Florian Pronold: "Eine Frage der Gerechtigkeit"

Im AZ-Interview spricht SPD-Landeschef Florian Pronold unter anderem über Kanzlerkandidat Martin Schulz und dessen Agenda-Kritik.
Interview: Markus Lohmüller |
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Ein politisches Statement? Florian Pronold kommt als Robin Hood zur Fernseh-Prunksitzung "Fastnacht in Franken" nach. Mit dabei: Lebensgefährtin Sabrina Nebauer.
Ein politisches Statement? Florian Pronold kommt als Robin Hood zur Fernseh-Prunksitzung "Fastnacht in Franken" nach. Mit dabei: Lebensgefährtin Sabrina Nebauer. © Daniel Karmann/dpa

München - Die AZ hat mit Florian Pronold gesprochen. Der 44-Jährige ist seit 2009 Chef der SPD in Bayern. Im Mai zieht er sich allerdings von seinem Posten zurück.

AZ: Herr Pronold, was ist auf einmal mit der SPD los? Kaum hat Martin Schulz die Kanzlerkandidatur übernommen, läuft der Laden wieder.
Florian Pronold: Das ist doch super. Jetzt kommt in den Blick, was die SPD in der Regierung positiv für die Menschen verändert hat. Martin Schulz steht für das Thema Gerechtigkeit und viele Menschen spüren, dass wir in unserer Gesellschaft ein Defizit an Gerechtigkeit haben.

Wie groß ist die Sorge in Ihrer Partei, dass der Schulz-Effekt schnell wieder verpufft?
Die SPD kann den Kanzler stellen – das ist die Botschaft. Wenn ich das vor zwei Monaten gesagt hätte, hätten mich viele für nicht ganz zurechnungsfähig erklärt. Dass Umfragewerte mal rauf und mal runter gehen, ist dabei nicht das Problem. Wichtig ist vielmehr: Die Leute spüren, welches Potenzial wir haben und dass es bis zur letzten Minute spannend bleiben kann.

Von Sigmar Gabriel erbt Schulz nicht nur den Parteivorsitz, sondern auch die Rolle des Hauptredners beim Politischen Aschermittwoch in Vilshofen. Welche Erwartungen haben Sie?
Die SPD veranstaltet die größte Kundgebung zum Aschermittwoch in ganz Deutschland. Wir haben ein noch größeres Zelt als 2013 mit Peer Steinbrück und Christian Ude und erwarten 5000 Besucher. Die CSU hingegen ist an eine feuerpolizeiliche Obergrenze gebunden und darf gerade mal etwas mehr als 4000 Leute in die Passauer Dreiländerhalle holen. Das hat sie freilich noch nie davon abgehalten, doppelt so hohe Zahlen zu behaupten.

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Mit Schulz steht plötzlich wieder die Agenda 2010 infrage. Wie klug ist es, beim rot-grünen Reformprojekt eine Rolle rückwärts zu machen?
Die Aufregung um das Symbol Agenda 2010 verstehe ich nicht. Martin Schulz hat etwas angesprochen, was viele umtreibt. Menschen, die lange gearbeitet haben und dann arbeitslos werden, sollen länger Arbeitslosengeld beziehen. Das ist ein Aspekt der Agenda 2010, den wir verändern wollen. Viele andere Aspekte sind in den letzten Jahren, dort wo sie sich nicht bewährt haben, schon korrigiert worden.

Die Aufregung erklärt sich damit, dass man hinter der Ankündigung vor allem Taktik vermutet. Nicht zuletzt die Agenda 2010 hat Gerhard Schröder die Kanzlerschaft gekostet. Nun will Schulz Kanzler werden und stellt als Erstes die bei vielen ungeliebte Arbeitsmarktreform infrage.
Das ist eine Frage der Gerechtigkeit, keine taktische Frage. Ich finde es richtig, dass Martin Schulz beim Arbeitslosengeld längere Bezugszeiten für Menschen fordert, die ihr Leben lang hart gearbeitet haben. Für uns ist klar: Wir tun, was richtig ist. Inhaltslose Spielchen überlassen wir der CSU.

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Wie Gabriel im Bund haben Sie in Bayern Ihren Abschied vom Amt des Parteivorsitzenden erklärt. Ebenfalls in der Hoffnung, die SPD aus der Sackgasse zu führen?
Bei mir hatte das einen völlig anderen Hintergrund und ist ein längerer Prozess gewesen. Ich habe mich für diesen Schritt im Hinblick auf die Landtagswahl 2018 entschieden. Ich glaube, dass die SPD gut daran tut, eine kompetente, moderne und sympathische Frau dieser alten Machopartei CSU gegenüberzustellen. Deswegen habe ich Natascha Kohnen für den Parteitag im Mai als meine Nachfolgerin vorgeschlagen.

Mittlerweile gibt es schon vier Bewerbungen um den SPD-Landesvorsitz. Sind Sie überrascht, dass das Amt plötzlich so populär ist?
Ich freue mich, dass Natascha Kohnen eine Mitgliederbefragung vorgeschlagen hat. Die Zahl der Bewerber zeigt, dass es offensichtlich viele unterschiedliche Vorstellungen gibt, wie das Amt des Landesvorsitzenden ausgefüllt werden soll. Es ist gut, dass darüber jetzt auch diskutiert wird. Selber habe ich erlebt, dass sich niemand mit einer ernsthaften Gegenkandidatur aus dem Busch getraut hat. Wichtig ist jetzt, dass es keinen Wettbewerb der Personen gibt, in dem sich die Kandidaten gegenseitig beschädigen; sondern dass es ein Wettbewerb der Ideen und Konzepte wird.

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