys wie in deutschen Familien.
Huml führt die höhere Rate bei Migranten darauf zurück, dass die Familien die Angebote zur Vorsorge und Früherkennung von Krankheiten seltener nutzen und oft auch gar nicht wissen, dass es diese gibt. Abhelfen soll hier das Projekt MiMi - Mit Migranten für Migranten. Es soll weiter ausbaut werden. Migranten werden dabei zu Gesundheitslotsen ausgebildet und geben ihr Wissen an andere weiter. "Ich halte das für sehr wichtig, weil Menschen sich in ihrer Landessprache austauschen können", erklärte die Ministerin.
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Für den rund 90 Seiten dicken Bericht wurden viele Daten ausgewertet, etwa von der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns, dem Landesamt für Statistik oder dem Krebsregister Bayern. Mit der Vorstellung startet auch die Schwerpunktaktion "Ich.Mach.Mit" zur Kindergesundheit.
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