G7-Gipfel: Goaßelschnalzen für die Staatsmächte

Trachtler, Goaßelschnalzer, Blasmusik, Seehofer – mehr Bayern geht nicht. Wenn die Bilder vom G7-Gipfel auf Schloss Elmau um die Welt gehen, will sich der Freistaat von seiner besten Seite zeigen. Schon auf dem Rolfeld geht's los.
München/Elmau - Die Mädls im feschen Dirndl, die Burschen in der Krachledernen, ein oberbayerischer Willkommensgruß mit Blumen in den Landesfarben weiß und blau - so wird der Freistaat Barack Obama, Bundeskanzlerin Angela Merkel und Co. beim G7-Gipfel in eineinhalb Wochen empfangen.
Fein rausgeputz in ihren Monturen werden auch die Bayerischen Gebirgsschützen am Rollfeld des Münchner Flughafens Spalier stehen für die Staats- und Regierungschefs der sieben führenden westlichen Industrienationen. Wann immer der Freistaat Hof hält, sind die "Hüter des wehrhaften Brauchtums", wie der Bund der Bayerischen Gebirgsschützenkompanien seine Aufgabe beschreibt, nicht weit. Bayern will der Welt zeigen, was Brauchtum und Tradition hierzulande bedeutet.
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Der G7-Gipfel 2015 findet am 7. und 8. Juni auf Schloss Elmau in Krün nahe Garmisch-Partenkirchen statt. Neben dem Gastgeberland Deutschland gehören die USA, Kanada, Japan, Frankreich, Großbritannien und Italien der Runde an.
Trachtler begrüßen die Staats- und Regierungschefs
"Wir werden mit 30 bis 40 Leuten am Flughafen sein", verrät der Vorsitzende des Bayerischen Trachtenverbandes, Max Bertl. Mehrere Vereine werden ihre Fahnen mitbringen, auch eine Blaskapelle spielt auf. "Ein Kinderpaar wird den Staatsgästen Blumengestecke überreichen", so Bertl. An der richtigen Auswahl der Trachtler dürfte es nicht fehlen. Immerhin betreut der Verband 165 000 Mitglieder und noch einmal 100 000 Kinder und Jugendliche.
Seehofer steht Spalier auf dem Rollfeld
Auch die bis zu 4000 Journalisten aus aller Welt, die im internationalen Pressezentrum in Garmisch-Partenkirchen über den Gipfel berichten werden, sollen erfahren, was es mit dem bayerischen Brauchtum auf sich hat. In Zusammenarbeit mit dem Bundespresseamt in Berlin veranstaltet der Freistaat am Abend vor dem ersten Gipfeltag einen bayerischen Abend im Olympia-Eissportzentrum. Das Land wolle sich von seiner besten Seite zeigen, sagt Regierungssprecherin Daniela Philippi. Goaßlschnalzer, Schuhplattler und Jodler dürften also aufgeboten werden.
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Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) will möglichst viele der Staatsgäste am Rollfeld persönlich begrüßen. Mehr Bayern geht nicht.
Obwohl: Traditionell krachen lassen dürfen es die Gebirgsschützen dieses Mal nicht. "Wir würden gerne Salut schießen", sagt Landeshauptmann Karl Steininger, aber das ließen die strengen Sicherheitsvorkehrungen beim G7-Gipfel nicht zu. Schließlich gilt für den US-Präsidenten Sicherheitsstufe 1. Der dreifache ohrenbetäubende Salut mit den Karabinern ist eine Ehrenbezeugung der Gebirgsschützen für Politiker und Prominenz.
Festlicher Abend in der Münchner Residenz
Für Regierungschefs und Präsidenten aus Nicht-G7-Ländern, die am zweiten Gipfeltag zu den Beratungen dazustoßen, gibt Seehofer am Abend zuvor ein festliches Abendessen im Antiquarium der Münchner Residenz. Auch dabei soll es weiß-blau zugehen. Schloss Elmau wird hingegen weitgehend folklorefrei bleiben. Weder Trachtler noch Gebirgsschützen sind dort vom Gastgeber Bundesregierung "gebucht". Jedenfalls liegen ihren Verbänden bisher keine Anfragen vor.
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In Schweigen hüllen sich die Sicherheitsbehörden beim Begleitprogramm für die mitreisenden Ehefrauen der Politiker und Merkels Ehemann Joachim Sauer. Im Gespräch sind aber wohl Besichtigungen von Schloss Linderhof in Ettal, des Geigenbaumuseums in Mittenwald oder ein Hüttenzauber. Auch auf das Freilichtmuseum des Bezirks Oberbayern an der Glentleiten in Großweil sollen die Protokollbeamten ein Auge geworfen haben, heißt es.
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Festzustehen scheint indes, dass Michelle Obama kein Interesse an Schuhplatteln, Goaßelschnalzen und Co. hat und lieber daheim bleibt.