Freundin erstochen: Angeklagter aus Freyung verurteilt
Passau - "Nur Sie wissen, was gewesen ist. Aber es wird einen geben, der Anspruch auf die Wahrheit hat", sagt der Vorsitzende Richter am Ende der Verhandlung, bei der Dominik R., der wegen Mordes angeklagt war, zu zwölf Jahren Haft wegen Totschlags verurteilt wurde. Er spricht auf Sohn Luca (2) an, dem der junge Mann auf der Anklagebank die Mutter Lisa H. († 20) genommen hat.
"Wenn er Sie mit 18 darauf anspricht, was gewesen ist, dann erzählen sie ihm die Wahrheit und beschönigen Sie nichts", ermahnt der Richter. Dominik R., 23, den Kopf gesenkt, hatte während der Urteilsverkündung seinen Verteidiger um ein Taschentuch gebeten. Während der zehn Prozesstage hatte der kahlköpfige Mann, der stets Sportklamotten trug, sich meist kühl und überlegen gegeben. Jetzt bricht die Fassade zusammen.
Zwölf Jahre wegen Totschlags
"Schau mich an! Du traust dich nicht!", rief dem Verurteilten ein blondes Mädchen zu, das vor dem Gefängniswagen auf ihn gewartet hatte und in den Armen ihrer Freundin weinte. Es ist eine Freundin der Getöteten. "Wir können nicht das Verhalten nach der Tat verurteilen", erklärt der Richter das Urteil, dass mancher Zuhörer als zu milde sieht.
Zwölf Jahre Freiheitsstrafe sind es – wegen Totschlags. Dominik R. ist laut Ansicht des Gerichts kein Mörder, sondern hat seine Ex-Freundin Lisa H. nach einem heftigen Streit im Oktober 2016 im Affekt erstochen. Es war das Ende einer On-Off-Beziehung, die von Streit und Eifersüchteleien geprägt war.
Die Staatsanwaltschaft und die Nebenkläger hatten auf lebenslange Haft und Mord plädiert, die Richter entsprachen dem Wunsch der Verteidigung. Domink H. hatte die Tat gestanden und gesagt, er habe davor eine Flasche Vodka getrunken.
Kaltschnäuzig und irritierend sei sein Verhalten nach der Bluttat gewese. Er kaufte über die Daten seiner Ex-Freundin Gold. Zuvor ließ sich eine Beleidigung gegen den Richter und zuvor Lisas Geburts- und Todesdatum mit den Worten "Gracias por todo" ("Danke für alles") tätowieren. Unmittelbar nach der Tat war er mit seinem Sohn nach Spanien gereist, schrieb Nachrichten in ihrem Namen von ihrem Handy - und ließ alle glauben, sie wäre noch am Leben.
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