Flüchtlingszustrom: Landratsämter im "Krisenmodus"

Normalerweise sind Landratsämter in Bayern dazu da, um Bauanträge zu genehmigen, um Fahrzeugpapiere auszustellen und um sich um Jugend- und Sozialhilfe zu kümmern. Der Flüchtlingszustrom stellt sie aber vor ganz neue Herausforderungen.
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Etliche Flüchtlinge warten am Rosenheimer Bahnhof auf ihre Registrierung. Die Landratsämter sind aufgrund der enormen Anzahl im "Krisenmodus".
dpa Etliche Flüchtlinge warten am Rosenheimer Bahnhof auf ihre Registrierung. Die Landratsämter sind aufgrund der enormen Anzahl im "Krisenmodus".

München - Die steigende Zahl von Flüchtlingen setzt die Landkreise in Bayern zunehmend unter Druck. "Der andauernde Zustrom von Flüchtlingen und Asylbewerbern führt dazu, dass alle Landratsämter in Bayern zwischenzeitlich über die Grenze der Belastbarkeit hinaus gefordert sind", sagte Klaus Schulenburg, Referent für Soziales beim bayerischen Landkreistag.

Man spreche schon seit einigen Wochen vom "Krisenmodus", sagte Brigitte Klöpf aus dem Landratsamt Oberallgäu. Das Personal reiche für die Bewältigung der Aufgaben im Bereich Asyl nicht mehr aus. Aus anderen Abteilungen müssten immer wieder Mitarbeiter einspringen - auch in den Abendstunden oder am Wochenende.

Die Belastung der Landratsämter hatte über Parteigrenzen hinweg für Aufregung gesorgt - der SPD-Landrat Michael Adam aus Regen etwa hatte kurzzeitig einen Aufnahmestopp für seinen Landkreis verhängen lassen, weil ein kleiner Ort noch mehr Flüchtlinge aufnehmen sollte. Und der Miesbacher Grünen-Landrat Wolfgang Rzehak hatte in einem Zeitungsinterview gesagt: "Wir stoßen überall an unsere Grenzen." Es bringe nichts, vor den Problemen die Augen zu verschließen.

Lesen Sie hier: 44 Flüchtlinge erkranken in Miesbacher Unterkunft

"Im Grunde sind alle Abteilungen des Hauses in irgend einer Weise involviert", sagte Christina Walzner vom Landratsamt München. Der rasche Anstieg der Flüchtlingszahlen sei eine enorme Herausforderung. Besonders schwer sei es derzeit, geeignete Unterkünfte zu finden. "Trotz größter Bemühungen, immer neue Plätze zu schaffen, sind die Kapazitäten in den dezentralen Unterkünften des Landkreises München derzeit erschöpft." Man müsse auf Notunterkünfte zurückgreifen - und hier beispielsweise dafür sorgen, dass es genügend Lebensmittel gibt oder dass die medizinische Versorgung der Menschen klappt.

Auch im Landkreis Cham seien die Behördenvertreter ständig auf der Suche nach passenden Gebäuden, sagte ein Sprecher: "Soweit Wohnraum auf die Schnelle nicht zur Verfügung steht, müssen Notunterkünfte gefunden und innerhalb kürzester Zeit in Zusammenarbeit mit den Hilfsorganisationen vorbereitet werden."

Die Landkreise bekommen von den Bezirksregierungen nach einem bestimmten Schlüssel Flüchtlinge zugewiesen und müssen sich um deren Betreuung kümmern.

Lesen Sie hier: Bayern mit Notlage bei Flüchtlingsunterbringung

Das Landratsamt Würzburg hat bereits sein Personal aufgestockt, wie Sprecherin Eva-Maria Schorno sagte. Andere Aufgaben blieben nicht liegen, versicherte sie: "Wir bemühen uns, dass alles weiterlaufen kann."

"Die Unterbringung und Versorgung von Asylbewerbern und unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen haben die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Landratsamt Rosenheim längst an ihre Belastungsgrenze gebracht", sagte Sprecher Michael Fischer. 25 bis 30 Vollzeitstellen seien allein mit dem Thema Flüchtlinge beschäftigt, Mitarbeiter aus anderen Sachgebieten seien zudem zur Unterstützung notwendig. Auch das Jugendamt sei stark beansprucht.

Um minderjährige Jugendliche, die ohne Eltern in Bayern ankommen, müssen sich die Jugendämter kümmern - also Pflegefamilien oder Heimplätze organisieren und sie sozialpädagogisch betreuen.

Viele Landratsämter und Verwaltungen kreisfreier Städte haben inzwischen Aufrufe gestartet, um noch mehr freiwillige Helfer zu gewinnen: Die Stadt Hof zum Beispiel sucht Freiwillige, die Fahrdienste für jugendliche Flüchtlinge - etwa zum Arzt - übernehmen können.

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