Forsthaus-Valepp-Inhaber Rabl spricht über die erste Saison: "Jenseits von Gut und Böse"
Der Investor und Gastronom hat zusammen mit Manuel Neuer das Forsthaus Valepp gepachtet und für mehrere Millionen Euro renoviert. Im August wurde es eröffnet. Wie liefen die ersten Monate?
AZ: Herr Rabl, haben Sie es schon einmal bereut, das Forsthaus Valepp übernommen zu haben?
Johannes Rabl: Zu keiner Sekunde. Alles, was besonders ist, erfordert viel Arbeit und Einsatz, aber dann gibt es auch schöne Momente und besondere Freude, wenn man es geschafft hat. Um gut zu sein, muss es nicht zwangsläufig einfach sein.

Wie stressig war die erste Saison?
Das Forsthaus war in der öffentlichen Wahrnehmung sehr präsent, was für ein normales Wirtshaus relativ ungewöhnlich ist. Das hat nicht nur mit Manuel Neuer zu tun, sondern auch mit der Geschichte des Hauses. Es war kein neues Projekt, sondern die Wiederbelebung eines einst sehr bekannten Gastronomiebetriebs. Das kombiniert mit der Tatsache, dass wir in der Hochsaison, nämlich im August, aufgesperrt haben, war extrem intensiv.
Inwiefern?
Ich darf das sagen, weil ich erst kürzlich Papa geworden bin: Jeder, der in seinem Leben etwas eröffnet oder ein Geschäft aufgebaut hat, weiß, dass das vergleichbar ist mit einem kleinen Kind. Ein Baby, das auf die Welt kommt, schreit und keiner weiß, ob alles passt.
Irgendwann kehrt Ruhe ein und das Baby fängt an zu krabbeln. Dann steht es auf, fängt an zu gehen und steht eines Tages auf seinen eigenen Beinen. So ist das auch mit einem Betrieb. Kurz nach der Eröffnung stimmt natürlich noch nicht alles. Deshalb haben wir in der Phase vor allem auf das Feedback unserer Gäste gehört.
Erste Saison im Forsthaus Valepp "Die Preisgestaltung war nicht falsch"
Meinen Sie damit die Preise, die als zu hoch kritisiert wurden?
Nein, die Preisgestaltung war nicht falsch. Die Debatte darum war nicht mehr konstruktiv, sondern entwickelte sich zu einem regelrechten Shitstorm. Es ging nicht mehr um Fakten, sondern um Dinge, die jenseits von Gut und Böse waren. Durch eine Wettbewerbsanalyse von Berggasthöfen im Raum Spitzingsee/Tegernsee war offensichtlich, dass unsere Preise absolut im Rahmen sind.
Ich habe diverse Getränke verglichen, den Apfelstrudel, die Fleischpflanzerl, die Kaspressknödel, den Kaiserschmarrn und vieles mehr. Wir sind nicht preiswerter als andere, aber eben auch nicht teurer. Der wesentliche Unterschied war, dass es bei den anderen keinen interessiert hat. Im Nachhinein bin ich der Meinung, wir hätten das Essen verschenken können und es hätte immer noch nicht gepasst.
Was waren Punkte, die sie noch anpassen mussten?
Da geht es zum Beispiel darum, ob wir vorbereitet sind, wenn an einem Sonntagmittag im August plötzlich 700 Gäste vorbeikommen? Gibt es Dinge, die den Gästen in den Übernachtungszimmern fehlen? Oder was vermissen sie auf der Speisekarte?
Wir haben zum Beispiel in der ersten Saison im Selbstbedienungsbereich keinen Kaiserschmarrn angeboten. Der ist bei uns karamellisiert und muss à la minute zubereitet werden – das ging dort nicht. Wir testen nun über den Winter hinweg, wie wir ihn hausgemacht, aber mit veränderter Rezeptur auch im Selbstbedienungsbereich anbieten können.
Rabl über Manuel Neuer: "Wenn er nicht an der Säbener Straße ist, ist er am Tegernsee aktiv"
Welches Gericht kommt am besten an?
Im Bedienbereich sind es der Kaiserschmarrn und die Hirschcurrywurst. Alles, was mit heimischem Wild zu tun hat, das es woanders nicht gibt, läuft bei uns gut. Im Selbstbedienungsbereich waren es ganz bodenständige Schmankerl wie die Wildpflanzerl. Im Sommer haben wir dort bis Mittag auch ganz traditionell Weißwürscht mit Brezn angeboten, die gingen weg wie warme Semmeln.
Wir sprachen schon von Manuel Neuer – wie oft war er denn da?
Ich habe jetzt nicht gezählt, aber sehr regelmäßig. Wenn er nicht an der Säbener Straße ist, ist er am Tegernsee aktiv und wenn er da mal wandern geht oder Radl fährt, liegt es natürlich auf der Hand, dass er vorbeischaut. Oft haben wir uns auch zufällig im Forsthaus gesehen. Und natürlich haben wir uns auch häufig getroffen, um über weitere Pläne für das Forsthaus zu sprechen.

"Das Verkehrschaos ist nicht eingetreten"
Was denken Sie, wie viele Leute wegen ihm kommen?
Ob sie kommen, weil sie Manuel persönlich treffen wollen, oder weil sie vor 50 Jahren schon mal da waren und sehen möchten, wie es geworden ist, lässt sich schwer sagen. Es ist ein königliches Haus, es ist ein Wirtshaus, das es seit über 150 Jahren gibt, es war vor vielen Jahrzehnten ein sehr beliebtes Ausflugsziel, es wurde aufwendig saniert und dann steckt da noch ein Fußballer drin. Das ist natürlich eine Kombination, die viele Gäste interessiert.
Wie viele Menschen hatten Sie in der ersten Saison zu Gast?
Im Sommer waren es schon viele Hundert pro Tag. Wichtig ist, dass das Verkehrschaos auf der Straße nicht eingetreten ist. Es war sehr harmonisch, unser Parkplatz ist vollkommen ausreichend, es gab keine Konflikte zwischen Auto- und Radlfahrern. Und es war schön zu beobachten, dass mehr als zwei Drittel unserer Gäste mit dem Radl oder zu Fuß ins Forsthaus gekommen sind.
"Jetzt müssen wir erstmal das Dachgeschoss fertig bauen"
Bisher fuhr ja kein öffentlicher Bus zu Ihnen, wird sich das in der kommenden Saison ändern?
Ich bin optimistisch, dass in die Debatte wieder Schwung kommt. Wir hatten uns letztes Jahr darauf verständigt, dass wir die Saison erst mal analysieren. Auf dieser Basis kann man besser diskutieren. Ich bin aber nur ein Hilfesteller, beim ÖPNV können wir keine Entscheidungen treffen. Dafür ist der Landkreis verantwortlich.
Was sind die größten Herausforderungen fürs neue Jahr?
Jetzt müssen wir erstmal das Dachgeschoss mit vier weiteren Familienzimmern fertig bauen. Wir müssen Abläufe verfeinern und weitere Mitarbeiter finden – 80 Prozent des Forsthausteams konnten wir für die nächste Saison sichern, aber ein paar Stellen sind noch offen. Und dann müssen wir mit Elan weiter daran arbeiten, dass das Forsthaus, nun schon ein krabbelndes Kind, langsam aufsteht und auf eigenen Beinen steht.
- Themen:
- Bayern
- Manuel Neuer
- Tegernsee