Gastro-Comeback in Bayern: Berühmte Burgschänke auf der Willibaldsburg sucht neuen Wirt

Rund vier Jahre ist auf der Willibaldsburg in Eichstätt gewerkelt und renoviert worden. Zu Pfingsten soll die Schänke wiedereröffnen. Dafür braucht es noch einen neuen Pächter. Was sich Bayerns Schlösserverwaltung wünscht.
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Aussicht durch das Mauerwerk der Willibaldsburg auf den Garten.
Aussicht durch das Mauerwerk der Willibaldsburg auf den Garten. © Christa Brand/Bayerische Schlösserverwaltung

Eichstätt - Burgfräulein? Burgwirtin! Oder freilich auch ein Wirt. In Eichstätt ist man derzeit auf der Suche nach einem neuen Pächter für die Gaststätte auf der Willibaldsburg. Die Geschichte dieser Hauptsehenswürdigkeit der Stadt im Altmühltal reicht bis zum Jahre 1355 zurück. Also ein Gastro-Standort mit Nostalgie-Faktor. Der vorherige Wirt hat aber nicht einfach das Handtuch geworfen. Es gab da eine Baustelle, im wahrsten Sinne des Wortes.

Die Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen, kurz Schlösserverwaltung, erklärt der AZ: "Die Willibaldsburg oberhalb der Stadt Eichstätt wird derzeit aufwändig saniert, um Infrastruktur, Besucherservice und barrierefreie Erschließung zu verbessern." Dadurch solle das "herausragende Zeugnis des süddeutschen Frühbarocks noch attraktiver und zukunftsfähiger" gemacht werden. Die Gesamtkosten der Baumaßnahme belaufen sich derzeit auf 26,57 Millionen Euro.

Wesentlicher Bestandteil ist dabei laut Sprecher Florian Schröter eben auch die Sanierung der Burgschänke im Schaumbergbau. Eine moderne Gastronomie soll daraus werden. Das funktioniert nicht bei vollem Betrieb: Die Gaststätte schloss mit Beginn der Baumaßnahme, der vorige Pachtvertrag wurde zum 31. Dezember 2019 beendet. Eine lange Durststrecke für Ausflügler und Besucher.

Willibaldsburg in Eichstätt: Es gibt 200 Plätze im Inneren und einen Biergarten

Bestenfalls ab Pfingsten 2024 – dieses Jahr am 19. und 20. Mai – sollen endlich wieder Bier, Schmankerl und mehr kredenzt werden. Noch ist kein neuer Pächter gefunden, so die Schlösserverwaltung. Es liefen Gespräche mit Interessenten. Mitverpachtet wird dem Gesuch der Schloss- und Gartenverwaltung Ansbach zufolge auch ein Biergarten. Die künftige Gaststätte hat laut Schlösserverwaltung im Erdgeschoss 80 Sitzplätze, der Festsaal im Obergeschoss 120.

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Weil die Baustelle aktuell noch läuft, gibt es noch keine Fotos von der Gaststätte im neuen Gewand für die Öffentlichkeit, heißt es auf Nachfrage der AZ. Gesucht wird der Ausschreibung nach eine Person "mit einem Gaststätten- und Betriebskonzept, das den Ansprüchen weiter Bevölkerungskreise (Touristen, Ausflügler, Ortsbürger) an einen zeitgemäßen Gastronomiebetrieb gerecht wird".

Die Schlösserverwaltung teilt der AZ weiter mit, dass Wert auf ein "familienfreundliches Angebot" gelegt werde. Die Gastronomie soll ganzjährig geführt werden und sich an die Gäste der Willibaldsburg, aber auch der Museen ausrichten. Sprich: "Die Öffnungszeiten der Gastronomie sollen sich daher an den Öffnungszeiten der Museen orientieren, es soll aber auch abends geöffnet sein."

Wiedereröffnung geplant: "Die Burgschänke ist top saniert worden"

Dass die Willibaldsburg Potenzial für Besucher und Touristen hat, berichtete Anfang 2023 schon Finanzminister Albert Füracker (CSU), als er über die Besucherzahlen der bayerischen Schlösser nach der Pandemie sprach: "Die Walhalla in Donaustauf, die Willibaldsburg in Eichstätt, die Burg Trausnitz in Landshut sowie das Alte Schloss Schleißheim und Schloss Lustheim waren besonders beliebt: 2022 konnte die Schlösserverwaltung dort sogar mehr Besucherinnen und Besucher als noch 2019 vor der Corona-Pandemie begrüßen", berichtete er. Der Schlösserverwaltung zufolge kamen im Jahr 2022 31.848 Menschen zur Willibaldsburg.

In Eichstätt freut man sich schon. Die Burgschänke ist von enormer Bedeutung, wie der touristische Sprecher der Stadt, Lars Bender, der AZ sagt: "Nur über die Burgschänke, sprich über Gastronomie, wird auf der Burg wieder richtig Leben einkehren." Natürlich ziehe die Burg auch ohne Bewirtung Besucher an. Doch welcher Gast würde dort nicht auch gerne etwas trinken oder essen? Er bezeichnet die Gaststätte als "unverzichtbar" und ist optimistisch, dass sich Interessenten finden: "Die Burgschänke ist top saniert worden."

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Der Burgbau in Oberbayern, der auch teils Burgschloss genannt wird, geht auf Bischof Berthold Burggraf von Zollern zurück. Der Fürstbischof von Eichstätt begann mit dem Bau im Jahr 1355. Warum der Name Willibaldsburg? Weil man sich als Örtlichkeit den "Berge des Hl. Willibalds" ausgesucht hat, heißt es auf der Seite der Stadt zur Geschichte. Die Nachfolger des Bischofs bauten weiter und verstärkten die Anlage. Eine erste Abbildung davon findet sich aus dem Jahr 1493 in einer Chronik.

Ab 1725 verliert die Willibaldsburg ihre Funktion

Die heutige Gestalt der Burg geht vor allem auf Conrad von Gemmingen zurück (Bischof von 1595 bis 1612). Er war es auch, der einen Apotheker beauftragte, den botanischen Garten "Hortus Eystettensis" anzulegen. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Burg umkämpft, verloren, zurückgewonnen. Als die Stadtresidenz 1725 erbaut und die fürstbischöfliche Hofhaltung dorthin verlegt wurde, habe die Willibaldsburg weitgehend ihre Funktion verloren, heißt es zur Geschichte weiter.

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Es folgten turbulente Zeiten. Die Burg wurde etwa zum Zuchthaus umfunktioniert, an Privatleute zum Abriss verkauft, zur Kaserne und auch zum Kriegesgefangenenlager für französische Soldaten. Im Jahr 1880 kaufte die Stadt die Burg. Dann übernahm 1900 der Staat und seit 1962 die Bayerische Schlösserverwaltung die Erhaltung.

Für den Tourismus in Eichstätt wird das laufende Jahr jedenfalls aufregend, nicht nur die Burg wird wiedereröffnet, ebenso der Dom nach Jahren der Sanierung. Bender sagt: "Wir sind in diesem Jahr in fiebriger Erwartung!"

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  • am 14.01.2024 10:58 Uhr / Bewertung:

    Ist das dieses berühmte Wirtshaussterben nach dem „Beben“?

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